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"50 Eintrachtler"
Zur Erinnerung an verfolgte Mitglieder
Zum 70. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau stellt Eintracht Frankfurt ein neues Projekt vor: "50 Eintrachtler". Damit soll ehemaligen Mitgliedern gedacht werden, die verfolgt und teilweise getötet wurden.
Vor 70 Jahren, am 27. Januar 1945, wurde das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau befreit. Zu diesem Anlass gibt es europaweit Erinnerungsveranstaltungen. Seit einigen Jahren gedenken an diesem Tag auch etliche Sportvereine der Opfer des Nationalsozialismus. Unter dem Motto „Nie wieder“ werfen sie dabei einen genauen Blick auf die eigene Geschichte und die Leben der verfolgten, überwiegend jüdischen, Sportler. Seit 2007 beteiligt sich auch Eintracht Frankfurt, indem die Mitglieder Stolpersteine für Ehemalige verlegen. Der erste wurde dem Architekten Emil Stelzer gewidmet, der Mitglied in der Turnabteilung des Vereins war. Sein Stein ist in der Finkenhofstraße zu finden.
Nun rief die Eintracht ein weiteres Projekt ins Leben. Es nennt sich „50 Eintrachtler“ und wird vom Eintracht Frankfurt Museum realisiert. 50 Lebens- und Leidensgeschichten werden dabei erzählt. „Wir haben welche, die glücklich enden. Aber auch Geschichten, die grausam, im Konzentrationslager, enden“, sagt Matthias Thoma, Geschäftsführer des Museums. Vereinfacht habe die Arbeit, dass viele Vereinszeitschriften seit den 20er-Jahren erhalten seien. Hier werden alle neuen Mitglieder erwähnt. Auch haben die Mitarbeiter Kontakt zu Angehörigen aufgenommen, um mehr über die Ehemaligen zu erfahren. Jedes Schicksal – manchmal auch das einer Familie oder eines Ehepaars – ist auf je einer Seite festgehalten. Diese Seiten sind einzeln im Eintracht Museum ausgestellt. „Wir haben extra von der Buchform abgesehen, damit wir das Projekt weiterführen können“, erklärt Thoma. Bisher sind rund 30 „Eintrachtler“ fertiggestellt, die nächsten 20 sollen bis Mai folgen. Das Projekt dient auch als Lehrmittel für Schulklassen.
Ein Exemplar erzählt die Biografie des Kapellmeisters Max Neumann, der 1928 in den Verein eintrat. Bei der 30-Jahr-Feier der Eintracht hatte er die künstlerische Leitung inne. Bis 1938 war Neumann unter anderem auch bei der Frankfurter Israelischen Religionsgemeinschaft als Dirigent tätig. Dann musste er fliehen, um seiner Verhaftung zu entgehen. Über Straßburg gelangte er nach Paris. Aber nach Kriegsausbruch war es auch hier nicht mehr sicher für ihn. Neumann floh vor den heranrückenden Deutschen Truppen bis nach Nizza, wo er schließlich gefasst wurde. Aber dem Frankfurter gelang die Flucht aus dem Gefängnis, indem er einen Wärter bestach. In den Wäldern bei Valence überlebte er bis Kriegsende. 1943 zog es ihn nach Lyon, wo er an der Oper dirigierte. Später kehrte er nach Frankfurt zurück. Am 3. November 1960 starb Neumann hier im Alter von 66 Jahren.
Das Projekt „50 Eintrachtler“ wurde im Rahmen einer Gedenkveranstaltungen in der B'nai B'rith Frankfurt Schönstädt Loge vorgestellt. Sowohl der Präsident der Lounge, Ralph Hofmann, als auch Eintracht-Präsident Peter Fischer sowie Stadtkämmerer Uwe Becker (CDU) hielten eine Ansprache. Alle Redner betonten, dass das Thema Fremdenhass und Antisemitismus nach wie vor aktuell ist. Fischer erzählte etwa, wie stolz er auf seinen 17-jährigen Sohn sei, der am Montag an der Gegendemonstration der Pegida-Kundgebung teilgenommen hatte. „Wir alle müssen uns wehren und wir müssen uns zeigen“, sagte er. Fischer gab auch bekannt, dass die Satzung des Vereins überarbeitet werden soll. Denn Themen wie Diskriminierung und Toleranz seien nur „schwammig formuliert.“ Hier wolle sich die Eintracht „eindeutig positionieren“.
Becker merkte dagegen an, wie sich ein neuer Antisemitismus auf das Leben der Menschen, auch in Frankfurt, auswirke. „Heute müssen sich jüdische Mitbürger wieder fragen, ob sie ihre Religion frei ausleben können, ob sie ihre Kippa offen tragen sollen, ob sie es ihren Kindern empfehlen“, so der Stadtkämmerer.
Nun rief die Eintracht ein weiteres Projekt ins Leben. Es nennt sich „50 Eintrachtler“ und wird vom Eintracht Frankfurt Museum realisiert. 50 Lebens- und Leidensgeschichten werden dabei erzählt. „Wir haben welche, die glücklich enden. Aber auch Geschichten, die grausam, im Konzentrationslager, enden“, sagt Matthias Thoma, Geschäftsführer des Museums. Vereinfacht habe die Arbeit, dass viele Vereinszeitschriften seit den 20er-Jahren erhalten seien. Hier werden alle neuen Mitglieder erwähnt. Auch haben die Mitarbeiter Kontakt zu Angehörigen aufgenommen, um mehr über die Ehemaligen zu erfahren. Jedes Schicksal – manchmal auch das einer Familie oder eines Ehepaars – ist auf je einer Seite festgehalten. Diese Seiten sind einzeln im Eintracht Museum ausgestellt. „Wir haben extra von der Buchform abgesehen, damit wir das Projekt weiterführen können“, erklärt Thoma. Bisher sind rund 30 „Eintrachtler“ fertiggestellt, die nächsten 20 sollen bis Mai folgen. Das Projekt dient auch als Lehrmittel für Schulklassen.
Ein Exemplar erzählt die Biografie des Kapellmeisters Max Neumann, der 1928 in den Verein eintrat. Bei der 30-Jahr-Feier der Eintracht hatte er die künstlerische Leitung inne. Bis 1938 war Neumann unter anderem auch bei der Frankfurter Israelischen Religionsgemeinschaft als Dirigent tätig. Dann musste er fliehen, um seiner Verhaftung zu entgehen. Über Straßburg gelangte er nach Paris. Aber nach Kriegsausbruch war es auch hier nicht mehr sicher für ihn. Neumann floh vor den heranrückenden Deutschen Truppen bis nach Nizza, wo er schließlich gefasst wurde. Aber dem Frankfurter gelang die Flucht aus dem Gefängnis, indem er einen Wärter bestach. In den Wäldern bei Valence überlebte er bis Kriegsende. 1943 zog es ihn nach Lyon, wo er an der Oper dirigierte. Später kehrte er nach Frankfurt zurück. Am 3. November 1960 starb Neumann hier im Alter von 66 Jahren.
Das Projekt „50 Eintrachtler“ wurde im Rahmen einer Gedenkveranstaltungen in der B'nai B'rith Frankfurt Schönstädt Loge vorgestellt. Sowohl der Präsident der Lounge, Ralph Hofmann, als auch Eintracht-Präsident Peter Fischer sowie Stadtkämmerer Uwe Becker (CDU) hielten eine Ansprache. Alle Redner betonten, dass das Thema Fremdenhass und Antisemitismus nach wie vor aktuell ist. Fischer erzählte etwa, wie stolz er auf seinen 17-jährigen Sohn sei, der am Montag an der Gegendemonstration der Pegida-Kundgebung teilgenommen hatte. „Wir alle müssen uns wehren und wir müssen uns zeigen“, sagte er. Fischer gab auch bekannt, dass die Satzung des Vereins überarbeitet werden soll. Denn Themen wie Diskriminierung und Toleranz seien nur „schwammig formuliert.“ Hier wolle sich die Eintracht „eindeutig positionieren“.
Becker merkte dagegen an, wie sich ein neuer Antisemitismus auf das Leben der Menschen, auch in Frankfurt, auswirke. „Heute müssen sich jüdische Mitbürger wieder fragen, ob sie ihre Religion frei ausleben können, ob sie ihre Kippa offen tragen sollen, ob sie es ihren Kindern empfehlen“, so der Stadtkämmerer.
28. Januar 2015, 12.10 Uhr
Christina Weber
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