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Interview
Gegen die Geschlechterrollenbilder
Frankfurt feiert 30 Jahre Grooveschmiedin Anne Breick, 30 Jahre Frauen Musik Büro und 25 Jahre Frauenreferat mit zwei großen Konzert-Events. Hier die Interviews dazu mit Anne Breick, dem FMB und Gabriele Wenner vom Frauenreferat.
JOURNAL FRANKFURT: 30 Jahre im Dienste der Trommeln – wenn man ans alte Klischee der Beat-Ära denkt (den armen Ringo bei den Beatles traf das immer volle Kanne, der wurde wie alle seine Kollegen als komplett gaga bezeichnet): was macht das mit einem, sprich welche Risiken und Nebenwirkungen bringen die Drums mit sich?
Anne Breick: Viele Nebenwirkungen, die ich aber liebe. Ich bin sozusagen Beat-fixiert, d.h. Grooves bestimmen mein Leben und lassen mich Musik immer nur noch beat-lastig wahrnehmen. Das macht schon hochgradig süchtig. Außerdem nehme ich mir bei all meinen Kursen vor, meine Student/innen und Schüler/Innen da gleich mit reinzuziehen. Also - erhöhte Beat-Ansteckungsgefahr.
Schon in Konzertmotto steckt ein wichtiger biografischer Hinweis: die Tochter eines Schmieds. Also wurde Deine Kindheit durch Schläge geprägt, aber welche auf den Amboss. Ernsthaft: hat Dir das bewusst, unbewusst oder unterbewusst die Beats in den Körper getrieben?
Ja, das stimmt, darauf bin ich gekommen, als ich meinem Vater auf einer Handglocke was vorgespielt hat und der hat es gleich total beatsicher wiedergegeben. Schmiede waren auch im 12 Jahrhundert die ersten Trommler, weil sie die Trommeln bauen konnten. Das Werkzeug dazu hatten sie ja.
Die frühe Faszination Spielmannszug ist ja geblieben und definiert sich bei Dir neu bei den Tens of Tons. Aber ein Ensemble reicht Dir nicht. Brauchst Du die ganzen Bands auch, um die ganze Bandbreite rhythmischer Arbeit umzusetzen?
Ja, ich liebe die Abwechselung und das Zusammenführen auch von teils ungewohnten Kombis wie zum Beispiel Alpenhackbrett meets Latin-Grooves oder Mülltonnen go Klassik etc. Viele unterschiedlichste Begegnungen und Kombis kann man auch bei meiner Revue am 15.11. genießen. Meine Bands und meine tollen Kolleg/Innenfordern meine Vielseitigkeit und das hält fit und macht lebendig!
Selbst spielen ist das eine, Kommunikationsplattformen schaffen eine andere, Gelerntes weitergeben als Dozentin und Musikpädagogin, wie wichtig ist dieser Teil Deine Arbeit?
Meine Lehrtätigkeit ist mittlerweile der wichtigste Teil meiner Arbeit mit fast 70%. Dazu gehören Wochenend-Seminare, Bandcoaching-Termine oder auch mehr Lehrauftrag an der Hochschule für Musik (HfMDK). Ich liebe es, mein Wissen weiterzugeben und zu sehen, wie ich Leute motivieren und infizieren kann.
Kann man sagen, dass im Zentrum Deiner Arbeit auch immer die Frau steht. Emanzipatorische Arbeit im Rahmen der Musik, auch konkrete Arbeit gegen Klischees und Rollenbilder gerade auch in der Musik?
Ich glaube ich bin in Persona genug Rollenklischee. Profi-Musikerin, Bandchefin, Komponistin, Arrangeurin, Sängerin, Trommlerin, Marketingqueen, Veranstalterin etc... Und natürlich ziehe ich als Frau und Musikerin auch immer Frauen in mein Workshops und Seminare. Das ist Emanzipation in Music-Action.
Trommelarbeit ohne Inspirationen aus Afrika, der Karibik, Südamerika ist eigentlich undenkbar. Wie hast Du diese Welten für Dich entdeckt und hattest Du da auch mit Vorurteilen zu kämpfen, getreu dem Motto „Schuster bleib bei Deinen Leisten“ und von wegen Authentizität. Da wären Dir nur Walzer. Ländler und Polkas geblieben. Eine gruselig Vorstellung oder? Allen Kritikern konntest Du ja spätestens jetzt sagen: Hey, bei Kick La Luna spielen zwei Brasilianerinnen mit. Unabhängig davon: ist das für Dich eine Art „Adelsprädikat“?
Ja, meine Studienaufenthalte in Kuba und Brasilien waren und sind immer noch, immer wieder Inspirationsquelle. Dass ich dazu noch das Glück habe, solchen wundervollen Musikerinnen aus Brasilien (Zélia Fonseca und Angela Frontera, die diesmal leider nicht dabei ist) zu begegnen und mit beiden mittlerweile fast zehn Jahre zusammenspiele konnte. Davon träumen viele und dafür bin ich sehr dankbar. Mein Adelsprädikat war eigentlich die dreimalige Einladung als Dozentin für Fortgeschrittene zum Samba Syndrom nach Berlin in die Landes-Musik-Akademie. Für die Samba-Szene als Nicht-Brasilianerin und Hessin eine wirkliche Auszeichnung.
Auch das Frauen Musik Büro feiert Geburtstag. Welchen Stellenwert nimmt der Aufbau dieses Vereins in Deiner Biografie ein, was konntest Du als Teil des Teams in all den Jahren, in denen Du dabei warst, bewegen, was hat Dir das ganz persönlich gebracht?
30 Jahre Frauen Musik Büro – Glückwunsch: 25 Jahre davon war ich Mit-Initiatorin und im Vorstand. Das war eine wichtige Zeit. Ich habe viele tolle Musikerinnen kennen gelernt. Dadurch stieg auch meine persönliche Sicherheit, in dem männerdominierten Business zu bestehen. Aus dieser intensiven Arbeit ist u.a. auch ein Profi-Musikerinnen-Netzwerk entstanden, auf das ich stolz bin und das ich bis heute praktisch nutzen kann, wenn wir bei Kick La Luna z.B. für CD-Aufnahmen Gäste oder Aushilfen für unsere Live-Gigs suchen.
>> Weiter im Text
- Ein Interview mit Hildegard Bernasconi und Mane Stelzer vom FrauenMusikBüro
- Ein Interview mit Gabriele Wenner vom Frauenreferat
Anne Breick: Viele Nebenwirkungen, die ich aber liebe. Ich bin sozusagen Beat-fixiert, d.h. Grooves bestimmen mein Leben und lassen mich Musik immer nur noch beat-lastig wahrnehmen. Das macht schon hochgradig süchtig. Außerdem nehme ich mir bei all meinen Kursen vor, meine Student/innen und Schüler/Innen da gleich mit reinzuziehen. Also - erhöhte Beat-Ansteckungsgefahr.
Schon in Konzertmotto steckt ein wichtiger biografischer Hinweis: die Tochter eines Schmieds. Also wurde Deine Kindheit durch Schläge geprägt, aber welche auf den Amboss. Ernsthaft: hat Dir das bewusst, unbewusst oder unterbewusst die Beats in den Körper getrieben?
Ja, das stimmt, darauf bin ich gekommen, als ich meinem Vater auf einer Handglocke was vorgespielt hat und der hat es gleich total beatsicher wiedergegeben. Schmiede waren auch im 12 Jahrhundert die ersten Trommler, weil sie die Trommeln bauen konnten. Das Werkzeug dazu hatten sie ja.
Die frühe Faszination Spielmannszug ist ja geblieben und definiert sich bei Dir neu bei den Tens of Tons. Aber ein Ensemble reicht Dir nicht. Brauchst Du die ganzen Bands auch, um die ganze Bandbreite rhythmischer Arbeit umzusetzen?
Ja, ich liebe die Abwechselung und das Zusammenführen auch von teils ungewohnten Kombis wie zum Beispiel Alpenhackbrett meets Latin-Grooves oder Mülltonnen go Klassik etc. Viele unterschiedlichste Begegnungen und Kombis kann man auch bei meiner Revue am 15.11. genießen. Meine Bands und meine tollen Kolleg/Innenfordern meine Vielseitigkeit und das hält fit und macht lebendig!
Selbst spielen ist das eine, Kommunikationsplattformen schaffen eine andere, Gelerntes weitergeben als Dozentin und Musikpädagogin, wie wichtig ist dieser Teil Deine Arbeit?
Meine Lehrtätigkeit ist mittlerweile der wichtigste Teil meiner Arbeit mit fast 70%. Dazu gehören Wochenend-Seminare, Bandcoaching-Termine oder auch mehr Lehrauftrag an der Hochschule für Musik (HfMDK). Ich liebe es, mein Wissen weiterzugeben und zu sehen, wie ich Leute motivieren und infizieren kann.
Kann man sagen, dass im Zentrum Deiner Arbeit auch immer die Frau steht. Emanzipatorische Arbeit im Rahmen der Musik, auch konkrete Arbeit gegen Klischees und Rollenbilder gerade auch in der Musik?
Ich glaube ich bin in Persona genug Rollenklischee. Profi-Musikerin, Bandchefin, Komponistin, Arrangeurin, Sängerin, Trommlerin, Marketingqueen, Veranstalterin etc... Und natürlich ziehe ich als Frau und Musikerin auch immer Frauen in mein Workshops und Seminare. Das ist Emanzipation in Music-Action.
Trommelarbeit ohne Inspirationen aus Afrika, der Karibik, Südamerika ist eigentlich undenkbar. Wie hast Du diese Welten für Dich entdeckt und hattest Du da auch mit Vorurteilen zu kämpfen, getreu dem Motto „Schuster bleib bei Deinen Leisten“ und von wegen Authentizität. Da wären Dir nur Walzer. Ländler und Polkas geblieben. Eine gruselig Vorstellung oder? Allen Kritikern konntest Du ja spätestens jetzt sagen: Hey, bei Kick La Luna spielen zwei Brasilianerinnen mit. Unabhängig davon: ist das für Dich eine Art „Adelsprädikat“?
Ja, meine Studienaufenthalte in Kuba und Brasilien waren und sind immer noch, immer wieder Inspirationsquelle. Dass ich dazu noch das Glück habe, solchen wundervollen Musikerinnen aus Brasilien (Zélia Fonseca und Angela Frontera, die diesmal leider nicht dabei ist) zu begegnen und mit beiden mittlerweile fast zehn Jahre zusammenspiele konnte. Davon träumen viele und dafür bin ich sehr dankbar. Mein Adelsprädikat war eigentlich die dreimalige Einladung als Dozentin für Fortgeschrittene zum Samba Syndrom nach Berlin in die Landes-Musik-Akademie. Für die Samba-Szene als Nicht-Brasilianerin und Hessin eine wirkliche Auszeichnung.
Auch das Frauen Musik Büro feiert Geburtstag. Welchen Stellenwert nimmt der Aufbau dieses Vereins in Deiner Biografie ein, was konntest Du als Teil des Teams in all den Jahren, in denen Du dabei warst, bewegen, was hat Dir das ganz persönlich gebracht?
30 Jahre Frauen Musik Büro – Glückwunsch: 25 Jahre davon war ich Mit-Initiatorin und im Vorstand. Das war eine wichtige Zeit. Ich habe viele tolle Musikerinnen kennen gelernt. Dadurch stieg auch meine persönliche Sicherheit, in dem männerdominierten Business zu bestehen. Aus dieser intensiven Arbeit ist u.a. auch ein Profi-Musikerinnen-Netzwerk entstanden, auf das ich stolz bin und das ich bis heute praktisch nutzen kann, wenn wir bei Kick La Luna z.B. für CD-Aufnahmen Gäste oder Aushilfen für unsere Live-Gigs suchen.
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- Ein Interview mit Hildegard Bernasconi und Mane Stelzer vom FrauenMusikBüro
- Ein Interview mit Gabriele Wenner vom Frauenreferat
4. November 2014, 05.01 Uhr
Detlef Kinsler
Detlef Kinsler
Weil sein Hobby schon früh zum Beruf wurde, ist Fotografieren eine weitere Leidenschaft des Journal-Frankfurt-Musikredakteurs, der außerdem regelmäßig über Frauenfußball schreibt. Mehr von Detlef
Kinsler >>
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