„Wie Gott uns schuf“

Queer und katholisch

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In der TV-Dokumentation „Wie Gott uns schuf“, die am Montag in der ARD erschienen ist, outen sich 118 LGBTIQ+-Personen. Mit dabei ist auch ein Frankfurter: der katholische Theologe und Geschäftsführer des Weltladen Bornheim Stefan Diefenbach.

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25 Jahre war er Mitglied einer Ordensgemeinschaft, dann outete er sich bei einer Sitzung als schwul. Nach seinem Coming-out herrschte Schweigen, niemand habe reagiert, erzählt Stefan Diefenbach in der ARD-Dokumentation „Wie Gott uns schuf“. Danach habe man ihn gebeten, den Raum zu verlassen. „Und da war klar: Okay, das ist ein Bruch und es geht jetzt auf jeden Fall anders weiter“, sagt Diefenbach. Das sei zum einen eine Erleichterung, zum anderen auch „unendlich traurig“ gewesen.

Diefenbach ist eine von insgesamt 118 LGBTIQ+-Personen, die sich in der am Montag erschienenen Dokumentation outen. Der Frankfurter ist katholischer Theologe, Geschäftsführer des Weltladens in Bornheim, Mitglied in der Gemeinde Sankt Josef und seit 2016 mit einem Mann verheiratet. In seinem Buch „Paare. Riten. Kirche“ hat Diefenbach zusammen mit einem weiteren Theologen und zwei Autorinnen festgehalten, was zwar offiziell nicht erlaubt, aber dennoch längst praktiziert wird: Segensfeiern. Letztlich wurden 35 solcher individuellen Riten in dem Buch festgehalten, nicht als Anleitung, wie Diefenbach betont, sondern eher als Diskussionsbeitrag. Sie zeigen, dass es bereits durchaus möglich ist, gleichgeschlechtliche Paare zu segnen, auch ohne die Erlaubnis aus Rom.

Anders als Diefenbach bekennen sich bislang aber nicht alle in der Dokumentation gezeigten Personen in der Öffentlichkeit zu ihrer Sexualität. Manche von ihnen bleiben komplett anonym. So erzählt ein Priester aus Hessen, dessen Gesicht nicht gezeigt und Stimme nachgesprochen wird, er oute sich nicht, weil „innerhalb des kirchlichen Raums noch keine Gewissheit da ist, wie mit dem Thema insgesamt umgegangen wird.“

Hinter der circa einstündigen Reportage von Hajo Seppelt, Katharina Kühn und Marc Rosenthal steht die Initiative „#OutInChurch. Für eine Kirche ohne Angst“. Inspiriert wurden sie von der Aktion #ActOut, bei der sich im vergangenen Jahr 185 lesbische, schwule, bisexuelle, queere, nicht-binäre und trans* Schauspielerinnen und Schauspieler im SZ-Magazin outeten.


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