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US-Generalkonsul

Der neue Captain

Norman Thatcher Scharpf ist seit August US-Generalkonsul in Frankfurt. Im Gespräch erzählt er von seinen Aufgaben, seinen hessischen Vorfahren und verrät seine Lieblingsorte in der Stadt.
JOURNAL FRANKFURT: Mr. Thatcher Scharpf, haben Sie schon unser Lokalgetränk Apfelwein probiert?
Norman Thatcher Scharpf: Bisher noch nicht. Aber ich habe schon Grüne Soße mit Schnitzel und hartgekochten Eiern gegessen, und sie hat mir geschmeckt.

Sie sind seit August Generalkonsul in Frankfurt. Sind Sie zum ersten Mal in Frankfurt?
Ich war schon einige Male in Frankfurt, allerdings ist das schon länger her. Zum letzten Mal im Jahr 2005 im Rahmen einer Konferenz. Ich erinnere mich an den Weihnachtsmarkt in der Innenstadt.

Was hat sich in Ihren Augen in Frankfurt verändert?
Ich bin kein Experte, da ich nur kurze Zeit in der Stadt verbracht habe, aber Frankfurt erscheint mir moderner. Besonders die Skyline ist markanter geworden. Die Stadt hat einen guten Job gemacht, was die Fahrradwege und die Grünanlagen betrifft. Immer wenn meine Familie und ich unterwegs waren, haben wir besonders auf Parkanlagen und Spielplätze geschaut. Mittlerweile sind meine Kinder aus dem Spielplatzalter herausgewachsen, aber für mich ist der Zustand von diesen Anlagen ein Indikator dafür, wie erfolgreich eine Stadt ist. Da wir zwei Hunde haben, sind wir immer noch gerne in den Parks unterwegs.

An welchen Orten in Frankfurt sind Sie sonst gerne?
Ich gehe gerne in die Innenstadt. Ich finde es bemerkenswert, wie die Stadt aus den Trümmern des Zweiten Weltkriegs wiederaufgebaut wurde. Wenn Sie einen Amerikaner dorthin mitnehmen, der sich mit der Geschichte nicht auskennt, würde er denken, dass viele dieser Gebäude Hunderte von Jahren alt sind.

Meinen Sie damit die neue Altstadt?
Ja, die Gebäude regen mich zum Nachdenken über die Geschichte an.

Das US-Generalkonsulat in Frankfurt ist das größte in Europa.
Ja, das stimmt. Wir haben mehr als 1000 Mitarbeiter. Von hier aus unterstützen wir unsere Botschaften und Konsulate weltweit. Frankfurt ist gut angebunden, liegt zentral und außerdem in derselben Zeitzone wie viele andere Botschaften in Europa und Afrika.

Wie würden Sie unseren Leserinnen und Lesern Ihre Aufgaben beschreiben?
Ich sorge dafür, dass alle Mitarbeiter im Interesse der US-Regierung perfekt zusammenarbeiten. Ich repräsentiere außerdem die USA gegenüber den Behörden und der Öffentlichkeit. Ich halte die Verbindung zu den Landesregierungen von Hessen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und dem Saarland sowie zu den Stadtregierungen. Natürlich gibt es auch wirtschaftliche Interessen: Die USA investieren in Deutschland, Deutschland ist einer der größten Handelspartner der USA. Da spielt Frankfurt als internationaler Banken- und Handelsplatz eine große Rolle.

Wie wird man US-Generalkonsul? Kann man sich für diese Aufgabe bewerben oder wird man ernannt?
Die Besetzung erfolgt über ein Bewerbungsverfahren. 99 Prozent aller Stellen unterliegen dem strikten Rotationsprinzip. Ich werde für drei Jahre hier in Frankfurt sein. Als ich 2018 nach Washington kam und meine weitere Laufbahn geplant habe, war es klar, dass meine Frau und ich wieder nach Europa wollten. Einen Großteil meiner diplomatischen Laufbahn habe ich in Europa verbracht. Dies hier ist meine siebte Europa-Station.

Das Foto von Ihnen ist am Luftbrückendenkmal entstanden. Welche Bedeutung hat dieser Ort für Sie?
Hier werden die deutsch-amerikanischen Beziehungen greifbar. Dieser Ort symbolisiert, was möglich ist, wenn unsere beiden Nationen zusammenarbeiten. Es ist wichtig, die Erinnerungen aufrechtzuerhalten. Der Ort erinnert uns an unsere gemeinsame Geschichte und unsere gemeinsamen Werte. Er mahnt uns aber auch, gemeinsame Lösungen für die Herausforderungen der Zukunft zu finden, seien es Klimawandel, nachhaltige Wirtschaft oder die Covid-Krise.

Die deutsch-amerikanischen Beziehungen waren in den vergangenen Jahren nicht immer die besten. Was muss jetzt passieren?
Aus Gesprächen mit Deutschen weiß ich, dass die Wiederherstellung des Vertrauens am wichtigsten ist. Die Covid-Krise war nicht förderlich, weil persönliche Begegnungen unmöglich wurden. Die Lösung liegt jetzt in Zusammenarbeit, zum Beispiel auf technologischer Ebene.
Die jüngere Generation hat nicht die erfolgreiche Geschichte unserer Beziehungen erlebt. Wie können wir der jüngeren Generation die Bedeutung verdeutlichen? Wir haben regelmäßige Treffen mit einem Jugendbeirat, um Ideen zu sammeln, wie dieses Vertrauen wiederhergestellt werden kann.

Ihre Vorfahren stammen zum Teil aus Hessen und Baden-Württemberg. Sie haben also deutsche Wurzeln.
Ja, das stimmt. Meine Vorfahren emigrierten um 1860 nach Pittsburgh, Pennsylvania, auf der Suche nach einem besseren Leben. Sie kamen aus ärmlichen Verhältnissen. Vier Generationen später bin ich nun hier als US-Diplomat mit 75 Prozent deutschen Wurzeln.

Dieses Interview ist zuerst in der November-Ausgabe (11/21) des JOURNAL FRANKFURT erschienen.
 
Fotogalerie:
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17. November 2021, 12.38 Uhr
Jasmin Schülke
 
Jasmin Schülke
Studium der Publizistik und Kunstgeschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit Oktober 2021 Chefredakteurin beim Journal Frankfurt. – Mehr von Jasmin Schülke >>
 
 
 
 
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