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The Dome
„Wir sind kein Luftschloss“
Bekommt Frankfurt die modernste Multifunktionshalle der Welt? Bis 2024 wollen der Architekt Michael Felka und der ehemalige Schwimmer und Initiator des Projekts Felix Scheuerpflug am Flughafen „The Dome“ bauen.
JOURNAL FRANKFURT: Ihr Projekt „The Dome“ steht vor allem für kurze Wege und Kompaktheit. Es umfasst einen Komplex aus einer großen und einer kleinen Halle, einem Parkhaus und einem Hotel, bei dem eine komplette Etage für die Künstler und Künstlerinnen reserviert ist.
Felix Scheuerpflug: Für jeden Veranstalter ist eine direkte Anbindung wie hier am Flughafen eine Traumvorstellung. Der Künstler oder die Künstlerin können hier landen und ungestört über das Gelände ins Hotel fahren. Sie machen sich dort fertig und sind direkt im Backstage-Bereich. Deshalb gehört diese eine Etage auch nicht zum Hotel, sondern bleibt in unserem Zugriff. Wenn wir hier eine solche Halle hinstellen, wird jeder Weltstar, den Sie kennen, darin spielen wollen.
Die Halle wäre mit 23 000 Zuschauerplätzen die zweitgrößte Europas.
Scheuerpflug: Und es wird die modernste und digitalste Halle der Welt, bis die nächste gebaut wird. Die Innenseite der Halle wird eine einzige Digitalfläche sein. Wir können die Hallenatmosphäre durch LED-Technik, durch Licht und Akustik so verändern, dass sie auch mit 8 000 Menschen den Eindruck haben, sie seien in einer ausverkauften Halle.
Eines der Highlights soll eine „Gondola“ direkt unter dem Dach der Halle werden.
Michael Felka: Das gibt es in ganz Europa noch nicht. Das ist eine feste Konstellation über zwei Etagen mit einem ganz exklusi- ven Blick auf das Spielfeld. Und ich möchte ergänzen, wir werden auch einen der größ- ten Videowürfel Deutschlands haben.
Scheuerpflug: Der aktuelle Würfel der Commerzbank-Arena ginge da viermal rein.
Das sind große Dimensionen.
Scheuerpflug:Wir werden immer als „Dummschwätzer“ und Phantasten dargestellt. Wir lassen uns dadurch aber nicht beirren, sondern arbeiten in Ruhe weiter. Das Projekt ist extrem durchdacht. So hat auch die Hallengröße einen großen Vorteil.
Credit: The Dome
Welchen?
Scheuerpflug: Der Künstler oder die Künstlerin sagt einem Konzertveranstalter eine gewisse Summe, die er oder sie für die Show haben will. Und dem ist die Hallengröße egal. Letztendlich muss der Promoter diese Summe und die zusätzlichen Kosten erwirtschaften. Wenn ich 10 000 Plätze habe, muss ich einen gewissen Ticket-Preis nehmen. Wenn ich 20 000 Plätze habe, kann ich anders kalkulieren.
Die Karten werden günstiger.
Scheuerpflug: Absolut. Ich würde in der Nähe von Spielfläche oder Bühne genauso teuer blei- ben, aber ich kann auf den oberen Rängen deutlich günstiger werden. Es war uns wichtig, dass es durch die Kapazität auch Tickets gibt, die sozial verträglich sind.
„The Dome“ soll neben 120 Shows im Jahr vor allem eine Halle für den Sport sein.
Scheuerpflug: Wir wollen Frankfurt durch die Halle zurück auf den Sportradar holen. Ich liebe Fußball, aber dieses Land kennt ja nur eine Sportart. Frankfurt findet auf der Landkarte von Großsportevents eigentlich überhaupt nicht statt. Dazu muss man nach Köln, Berlin, Hamburg oder Mannheim. Das ist für Frankfurt, das sich gerne mit dem Synonym „Sportstadt“ schmückt, eigentlich blamabel. Frankfurt muss wieder Finalstadt werden!
Die regionalen Teams sehnen sich schon seit Jahren nach einer modernen, großen Halle. Seit Jahrzehnten plant die Stadt eine neue Halle, mittlerweile am Kaiserlei. Die United Volleys und die Löwen Frankfurt haben aber Vorverträge für den Dome unterschrieben.
Scheuerpflug: Die Löwen und Volleys haben sich klar und unverrückbar für das Dome-Projekt ausgesprochen. Was die Löwen und die Skyliners betrifft, so haben beide das gleiche Angebot bekommen. Wir haben Mietfreiheit zugesichert und alle Vermarktungs- und alle Eintritts-Einnahmen. Wir haben darüber hinaus eine Summe von 1,5 Millionen Euro pro Jahr angeboten, die aber volatil ist und von den verkauften Tickets abhängt. Das ist von den Löwen als das generöseste Angebot bezeichnet worden, das es im deutschen Sport gibt, außer der Fußball-Bundesliga.
Gunnar Wöbke, der Geschäftsführer der Fraport Skyliners, hat nicht unterschrieben und favorisiert weiter eine Halle am Kaiserlei. Stimmt es, dass Sie sich auch um eine Lizenz für ein eigenes Basketball-Team bemühen?
Scheuerpflug: Nein, das haben wir nicht. Aber seit öffentlich über „The Dome“ gesprochen wird, melden sich auch Menschen bei uns. Da gibt es unter anderem auch Basketballclubs aus der Region, die sagen, sie würden gerne in die höchste Spielklasse kommen und in einer solchen Halle spielen. Natürlich führen wir dann Gespräche. Wir wissen ja nicht, wie es weitergeht.
An dem Konkurrenzprojekt kritisieren Sie neben der Größe vor allem die Lage der Halle.
Scheuerpflug: Ich rede nicht gerne über Projekte anderer. Aber wenn man in der Region wohnt und abends die A661 Richtung Norden fährt, weiß man, dass das schon jetzt eine Katastrophe ist. Der Gedanke, dass dort noch eine Halle hin soll, ist mir nie in den Kopf gegangen.
Credit: The Dome
Warum halten Sie den Flughafen für den besseren Standort? Auch dort ist viel Verkehr.
Scheuerpflug: Der Unterschied zum Kaiserlei ist: Zum Dome kommt man mit jedem Verkehrsmittel, außer mit dem Schiff. Wir finden hier alles vor: einen ICE-Bahnhof, einen Regionalbahnhof, den Flughafen, optimale Autobahnanbindungen und einen riesigen Einzugsbereich. Es gibt keine bessere Location für so eine Halle.
Befürchten Sie keine Probleme, wenn zum Beispiel die Eintracht parallel im Stadion spielt?
Scheuerpflug: Ein Großteil der Eintracht- Spiele ist ja samstagnachmittags um 15.30 Uhr, das kann man schon kalkulieren. Ich will mir das Chaos ja nicht an den Hals holen. Wenn ich weiß, da ist ein Eintracht-Spiel, dann lege ich das Konzert auf einen späteren Zeitpunkt. Am Flughafen gibt es ja keine Anwohner und Anwohne- rinnen, die wir mit Lärm belästigen würden.
Zu Ihrem Verkehrskonzept gehört auch eine Seilbahn in 50 Metern Höhe zwischen dem Regionalbahnhof und dem Hotel. Das klingt spektakulär.
Scheuerpflug: Es wäre die erste urbane Seilbahn, die eine Veranstaltungshalle direkt anbindet, und eine sehr schöne Möglichkeit, die Menschen hin- und wegzubringen. Mit den 18 Gondeln, die im Dauerbetrieb fahren, kann man 6 000 Menschen pro Richtung und Stunde bewegen. Das ist eine der grünsten Anbindungen, die es überhaupt gibt.
Als ihr Projekt im vergangenen Jahr öffentlich wurde, waren die Reaktionen der Stadt verhalten. Hat Sie das überrascht?
Scheuerpflug: Nein. Es gab ja schon das Kaiserlei-Projekt. Wir sind angetreten und haben gesagt, wir haben eine bessere Idee. Es gibt einen schönen Satz: Das Bessere ist der Feind des Guten. Und wie der Feind fühlen wir uns ab und zu auch behandelt.
Ihr Projekt wurde schon als Luftschloss bezeichnet und für unrealistische Pläne kritisiert.
Scheuerpflug: Wir sind kein Luftschloss und kein Kalkül und vor allem kein Anlageprojekt. Für uns ist das Passion. Wir wollen hier etwas schaffen, das hier lange erfolgreich läuft, auch für die Vereine. Unser kanadischer Investor wundert sich natürlich über die befremdliche Willkommenskultur. Wenn jemand schon 330 Millionen Euro anlegen will.
Wie gehen Sie mit dem Widerstand um?
Scheuerpflug: Gerade ich als ehemaliger Schwimmer weiß, dass man öfter mal gegen den Strom schwimmen muss. Wir trainieren ja sogar in Gegenstromanlagen, um besser zu werden. Wir machen das alles, weil wir denken, das ist das perfekte Grundstück. Das ist das perfekte Konzept für Frankfurt, für die Vereine, für die Menschen, für die Region.
Felka: Wir haben in der Zeit, die wir nun öffentlich sind, auch unglaublich viel Zuspruch von der Allgemeinheit bekommen. Das ist natürlich eine Antriebsfeder für uns.
Sie planen auf einem Grundstück der Fraport zu bauen. In der öffentlichen Diskussion geht es auch um die Frage, ob die Fraport das Areal einfach so vergeben darf, ohne Ausschreibung. Denn durch die Anteilseigner Land Hessen und Stadt Frankfurt ist die Fraport mehrheitlich in öffentlicher Hand.
Scheuerpflug: Die Äußerung kenne ich vom Frankfurter Sport- und Wirtschaftsdezernenten, der es eigentlich besser wissen müsste. Es gab ein Urteil vom Oberlandesgericht Düsseldorf, das besagt, dass Aktiengesellschaften, die sich überwiegend in öffentlicher Hand befinden, Grundstücke ausschreiben müssten. Der Europäische Gerichtshof hat das Urteil aber aufgehoben. MF: Damit haben wir uns sehr frühzeitig beschäftigt. Wir haben genau diesen Punkt juristisch intensivst abklären lassen. Diese vermeintliche Verpflichtung gibt es nicht. Die Fraport könnte das Grundstück an jeden verpachten, freihändig, wie sie es möchten.
Mit der Fraport sind Sie sich also einig?
Felka: Die haben sich ganz klar dazu bekannt, die haben uns das Grundstück ja angeboten. Aber die Fraport wird natürlich nichts machen, wenn die Stadt Frankfurt nicht das Go gibt.
Scheuerpflug: Ich weigere mich auch immer zu sagen, „die Stadt“. Das ist eigentlich eine Person, das muss man so offen sagen, die sich nicht durchringen kann, zumindest beide Parteien fair anzuhören.
Sie meinen Sportdezernenten Markus Frank. Was kritisieren Sie?
Felka: Es ist keine faire Behandlung. Er beruft sich immer auf sein laufendes Ausschreibungsverfahren. Alleine das ist inkorrekt. Dann wird immer suggeriert, wir stünden irgendwo ganz hinten oder ganz am Anfang. Wenn eine Entscheidung jetzt für A oder B fällt, sind beide Projekte in der gleichen Situation, weil erstmal Baurecht geschaffen werden muss. Und da sind wir sogar einen Schritt weiter als das andere Projekt.
Warum?
Felka: Das Grundstück und alle Flächen, die wir brauchen, gehören der Fraport. Sobald das grüne Licht kommt, kann es da losgehen. Beim Kaiserlei ist alles viel diffiziler.
Sie haben einen Zeitplan vorgelegt, nach dem Sie die Halle bereits 2024 eröffnen wollen. Das klingt ambitioniert.
Felka: Wir haben natürlich einen Vergleich mit anderen Hallen. Wir haben genau geguckt, wie lange da die Bauzeit dauert. Wir trauen uns das in zwei Jahren zu. Und da sind wir auch keine Phantasten. Und der Zeitraum davor bis wir die Baugenehmigung haben, mit einem baubezogenen Bebauungsplan, dauert in der Regel zwei Jahre. Es ist mit den entscheidenden Dezernaten schon gesprochen worden, die für das Planungsverfahren zuständig sind.
Sie müssten Ende 2021/Anfang 2022 mit dem Bau anfangen, um den Zeitplan einzuhalten. Ist das realistisch?
Scheuerpflug: Dazu ein ganz klares Ja. Natürlich unter der Voraus- setzung, dass die Ämter und Behörden mitspielen. Dass es noch zehn Jahre dauert, wie unter anderem Herr Wöbke sagt, ist völliger Blödsinn.
Felka: Wir Architekten haben mit der Fraport schon vor 15 Jahren überlegt, wie wir das Grundstück nutzen können. Durch unsere Aktivitäten haben wir es zu einem wertvollen Grundstück und zu einem wirtschaftlichen Vorteil für die Fraport entwickelt. Darauf werden die sicherlich nicht leichtfertig verzichten.
Und wenn die Stadt Frankfurt kein grünes Licht für den Bau gibt?
Scheuerpflug: Wie an anderer Stelle schon gesagt: Es kommen viele auf uns zu und wollen mit uns sprechen. Dazu zählen auch Vertreter und Vertreterinnen von an Frankfurt angrenzenden Kommunen. Der Dome wird gebaut. Die Fragezeichen haben wir weggemacht.
Dieses Interview ist ursprünglich in der letzten Ausgabe (04/20) des Journal Frankfurt erschienen.
Felix Scheuerpflug: Für jeden Veranstalter ist eine direkte Anbindung wie hier am Flughafen eine Traumvorstellung. Der Künstler oder die Künstlerin können hier landen und ungestört über das Gelände ins Hotel fahren. Sie machen sich dort fertig und sind direkt im Backstage-Bereich. Deshalb gehört diese eine Etage auch nicht zum Hotel, sondern bleibt in unserem Zugriff. Wenn wir hier eine solche Halle hinstellen, wird jeder Weltstar, den Sie kennen, darin spielen wollen.
Die Halle wäre mit 23 000 Zuschauerplätzen die zweitgrößte Europas.
Scheuerpflug: Und es wird die modernste und digitalste Halle der Welt, bis die nächste gebaut wird. Die Innenseite der Halle wird eine einzige Digitalfläche sein. Wir können die Hallenatmosphäre durch LED-Technik, durch Licht und Akustik so verändern, dass sie auch mit 8 000 Menschen den Eindruck haben, sie seien in einer ausverkauften Halle.
Eines der Highlights soll eine „Gondola“ direkt unter dem Dach der Halle werden.
Michael Felka: Das gibt es in ganz Europa noch nicht. Das ist eine feste Konstellation über zwei Etagen mit einem ganz exklusi- ven Blick auf das Spielfeld. Und ich möchte ergänzen, wir werden auch einen der größ- ten Videowürfel Deutschlands haben.
Scheuerpflug: Der aktuelle Würfel der Commerzbank-Arena ginge da viermal rein.
Das sind große Dimensionen.
Scheuerpflug:Wir werden immer als „Dummschwätzer“ und Phantasten dargestellt. Wir lassen uns dadurch aber nicht beirren, sondern arbeiten in Ruhe weiter. Das Projekt ist extrem durchdacht. So hat auch die Hallengröße einen großen Vorteil.
Credit: The Dome
Welchen?
Scheuerpflug: Der Künstler oder die Künstlerin sagt einem Konzertveranstalter eine gewisse Summe, die er oder sie für die Show haben will. Und dem ist die Hallengröße egal. Letztendlich muss der Promoter diese Summe und die zusätzlichen Kosten erwirtschaften. Wenn ich 10 000 Plätze habe, muss ich einen gewissen Ticket-Preis nehmen. Wenn ich 20 000 Plätze habe, kann ich anders kalkulieren.
Die Karten werden günstiger.
Scheuerpflug: Absolut. Ich würde in der Nähe von Spielfläche oder Bühne genauso teuer blei- ben, aber ich kann auf den oberen Rängen deutlich günstiger werden. Es war uns wichtig, dass es durch die Kapazität auch Tickets gibt, die sozial verträglich sind.
„The Dome“ soll neben 120 Shows im Jahr vor allem eine Halle für den Sport sein.
Scheuerpflug: Wir wollen Frankfurt durch die Halle zurück auf den Sportradar holen. Ich liebe Fußball, aber dieses Land kennt ja nur eine Sportart. Frankfurt findet auf der Landkarte von Großsportevents eigentlich überhaupt nicht statt. Dazu muss man nach Köln, Berlin, Hamburg oder Mannheim. Das ist für Frankfurt, das sich gerne mit dem Synonym „Sportstadt“ schmückt, eigentlich blamabel. Frankfurt muss wieder Finalstadt werden!
Die regionalen Teams sehnen sich schon seit Jahren nach einer modernen, großen Halle. Seit Jahrzehnten plant die Stadt eine neue Halle, mittlerweile am Kaiserlei. Die United Volleys und die Löwen Frankfurt haben aber Vorverträge für den Dome unterschrieben.
Scheuerpflug: Die Löwen und Volleys haben sich klar und unverrückbar für das Dome-Projekt ausgesprochen. Was die Löwen und die Skyliners betrifft, so haben beide das gleiche Angebot bekommen. Wir haben Mietfreiheit zugesichert und alle Vermarktungs- und alle Eintritts-Einnahmen. Wir haben darüber hinaus eine Summe von 1,5 Millionen Euro pro Jahr angeboten, die aber volatil ist und von den verkauften Tickets abhängt. Das ist von den Löwen als das generöseste Angebot bezeichnet worden, das es im deutschen Sport gibt, außer der Fußball-Bundesliga.
Gunnar Wöbke, der Geschäftsführer der Fraport Skyliners, hat nicht unterschrieben und favorisiert weiter eine Halle am Kaiserlei. Stimmt es, dass Sie sich auch um eine Lizenz für ein eigenes Basketball-Team bemühen?
Scheuerpflug: Nein, das haben wir nicht. Aber seit öffentlich über „The Dome“ gesprochen wird, melden sich auch Menschen bei uns. Da gibt es unter anderem auch Basketballclubs aus der Region, die sagen, sie würden gerne in die höchste Spielklasse kommen und in einer solchen Halle spielen. Natürlich führen wir dann Gespräche. Wir wissen ja nicht, wie es weitergeht.
An dem Konkurrenzprojekt kritisieren Sie neben der Größe vor allem die Lage der Halle.
Scheuerpflug: Ich rede nicht gerne über Projekte anderer. Aber wenn man in der Region wohnt und abends die A661 Richtung Norden fährt, weiß man, dass das schon jetzt eine Katastrophe ist. Der Gedanke, dass dort noch eine Halle hin soll, ist mir nie in den Kopf gegangen.
Credit: The Dome
Warum halten Sie den Flughafen für den besseren Standort? Auch dort ist viel Verkehr.
Scheuerpflug: Der Unterschied zum Kaiserlei ist: Zum Dome kommt man mit jedem Verkehrsmittel, außer mit dem Schiff. Wir finden hier alles vor: einen ICE-Bahnhof, einen Regionalbahnhof, den Flughafen, optimale Autobahnanbindungen und einen riesigen Einzugsbereich. Es gibt keine bessere Location für so eine Halle.
Befürchten Sie keine Probleme, wenn zum Beispiel die Eintracht parallel im Stadion spielt?
Scheuerpflug: Ein Großteil der Eintracht- Spiele ist ja samstagnachmittags um 15.30 Uhr, das kann man schon kalkulieren. Ich will mir das Chaos ja nicht an den Hals holen. Wenn ich weiß, da ist ein Eintracht-Spiel, dann lege ich das Konzert auf einen späteren Zeitpunkt. Am Flughafen gibt es ja keine Anwohner und Anwohne- rinnen, die wir mit Lärm belästigen würden.
Zu Ihrem Verkehrskonzept gehört auch eine Seilbahn in 50 Metern Höhe zwischen dem Regionalbahnhof und dem Hotel. Das klingt spektakulär.
Scheuerpflug: Es wäre die erste urbane Seilbahn, die eine Veranstaltungshalle direkt anbindet, und eine sehr schöne Möglichkeit, die Menschen hin- und wegzubringen. Mit den 18 Gondeln, die im Dauerbetrieb fahren, kann man 6 000 Menschen pro Richtung und Stunde bewegen. Das ist eine der grünsten Anbindungen, die es überhaupt gibt.
Als ihr Projekt im vergangenen Jahr öffentlich wurde, waren die Reaktionen der Stadt verhalten. Hat Sie das überrascht?
Scheuerpflug: Nein. Es gab ja schon das Kaiserlei-Projekt. Wir sind angetreten und haben gesagt, wir haben eine bessere Idee. Es gibt einen schönen Satz: Das Bessere ist der Feind des Guten. Und wie der Feind fühlen wir uns ab und zu auch behandelt.
Ihr Projekt wurde schon als Luftschloss bezeichnet und für unrealistische Pläne kritisiert.
Scheuerpflug: Wir sind kein Luftschloss und kein Kalkül und vor allem kein Anlageprojekt. Für uns ist das Passion. Wir wollen hier etwas schaffen, das hier lange erfolgreich läuft, auch für die Vereine. Unser kanadischer Investor wundert sich natürlich über die befremdliche Willkommenskultur. Wenn jemand schon 330 Millionen Euro anlegen will.
Wie gehen Sie mit dem Widerstand um?
Scheuerpflug: Gerade ich als ehemaliger Schwimmer weiß, dass man öfter mal gegen den Strom schwimmen muss. Wir trainieren ja sogar in Gegenstromanlagen, um besser zu werden. Wir machen das alles, weil wir denken, das ist das perfekte Grundstück. Das ist das perfekte Konzept für Frankfurt, für die Vereine, für die Menschen, für die Region.
Felka: Wir haben in der Zeit, die wir nun öffentlich sind, auch unglaublich viel Zuspruch von der Allgemeinheit bekommen. Das ist natürlich eine Antriebsfeder für uns.
Sie planen auf einem Grundstück der Fraport zu bauen. In der öffentlichen Diskussion geht es auch um die Frage, ob die Fraport das Areal einfach so vergeben darf, ohne Ausschreibung. Denn durch die Anteilseigner Land Hessen und Stadt Frankfurt ist die Fraport mehrheitlich in öffentlicher Hand.
Scheuerpflug: Die Äußerung kenne ich vom Frankfurter Sport- und Wirtschaftsdezernenten, der es eigentlich besser wissen müsste. Es gab ein Urteil vom Oberlandesgericht Düsseldorf, das besagt, dass Aktiengesellschaften, die sich überwiegend in öffentlicher Hand befinden, Grundstücke ausschreiben müssten. Der Europäische Gerichtshof hat das Urteil aber aufgehoben. MF: Damit haben wir uns sehr frühzeitig beschäftigt. Wir haben genau diesen Punkt juristisch intensivst abklären lassen. Diese vermeintliche Verpflichtung gibt es nicht. Die Fraport könnte das Grundstück an jeden verpachten, freihändig, wie sie es möchten.
Mit der Fraport sind Sie sich also einig?
Felka: Die haben sich ganz klar dazu bekannt, die haben uns das Grundstück ja angeboten. Aber die Fraport wird natürlich nichts machen, wenn die Stadt Frankfurt nicht das Go gibt.
Scheuerpflug: Ich weigere mich auch immer zu sagen, „die Stadt“. Das ist eigentlich eine Person, das muss man so offen sagen, die sich nicht durchringen kann, zumindest beide Parteien fair anzuhören.
Sie meinen Sportdezernenten Markus Frank. Was kritisieren Sie?
Felka: Es ist keine faire Behandlung. Er beruft sich immer auf sein laufendes Ausschreibungsverfahren. Alleine das ist inkorrekt. Dann wird immer suggeriert, wir stünden irgendwo ganz hinten oder ganz am Anfang. Wenn eine Entscheidung jetzt für A oder B fällt, sind beide Projekte in der gleichen Situation, weil erstmal Baurecht geschaffen werden muss. Und da sind wir sogar einen Schritt weiter als das andere Projekt.
Warum?
Felka: Das Grundstück und alle Flächen, die wir brauchen, gehören der Fraport. Sobald das grüne Licht kommt, kann es da losgehen. Beim Kaiserlei ist alles viel diffiziler.
Sie haben einen Zeitplan vorgelegt, nach dem Sie die Halle bereits 2024 eröffnen wollen. Das klingt ambitioniert.
Felka: Wir haben natürlich einen Vergleich mit anderen Hallen. Wir haben genau geguckt, wie lange da die Bauzeit dauert. Wir trauen uns das in zwei Jahren zu. Und da sind wir auch keine Phantasten. Und der Zeitraum davor bis wir die Baugenehmigung haben, mit einem baubezogenen Bebauungsplan, dauert in der Regel zwei Jahre. Es ist mit den entscheidenden Dezernaten schon gesprochen worden, die für das Planungsverfahren zuständig sind.
Sie müssten Ende 2021/Anfang 2022 mit dem Bau anfangen, um den Zeitplan einzuhalten. Ist das realistisch?
Scheuerpflug: Dazu ein ganz klares Ja. Natürlich unter der Voraus- setzung, dass die Ämter und Behörden mitspielen. Dass es noch zehn Jahre dauert, wie unter anderem Herr Wöbke sagt, ist völliger Blödsinn.
Felka: Wir Architekten haben mit der Fraport schon vor 15 Jahren überlegt, wie wir das Grundstück nutzen können. Durch unsere Aktivitäten haben wir es zu einem wertvollen Grundstück und zu einem wirtschaftlichen Vorteil für die Fraport entwickelt. Darauf werden die sicherlich nicht leichtfertig verzichten.
Und wenn die Stadt Frankfurt kein grünes Licht für den Bau gibt?
Scheuerpflug: Wie an anderer Stelle schon gesagt: Es kommen viele auf uns zu und wollen mit uns sprechen. Dazu zählen auch Vertreter und Vertreterinnen von an Frankfurt angrenzenden Kommunen. Der Dome wird gebaut. Die Fragezeichen haben wir weggemacht.
Dieses Interview ist ursprünglich in der letzten Ausgabe (04/20) des Journal Frankfurt erschienen.
28. April 2020, 13.20 Uhr
Nicole Nadine Seliger
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23. Dezember 2024
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