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Präsidentschaftswahl Goethe-Universität
Entscheidung mit Hindernissen
Enrico Schleiff ist der neue Präsident der Goethe-Universität. Am Mittwoch wurde er im dritten Wahlgang mit 18 Stimmen gewählt. Der Wahl waren wochenlange Proteste vorangegangen; zahlreiche Stimmen nannten das Vorgehen des Hochschulrats bei der Nominierung undemokratisch.
Am Mittwoch fiel die Entscheidung für den neuen Präsidenten der Goethe-Universität . Noch am Morgen des 8. Juli berichteten mehrere Medien, dass die Wahl zu scheitern drohe. Am Nachmittag wurde nach drei Wahlgängen schließlich bekanntgegeben, dass der frühere Vizepräsident und Professor für Molekulare Zellbiologie der Pflanzen, Enrico Schleiff, zum 1. Januar 2021 das Präsidentenamt antreten wird. Er wird das Amt die kommenden sechs Jahre innehaben. Der Erweiterte Senat wählte Schleiff im dritten Wahlgang mit 18 von 34 Stimmen. 16 Stimmen waren ungültig. Die amtierende Präsidentin Birgitta Wolff hatte sich im zweiten Wahlgang dazu entschieden, ihre Kandidatur zurückzuziehen. Ihre Stimmen sollen während der ersten beiden Wahlgänge deutlich hinter denen für Schleiff gelegen haben. „Im Interesse des Gesamtwohls der Universität und unter Betonung der eigenen Unabhängigkeit“ habe sich Wolff zurückgezogen, so ein Sprecher der Goethe-Universität. Konkret war damit auch die Möglichkeit gemeint, dass die Wahl an diesem Tag nicht stattfinden würde und verschoben werden müsse, begründete Wolff ihre Entscheidung am Mittwochnachmittag.
Hochschulrat nominierte nur zwei von vier Kandidaten
Dass am Mittwoch überhaupt ein Wahlergebnis vorliegen würde, war in den vergangenen Wochen sowie noch wenige Stunden vor der Wahl infrage gestellt worden. Grund dafür waren Proteste gegen das Vorgehen des Hochschulrats gewesen. Dieser hatte anstelle der vier Kandidaten und Kandidatinnen, die sich um die Stelle beworben hatten, nur zwei zur Wahl zugelassen: Birgitta Wolff und Enrico Schleiff. Der Psychologieprofessor Holger Horz sowie der Geschichtsprofessor Jan Palmowski von der University of Warwick wurden im Juni nicht dominiert. Der Senat hatte sich im Juni dafür ausgesprochen, zumindest alle internen Kandidaten und Kandidatinnen – in diesem Fall Horz als dritten – zur Wahl zuzulassen. Das habe der Hochschulrat jedoch trotz „mehrfacher Aufforderungen und Bitten“ zurückgewiesen, teilte die Juso Hochschulgruppe mit. Damit habe der Hochschulrat dem Wahlverfahren einen Schaden zugefügt, der zu einer Veränderung des Wahlverfahrens führen müsse. „Die hohe Zahl der Enthaltungen zeigt, dass damit die Bedenken zu dem undemokratischen Verfahren alles andere als ausgeräumt sind“, so die studentische Senatorin der Grünen Hochschulgruppe Anna Yeliz Schentke. Der Hochschulrat dürfe nicht länger die Möglichkeit haben, das Verfahren mit „nicht nachvollziehbaren Entscheidungen“ zu beschädigen.
Juso Hochschulgruppe: „Hochschulrat in beratenden Beirat umwandeln“
„Wir sind der Ansicht, dass die Präsident*in von den Angehörigen der Universität zu bestimmen ist,“ so Kyra Beninga, studentische Senatorin der Juso Hochschulgruppe und AstA-Vorsitzende am Mittwochnachmittag. Der Hochschulrat dagegen bestehe qua Satzung nur aus Externen und werde nicht gewählt. Hinzu komme, dass ein großer Teil der Mitglieder vom Präsidium benannt werde. Damit würden sich die Wählenden ihr Wahlvolk selbst aussuchen. „Solche Vorstellungen einer ,unternehmerischen Universität‘ sind nicht wissenschaftsadäquat und führen nicht nur in Frankfurt zu Verwerfungen, die Forschung und Lehre Schaden zufügen können.“, so Beninga. Die „logische Konsequenz“ sei es, den Hochschulrat in einen beratenden Beirat umzuwandeln und die Kompetenzen für das Wahlverfahren beim Senat zu verorten.
Besonders Kritikerinnen und Kritiker Wolffs hätten laut Medienberichten das Vorgehen des Hochschulrats kritisiert. Dem setzte der Vorsitzende des Hochschulrats, Matthias Kleiner, am Mittwoch entgegen, dass der gesamte Senat Wolff mit „Standing Ovations“ verabschiedete habe. Zudem spiegele das Wahlergebnis nicht die Zufriedenheit über die amtierende Präsidentin wider. Am Ende freue man sich als Hochschulrat aber über das Ergebnis. Jedoch gebe es Menschen, die ein Ergebnis nur akzeptierten, wenn es ihren Vorstellungen entspreche. „Ein Verfahren kann man nicht stricken, wie es einem passt“, so Kleiner. Auf die Frage, was sie über die vorangegangenen Diskussionen denke, sagte Wolff: „So ist sie halt, unsere liebe Goethe-Uni. Wir diskutieren gern.“
Die hessische Wissenschaftsministerin Angela Dorn (Bündnis 90/Die Grünen) gratulierte Schleiff zu seiner Wahl zum Präsidenten und wünschte ihm „eine glückliche Hand“. Danken wolle sie aber auch Wolff, die sie bei den Verhandlungen über den Hessischen Hochschulpakt 2021-2025 als „konstruktive Gesprächspartnerin kennen- und schätzen gelernt“ habe.
Für die Zukunft der Goethe-Universität kündigte Schleiff an, mehr Partnerschaften mit Hochschulen in Afrika und Asien schaffen zu wollen, um diese Räume zu stärken. „Die Goethe-Universität braucht jetzt einen Energieschub, um ihre große Forschungsqualität auch in der vor uns liegenden, neuen Runde der Exzellenzinitiative noch besser sichtbar zu machen“, so Schleiff. Programmatisch entwickele er das Bild einer „exzellenten, internationalen Universität im digitalen Zeitalter“ mit der wissenschaftlichen Kompetenz für die Fragen von Entwicklung, Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit im 21. Jahrhundert. Schleiff ist seit 2007 Professor für Molekulare Zellbiologie der Pflanzen an der Goethe-Universität Frankfurt.
Hochschulrat nominierte nur zwei von vier Kandidaten
Dass am Mittwoch überhaupt ein Wahlergebnis vorliegen würde, war in den vergangenen Wochen sowie noch wenige Stunden vor der Wahl infrage gestellt worden. Grund dafür waren Proteste gegen das Vorgehen des Hochschulrats gewesen. Dieser hatte anstelle der vier Kandidaten und Kandidatinnen, die sich um die Stelle beworben hatten, nur zwei zur Wahl zugelassen: Birgitta Wolff und Enrico Schleiff. Der Psychologieprofessor Holger Horz sowie der Geschichtsprofessor Jan Palmowski von der University of Warwick wurden im Juni nicht dominiert. Der Senat hatte sich im Juni dafür ausgesprochen, zumindest alle internen Kandidaten und Kandidatinnen – in diesem Fall Horz als dritten – zur Wahl zuzulassen. Das habe der Hochschulrat jedoch trotz „mehrfacher Aufforderungen und Bitten“ zurückgewiesen, teilte die Juso Hochschulgruppe mit. Damit habe der Hochschulrat dem Wahlverfahren einen Schaden zugefügt, der zu einer Veränderung des Wahlverfahrens führen müsse. „Die hohe Zahl der Enthaltungen zeigt, dass damit die Bedenken zu dem undemokratischen Verfahren alles andere als ausgeräumt sind“, so die studentische Senatorin der Grünen Hochschulgruppe Anna Yeliz Schentke. Der Hochschulrat dürfe nicht länger die Möglichkeit haben, das Verfahren mit „nicht nachvollziehbaren Entscheidungen“ zu beschädigen.
Juso Hochschulgruppe: „Hochschulrat in beratenden Beirat umwandeln“
„Wir sind der Ansicht, dass die Präsident*in von den Angehörigen der Universität zu bestimmen ist,“ so Kyra Beninga, studentische Senatorin der Juso Hochschulgruppe und AstA-Vorsitzende am Mittwochnachmittag. Der Hochschulrat dagegen bestehe qua Satzung nur aus Externen und werde nicht gewählt. Hinzu komme, dass ein großer Teil der Mitglieder vom Präsidium benannt werde. Damit würden sich die Wählenden ihr Wahlvolk selbst aussuchen. „Solche Vorstellungen einer ,unternehmerischen Universität‘ sind nicht wissenschaftsadäquat und führen nicht nur in Frankfurt zu Verwerfungen, die Forschung und Lehre Schaden zufügen können.“, so Beninga. Die „logische Konsequenz“ sei es, den Hochschulrat in einen beratenden Beirat umzuwandeln und die Kompetenzen für das Wahlverfahren beim Senat zu verorten.
Besonders Kritikerinnen und Kritiker Wolffs hätten laut Medienberichten das Vorgehen des Hochschulrats kritisiert. Dem setzte der Vorsitzende des Hochschulrats, Matthias Kleiner, am Mittwoch entgegen, dass der gesamte Senat Wolff mit „Standing Ovations“ verabschiedete habe. Zudem spiegele das Wahlergebnis nicht die Zufriedenheit über die amtierende Präsidentin wider. Am Ende freue man sich als Hochschulrat aber über das Ergebnis. Jedoch gebe es Menschen, die ein Ergebnis nur akzeptierten, wenn es ihren Vorstellungen entspreche. „Ein Verfahren kann man nicht stricken, wie es einem passt“, so Kleiner. Auf die Frage, was sie über die vorangegangenen Diskussionen denke, sagte Wolff: „So ist sie halt, unsere liebe Goethe-Uni. Wir diskutieren gern.“
Die hessische Wissenschaftsministerin Angela Dorn (Bündnis 90/Die Grünen) gratulierte Schleiff zu seiner Wahl zum Präsidenten und wünschte ihm „eine glückliche Hand“. Danken wolle sie aber auch Wolff, die sie bei den Verhandlungen über den Hessischen Hochschulpakt 2021-2025 als „konstruktive Gesprächspartnerin kennen- und schätzen gelernt“ habe.
Für die Zukunft der Goethe-Universität kündigte Schleiff an, mehr Partnerschaften mit Hochschulen in Afrika und Asien schaffen zu wollen, um diese Räume zu stärken. „Die Goethe-Universität braucht jetzt einen Energieschub, um ihre große Forschungsqualität auch in der vor uns liegenden, neuen Runde der Exzellenzinitiative noch besser sichtbar zu machen“, so Schleiff. Programmatisch entwickele er das Bild einer „exzellenten, internationalen Universität im digitalen Zeitalter“ mit der wissenschaftlichen Kompetenz für die Fragen von Entwicklung, Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit im 21. Jahrhundert. Schleiff ist seit 2007 Professor für Molekulare Zellbiologie der Pflanzen an der Goethe-Universität Frankfurt.
9. Juli 2020, 12.15 Uhr
Johanna Wendel
Johanna Wendel
Jahrgang 1993, Technikjournalismus-Studium an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, seit Januar 2019 beim Journal Frankfurt. Mehr von Johanna
Wendel >>
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