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Opernplatz: Ausschreitungen
Der negative Höhepunkt
In der Nacht von Samstag auf Sonntag kam es zu Ausschreitungen am Opernplatz. Dabei wurden Einsatzkräfte der Polizei angegriffen, mehrere Beamte wurden verletzt. 39 Menschen wurden festgenommen. In einer Sicherheitskonferenz wurde nun über entsprechende Maßnahmen diskutiert.
Auf dem Frankfurter Opernplatz ist es in der Nacht von Samstag auf Sonntag zu heftigen Ausschreitungen gekommen, bei denen Einsatzkräfte der Polizei angegriffen und verletzt wurden. 39 Menschen wurden verhaftet. Acht der Festgenommenen befanden sich am Sonntagmorgen noch in Gewahrsam. Nach einer Sicherheitspressekonferenz am Montagvormittag sollen nun weitere Maßnahmen ergriffen werden. Sicherheitsdezernent Markus Frank (CDU) teilte mit, dass an den Wochenenden künftig ein Betretungsverbot für den Platz verhängt werde. Die Freiluft-Partys sollen um Mitternacht enden: Ab 1 Uhr dürfe dann niemand mehr auf dem Platz sein, so Frank.
Wie bereits an den Wochenenden zuvor, versammelten sich auch an diesem Samstag wieder Tausende Menschen auf verschiedenen Plätzen in Frankfurt; auf dem Opernplatz waren es laut Angaben der Polizei zwischenzeitlich bis zu 3000 Personen. Wie Polizeipräsident Gerhard Bereswill in einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz am Sonntagmittag mitteilte, sei der Abend zunächst weitestgehend friedlich verlaufen. Gegen 1 Uhr habe die Stimmung jedoch erstmals zu kippen begonnen; erste kleinere Streitereien erfolgten. Infolgedessen haben laut Bereswill viele Menschen den Platz verlassen, sodass gegen 3 Uhr noch etwa 500 bis 800 Feiernde vor Ort waren. Zu diesem Zeitpunkt soll es unmittelbar am Lucae-Brunnen zu einer Massenschlägerei gekommen sein, an der 25 bis 30 Personen beteiligt waren. Dabei wurde laut Angaben der Polizei eine Person so stark verletzt, dass sie blutend am Boden liegen blieb.
Nachdem die Einsatzkräfte eingeschritten sind, habe sich die Situation erneut verändert, so Gerhard Bereswill. Die Gruppe habe sich solidarisiert und kollektiv gegen die Beamtinnen und Beamten gerichtet. Sie begannen, diese mit Flaschen zu bewerfen. Zusätzlich hätten alle anderen noch am Platz verbliebenen Menschen „gejohlt und Beifall geklatscht“, wenn Beamte getroffen wurden. Parolen wie „ACAB“ (All cops are bastards“) seien ebenfalls gerufen worden. Infolgedessen habe man weitere Einsatzkräfte alarmiert, um gemeinsam gegen die Randalierenden vorzugehen. Nachdem anrückende Fahrzeuge schon bei der Anfahrt mit Flaschen beworfen wurden, habe man beschlossen, den Platz durch zwei Polizeiketten abzusperren und schließlich zu räumen – der Polizeipräsident sprach von einem anhaltenden „Hagel an Flaschenwürfen“.
Die Polizei nahm noch in der Nacht 39 Personen fest. Dabei handele es sich überwiegend um junge Männer im Alter von 17 bis 21 Jahren, auch eine Frau sei festgenommen worden. Ersten Erkenntnissen zufolge haben lediglich neun der Festgenommenen einen festen Wohnsitz in Frankfurt, die übrigen stammen aus der näheren bis weiteren Umgebung wie Offenbach, Hanau und Darmstadt sowie aus Limburg und Heidelberg.
Auch Anwohnende leiden unter der Situation
Mindestens fünf Polizeibeamte seien bei den Ausschreitungen verletzt worden, darüber hinaus gebe es Sachschäden in Höhe von mehreren Tausend Euro, eine Bushaltestelle an der Mainzer Landstraße wurde ebenfalls beschädigt. Das Verhalten der Menschen vor Ort habe sich, so Bereswill, in den vergangenen Wochen verändert, die Nacht am Samstag sei der „absolute negative Höhepunkt“ gewesen. Der Polizeipräsident sagte: „Es ist sehr schlimm, was sich da entwickelt und entladen hat. Das Ganze macht mich fassungslos.“
Auch Anwohnende sowie Gastronominnen und Gastronomen berichten von sich verschärfenden Zuständen. Bereits vor zwei Wochen sei es vermehrt zu Randalen in der Frankfurter Innenstadt gekommen, bei denen unter anderem Müllcontainer beschädigt, Flaschen zerbrochen oder andere Gäste bedrängt worden seien. Sandro Wegener (Name von der Redaktion geändert), Anwohner am Opernplatz, berichtet ebenfalls von zunehmender Lautstärke und Müll. Zusätzlich sei es in den vergangenen Wochen bereits vermehrt zu kleineren Schlägereien gekommen, jedoch nicht in dem Ausmaß von vergangener Samstagnacht. „Für mich gehört dieser Platz gesperrt. Nicht nur wir Anwohner leiden unter der Situation und diesen Großbesäufnissen, auch die Restaurants und Bar sind betroffen.“ Die zuvor aufgestellten Mülleimer seien zwar eine „nette Idee“ gewesen, würden jedoch keine Probleme lösen.
„Neue Stufe der Gewalt“
Die Stadt hatte zuletzt auf die enorme Vermüllung rund um den Platz reagiert und neben zusätzlichen Mülleimern und Glascontainern Sonderreinigungen vorgenommen. Am Samstagnachmittag wurden erstmals 400 neue Mülleimer schachbrettartig auf dem Platz verteilt. Sicherheitsdezernent Markus Frank (CDU) zeigte sich nun nach den Vorkommnissen ebenfalls entsetzt und sprach von „einer neuen Stufe der Gewalt“. Gemeinsam mit Umweltdezernentin Rosemarie Heilig (Bündnis 90/Die Grünen), Polizeipräsident Gerhard Bereswill sowie Vertreterinnen und Vertretern des Ordnungs- und des Gesundheitsamts wurde in einer Sicherheitskonferenz am Montagvormittag über weitere Maßnahmen verhandelt und das Betretungsverbot beschlossen.
Auch Stadtrat Jan Schneider (CDU) verurteilt die Ausschreitungen; das, was sich am Opernplatz abgespielt habe, sei „völlig inakzeptabel“. Auf Facebook schrieb er: „Derartige ‚Schlachtenbummler‘ haben in Frankfurt nichts verloren. Und es muss klar sein, dass diejenigen, die meinen, das Zertrümmern von Bushaltestellen oder gar das Attackieren von Einsatzkräften gehöre zum ‚Party machen‘ dazu, eine eindeutige Reaktion des Rechtsstaats spüren.“ Ein solches Handeln sei „schlicht und ergreifend kriminell“. Auch seitens der SPD werden Forderungen nach härteren Maßnahmen laut. Kaweh Mansoori, Vorsitzender der SPD Hessen-Süd, schrieb: „Wenn es darum geht, die Gewalt auf öffentlichen Plätzen wie dem Opernplatz in den Griff zu kriegen, brauchen wir eher eine offene Debatte über deeskalierende und vorausschauende Einsatzstrategien, Instrumente des Ordnungsrechts wie Regulierung des Alkoholkonsums und Platzverweise und eine konsequente Strafverfolgung für alle, bei denen das nicht hilft.“
Gewalt gegen Polizei nimmt zu
Nicht nur am Opernplatz, auch in Sachsenhausen kam es in der Nacht von Samstag auf Sonntag bei einem Polizeieinsatz dazu, dass sich die Personen vor Ort gegen die Einsatzkräfte solidarisierten. Nach Angaben der Polizei kam es in der Paradiesgasse gegen 3.20 Uhr zu einem Verkehrsunfall; nachdem die Beamten einschritten, soll sich eine Gruppe von etwa 50 Personen aus dem Gaststättenviertel zusammengefunden haben, die die Polizeibeamten lautstark beschimpften und ebenfalls aggressiv bedrängten und umringten. Die Lage habe sich laut Polizei erst nach Verständigung weiterer Kräfte beruhigt.
Wie bereits an den Wochenenden zuvor, versammelten sich auch an diesem Samstag wieder Tausende Menschen auf verschiedenen Plätzen in Frankfurt; auf dem Opernplatz waren es laut Angaben der Polizei zwischenzeitlich bis zu 3000 Personen. Wie Polizeipräsident Gerhard Bereswill in einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz am Sonntagmittag mitteilte, sei der Abend zunächst weitestgehend friedlich verlaufen. Gegen 1 Uhr habe die Stimmung jedoch erstmals zu kippen begonnen; erste kleinere Streitereien erfolgten. Infolgedessen haben laut Bereswill viele Menschen den Platz verlassen, sodass gegen 3 Uhr noch etwa 500 bis 800 Feiernde vor Ort waren. Zu diesem Zeitpunkt soll es unmittelbar am Lucae-Brunnen zu einer Massenschlägerei gekommen sein, an der 25 bis 30 Personen beteiligt waren. Dabei wurde laut Angaben der Polizei eine Person so stark verletzt, dass sie blutend am Boden liegen blieb.
Nachdem die Einsatzkräfte eingeschritten sind, habe sich die Situation erneut verändert, so Gerhard Bereswill. Die Gruppe habe sich solidarisiert und kollektiv gegen die Beamtinnen und Beamten gerichtet. Sie begannen, diese mit Flaschen zu bewerfen. Zusätzlich hätten alle anderen noch am Platz verbliebenen Menschen „gejohlt und Beifall geklatscht“, wenn Beamte getroffen wurden. Parolen wie „ACAB“ (All cops are bastards“) seien ebenfalls gerufen worden. Infolgedessen habe man weitere Einsatzkräfte alarmiert, um gemeinsam gegen die Randalierenden vorzugehen. Nachdem anrückende Fahrzeuge schon bei der Anfahrt mit Flaschen beworfen wurden, habe man beschlossen, den Platz durch zwei Polizeiketten abzusperren und schließlich zu räumen – der Polizeipräsident sprach von einem anhaltenden „Hagel an Flaschenwürfen“.
Die Polizei nahm noch in der Nacht 39 Personen fest. Dabei handele es sich überwiegend um junge Männer im Alter von 17 bis 21 Jahren, auch eine Frau sei festgenommen worden. Ersten Erkenntnissen zufolge haben lediglich neun der Festgenommenen einen festen Wohnsitz in Frankfurt, die übrigen stammen aus der näheren bis weiteren Umgebung wie Offenbach, Hanau und Darmstadt sowie aus Limburg und Heidelberg.
Auch Anwohnende leiden unter der Situation
Mindestens fünf Polizeibeamte seien bei den Ausschreitungen verletzt worden, darüber hinaus gebe es Sachschäden in Höhe von mehreren Tausend Euro, eine Bushaltestelle an der Mainzer Landstraße wurde ebenfalls beschädigt. Das Verhalten der Menschen vor Ort habe sich, so Bereswill, in den vergangenen Wochen verändert, die Nacht am Samstag sei der „absolute negative Höhepunkt“ gewesen. Der Polizeipräsident sagte: „Es ist sehr schlimm, was sich da entwickelt und entladen hat. Das Ganze macht mich fassungslos.“
Auch Anwohnende sowie Gastronominnen und Gastronomen berichten von sich verschärfenden Zuständen. Bereits vor zwei Wochen sei es vermehrt zu Randalen in der Frankfurter Innenstadt gekommen, bei denen unter anderem Müllcontainer beschädigt, Flaschen zerbrochen oder andere Gäste bedrängt worden seien. Sandro Wegener (Name von der Redaktion geändert), Anwohner am Opernplatz, berichtet ebenfalls von zunehmender Lautstärke und Müll. Zusätzlich sei es in den vergangenen Wochen bereits vermehrt zu kleineren Schlägereien gekommen, jedoch nicht in dem Ausmaß von vergangener Samstagnacht. „Für mich gehört dieser Platz gesperrt. Nicht nur wir Anwohner leiden unter der Situation und diesen Großbesäufnissen, auch die Restaurants und Bar sind betroffen.“ Die zuvor aufgestellten Mülleimer seien zwar eine „nette Idee“ gewesen, würden jedoch keine Probleme lösen.
„Neue Stufe der Gewalt“
Die Stadt hatte zuletzt auf die enorme Vermüllung rund um den Platz reagiert und neben zusätzlichen Mülleimern und Glascontainern Sonderreinigungen vorgenommen. Am Samstagnachmittag wurden erstmals 400 neue Mülleimer schachbrettartig auf dem Platz verteilt. Sicherheitsdezernent Markus Frank (CDU) zeigte sich nun nach den Vorkommnissen ebenfalls entsetzt und sprach von „einer neuen Stufe der Gewalt“. Gemeinsam mit Umweltdezernentin Rosemarie Heilig (Bündnis 90/Die Grünen), Polizeipräsident Gerhard Bereswill sowie Vertreterinnen und Vertretern des Ordnungs- und des Gesundheitsamts wurde in einer Sicherheitskonferenz am Montagvormittag über weitere Maßnahmen verhandelt und das Betretungsverbot beschlossen.
Auch Stadtrat Jan Schneider (CDU) verurteilt die Ausschreitungen; das, was sich am Opernplatz abgespielt habe, sei „völlig inakzeptabel“. Auf Facebook schrieb er: „Derartige ‚Schlachtenbummler‘ haben in Frankfurt nichts verloren. Und es muss klar sein, dass diejenigen, die meinen, das Zertrümmern von Bushaltestellen oder gar das Attackieren von Einsatzkräften gehöre zum ‚Party machen‘ dazu, eine eindeutige Reaktion des Rechtsstaats spüren.“ Ein solches Handeln sei „schlicht und ergreifend kriminell“. Auch seitens der SPD werden Forderungen nach härteren Maßnahmen laut. Kaweh Mansoori, Vorsitzender der SPD Hessen-Süd, schrieb: „Wenn es darum geht, die Gewalt auf öffentlichen Plätzen wie dem Opernplatz in den Griff zu kriegen, brauchen wir eher eine offene Debatte über deeskalierende und vorausschauende Einsatzstrategien, Instrumente des Ordnungsrechts wie Regulierung des Alkoholkonsums und Platzverweise und eine konsequente Strafverfolgung für alle, bei denen das nicht hilft.“
Gewalt gegen Polizei nimmt zu
Nicht nur am Opernplatz, auch in Sachsenhausen kam es in der Nacht von Samstag auf Sonntag bei einem Polizeieinsatz dazu, dass sich die Personen vor Ort gegen die Einsatzkräfte solidarisierten. Nach Angaben der Polizei kam es in der Paradiesgasse gegen 3.20 Uhr zu einem Verkehrsunfall; nachdem die Beamten einschritten, soll sich eine Gruppe von etwa 50 Personen aus dem Gaststättenviertel zusammengefunden haben, die die Polizeibeamten lautstark beschimpften und ebenfalls aggressiv bedrängten und umringten. Die Lage habe sich laut Polizei erst nach Verständigung weiterer Kräfte beruhigt.
20. Juli 2020, 14.00 Uhr
Sina Eichhorn
Sina Eichhorn
Geboren 1994 in Gelnhausen. Nach einem Studium der Germanistik an der Justus-Liebig-Universität Gießen seit Oktober 2018 beim Journal Frankfurt. Zunächst als Redakteurin, seit 2021 Chefin vom Dienst. Mehr von Sina
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