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Tanzhaus West
Zwanzig Jahre am Bass geblieben
Das Tanzhaus West wird zwanzig Jahre alt. Am Freitag, 24. November, und am Samstag, 25. November, wird das Jubiläum des alternativen Technotempels groß gefeiert – dem Clubsterben zum Trotz.
Es gab wohl wirklich eine Zeitspanne, da war es ganz düster, und das Tanzhaus West hätte es beinahe nicht überlebt. Der Eigentümer der Immobilie in der Gutleutstraße 294 wollte verkaufen und zum Glück konnte sich die Kommunale Entwicklungsgesellschaft, eine städtische Tochter, aufraffen, den Kulturort zu erwerben und damit zu retten. Und als das durch war, fing Corona an. „Wir Clubs wurden ja als erste geschlossen und durften erst als letzte wieder aufmachen“, resümiert Matthias Morgenstern. Er ist Gründer und immer noch Betreiber des Tanzhauses und war auch sieben Jahre vor Beginn der THW-Ära dabei, als der Vorgänger „Space Place“ gegründet wurde.
„Die Mitarbeiter nennen mich ‚Kapitän‘“, schmunzelt Morgenstern heute. Und ein bisschen Stolz hört man in seiner Stimme, wenn er verrät, dass zurzeit „so circa 80 Menschen bei uns arbeiten“. Das Tanzhaus West ist also auch ein wichtiger Arbeitsplatz für Kreative. Das Wort „Kulturort“ füllen sie mit Leben. Und die Tanzhäusler sind stolz auf ihre Kollaboration mit dem Theater Landungsbrücken, und dass neben Clubnächten auch immer mehr Konzerte, Flohmärkte und Performances ihr Publikum finden. Und seit zwei Jahren gibt es auch noch Ausstellungen auf dem Gelände der Milchsackfabrik, dem Zuhause des Clubs.
Tanzhaus-Gründer Morgenstern: „Zurzeit ist der Techno wieder etwas härter geworden“
Musikalisch haben Matthias Morgenstern und Team sich in der Technoszene Europas voll etabliert. Mit den Berliner Partnerclubs wie Kater Blau, Watergate oder Sisyphos veranstalten sie regelmäßig Clubnächte. Ein Austausch, der sehr gut läuft. Techno ist die Grundlage und Techno ist so ziemlich die einzige Richtung, die hier gefeiert wird. Allerdings in allen möglichen Facetten. Und da heißt es ständig am Ball bleiben, denn das Genre ändert sich unaufhörlich. „Zurzeit ist der Techno wieder etwas härter geworden“, analysiert Morgenstern. Gerade die Jüngeren, die seit Corona neu eingestiegen seien, stünden auf härtere Beats.
Zur Feier der zwanzig Jahre hat das THW- Team nun ein spektakuläres DJ-Line-up zusammengestellt. Am Freitag wird der Berliner Alex.Do bestimmt ganz groß gefeiert werden. So wie es ganz dem derzeitigen Trend in der Popmusik entspricht, lässt er sich besonders von Klängen aus den Achtzigern inspirieren. Er selbst ist Anfang dreißig, hat also die achtziger Jahre gar nicht erlebt, aber dem Magazin Vice hat Alex.Do das einmal so erklärt, wann er sich denn mit dieser Musik auseinander gesetzt hat:
„Das habe ich das erste Mal relativ unbewusst, als ich mit dem Musikgeschmack meiner Eltern konfrontiert wurde. Der reichte von den Beatles und Stones über Jimmy Somerville oder den Fine Young Cannibals und Grace Jones bis hin zu John Lee Hooker und Marvin Gaye und vielem, vielem mehr.“ Außerdem ist am Freitag die Spanierin Cora Novoa am Start. Mit ihrem unverwechselbaren Sound zwischen Rave und Darkness bringt sie das Spektakel mit. Sie gilt als vielseitige Künstlerin, die Grenzen sprengt zwischen Musik, Mode, Kunst und Technologie.
Spektakuläres DJ-Line-up zum Jubiläum: Alex.Do, Cormac Emerson, Martha van Straaten und Joyce Muniz
Am Samstag sind im Line-up ganz besonders spannend Cormac Emerson und Martha van Straaten. Aber auch Joyce Muniz wird wieder einmal im Frankfurter Westen erwartet. Die gebürtige Brasilianerin ist seit den 90er-Jahren eine feste Größe in der Wiener Clubszene. Sie kommt vom Singen und irgendwie merkt man das auch noch. Immer wieder dringt ihr Gespür für die Melodie durch. Ganz anders kommt der Künstler Kleintierschaukel daher. Regelrechte Klangexperimente legt dieser Act auf die Tanzfläche. Aus Vogelgezwitscher oder Industrieklängen werden allmählich Klangteppiche, und dann kommen Beats hinzu, bis das alles zu einem Ereignis zwischen Downtempo und Deephouse wird. Natur – Industrie – Synthesizer – man könnte fast meinen, Kleintierschaukel sei Wiedergänger der legendären Einstürzenden Neubauten.
Und mit Paul Brtschitsch ist auch noch ein Lokalmatador aus Frankfurt dabei. Er wurde ausgerechnet in Berlin geboren, aber vom unvergessenen, leider verstorbenen Frankfurter DJ Heiko M/S/O entdeckt. Anfangs nannte sich Paul Analog Confusion, und das könnte immer noch als Beschreibung seiner Musik gelten. Es werden also nicht nur lange Nächte, sondern auch sehr interessante Nächte, wie fast immer hier. Und weil sie in der Gutleutstraße so toll formulieren können, wollen wir hier aus dem Text des Teams zum Club B’Day zitieren: „Manchmal, wenn wir in den Bassgewittern kurz innehalten, sind wir selbst erstaunt, wie weit unser Weg schon gegangen ist.“ Dann freuen wir uns doch auf weitere 20 Jahre Bassgewitter!
Info
20 Jahre Tanzhaus West
Gutleutstraße 294
Freitag, 24. November 23-13 Uhr
Samstag, 25. November 23-16 Uhr
„Die Mitarbeiter nennen mich ‚Kapitän‘“, schmunzelt Morgenstern heute. Und ein bisschen Stolz hört man in seiner Stimme, wenn er verrät, dass zurzeit „so circa 80 Menschen bei uns arbeiten“. Das Tanzhaus West ist also auch ein wichtiger Arbeitsplatz für Kreative. Das Wort „Kulturort“ füllen sie mit Leben. Und die Tanzhäusler sind stolz auf ihre Kollaboration mit dem Theater Landungsbrücken, und dass neben Clubnächten auch immer mehr Konzerte, Flohmärkte und Performances ihr Publikum finden. Und seit zwei Jahren gibt es auch noch Ausstellungen auf dem Gelände der Milchsackfabrik, dem Zuhause des Clubs.
Musikalisch haben Matthias Morgenstern und Team sich in der Technoszene Europas voll etabliert. Mit den Berliner Partnerclubs wie Kater Blau, Watergate oder Sisyphos veranstalten sie regelmäßig Clubnächte. Ein Austausch, der sehr gut läuft. Techno ist die Grundlage und Techno ist so ziemlich die einzige Richtung, die hier gefeiert wird. Allerdings in allen möglichen Facetten. Und da heißt es ständig am Ball bleiben, denn das Genre ändert sich unaufhörlich. „Zurzeit ist der Techno wieder etwas härter geworden“, analysiert Morgenstern. Gerade die Jüngeren, die seit Corona neu eingestiegen seien, stünden auf härtere Beats.
Zur Feier der zwanzig Jahre hat das THW- Team nun ein spektakuläres DJ-Line-up zusammengestellt. Am Freitag wird der Berliner Alex.Do bestimmt ganz groß gefeiert werden. So wie es ganz dem derzeitigen Trend in der Popmusik entspricht, lässt er sich besonders von Klängen aus den Achtzigern inspirieren. Er selbst ist Anfang dreißig, hat also die achtziger Jahre gar nicht erlebt, aber dem Magazin Vice hat Alex.Do das einmal so erklärt, wann er sich denn mit dieser Musik auseinander gesetzt hat:
„Das habe ich das erste Mal relativ unbewusst, als ich mit dem Musikgeschmack meiner Eltern konfrontiert wurde. Der reichte von den Beatles und Stones über Jimmy Somerville oder den Fine Young Cannibals und Grace Jones bis hin zu John Lee Hooker und Marvin Gaye und vielem, vielem mehr.“ Außerdem ist am Freitag die Spanierin Cora Novoa am Start. Mit ihrem unverwechselbaren Sound zwischen Rave und Darkness bringt sie das Spektakel mit. Sie gilt als vielseitige Künstlerin, die Grenzen sprengt zwischen Musik, Mode, Kunst und Technologie.
Am Samstag sind im Line-up ganz besonders spannend Cormac Emerson und Martha van Straaten. Aber auch Joyce Muniz wird wieder einmal im Frankfurter Westen erwartet. Die gebürtige Brasilianerin ist seit den 90er-Jahren eine feste Größe in der Wiener Clubszene. Sie kommt vom Singen und irgendwie merkt man das auch noch. Immer wieder dringt ihr Gespür für die Melodie durch. Ganz anders kommt der Künstler Kleintierschaukel daher. Regelrechte Klangexperimente legt dieser Act auf die Tanzfläche. Aus Vogelgezwitscher oder Industrieklängen werden allmählich Klangteppiche, und dann kommen Beats hinzu, bis das alles zu einem Ereignis zwischen Downtempo und Deephouse wird. Natur – Industrie – Synthesizer – man könnte fast meinen, Kleintierschaukel sei Wiedergänger der legendären Einstürzenden Neubauten.
Und mit Paul Brtschitsch ist auch noch ein Lokalmatador aus Frankfurt dabei. Er wurde ausgerechnet in Berlin geboren, aber vom unvergessenen, leider verstorbenen Frankfurter DJ Heiko M/S/O entdeckt. Anfangs nannte sich Paul Analog Confusion, und das könnte immer noch als Beschreibung seiner Musik gelten. Es werden also nicht nur lange Nächte, sondern auch sehr interessante Nächte, wie fast immer hier. Und weil sie in der Gutleutstraße so toll formulieren können, wollen wir hier aus dem Text des Teams zum Club B’Day zitieren: „Manchmal, wenn wir in den Bassgewittern kurz innehalten, sind wir selbst erstaunt, wie weit unser Weg schon gegangen ist.“ Dann freuen wir uns doch auf weitere 20 Jahre Bassgewitter!
20 Jahre Tanzhaus West
Gutleutstraße 294
Freitag, 24. November 23-13 Uhr
Samstag, 25. November 23-16 Uhr
22. November 2023, 15.06 Uhr
Jens Prewo
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