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Wem gehört der Wald?

"Die Spuren der Mountainbiker sieht man"

Im Interview erklärt der geschäftsführende Direktor des hessischen Waldbesitzerverbands, Christian Raupach, warum Mountainbiker und andere Waldbenutzer zu einem neuen Miteinander finden müssen.
Journal Frankfurt: Das neue hessische Waldgesetz sorgt für Unruhe bei den Mountainbikern. Können Sie den Ärger verstehen?
Christian Raupach: Es geht in der Tat um eine kompette Neufassung des Gesetzes. Die Mountainbikeszene regt sich über zwei Sätze darin auf. Noch befindet sich der Gesetzentwurf aber in einer Phase, in der die Landesregierung lediglich mit den beteiligten Verbänden spricht. Zum Beispiel mit dem BUND, der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, mit den kommunalen Spitzenverbänden, mit uns und eben auch mit den Mountainbikern. Daher kann ich die öffentliche Diskussion nicht nachvollziehen. Da werden Bürger auf die Bäume gebracht, und es wird schwer werden, sie da wieder runterzuholen.

Von einer Sperrung der Wälder für die Radfahrer ist die Rede ...
Das Gegenteil ist der Fall. Es geht lediglich darum, dass für das Mountainbiken feste Wege genutzt werden sollen, und das Gesetz genau definiert, was darunter zu verstehen ist. Das ist notwendig. Die technischen Möglichkeiten haben sich in den vergangenen Jahren enorm verändert und damit auch das Verhalten der Menschen im Wald.

Meinen Sie die immer ausgefeilteren Räder?
Auch. In den 70ern wäre man doch mit seinem Drahtesel nie einen kleinen Pfad runtergebrettert.

Man hat es aber zumindest probiert ...
Das zeigt, wie groß das Bedürfnis ist. Heute kommt noch die Verabredung durch das Internet dazu und vor allem die GPS-Geräte. In der Landschaft muss nichts mehr markiert werden, man kann wirklich querfeldein fahren, die Route ins Netz stellen und sich mit anderen messen.

Das ist doch kein Massenphänomen!
90 Prozent der Mountainbiker bleiben auf den breiteren Waldwegen. Davon haben wir in Hessens Wäldern etwa 25.000 Kilometer, die für das Radfahren bestens geeignet sind - man kann auch Spaziergängern gut ausweichen, was schon auf den kleineren Wegen nicht mehr möglich ist. Die Fälle, das Biker neue Trails selbst anlegen, häufen sich aber. Wenn der neue trail erst einmal da ist, fahren alle darauf, weil sie denken, das sei erlaubt. Radwege müssen aber eine Mindestbreite haben, oder mit den Waldeigentümern abgestimmt und als reine Mountainbiketrails ausgewiesen sein. Sonst wird Mountainbiking zu einer Gefahr für andere Waldbesucher und die Natur. Die Handhabe dafür fehlt.

Bekommt das denn überhaupt jemand mit?
Die Spuren sieht man. Hier in Friedrichsdorf gibt es zum Beispiel ein Gebiet, in dem der Hirschkäfer heimisch ist. Dort sind die alten Eichen streng geschützt und der Förster hegt die natürlich aufwachsenden jungen Buchen und Eichen unter den alten Bäumen. Einige Biker kümmert das nicht, schlimmer noch: sie fühlen sich im Recht. Dort Klarheit und Bewusstsein zu schaffen, was geht und was nicht, das könnte mit dem neuen Waldgesetz gelingen.

Und andere Gruppen, die in den Wald möchten?
Da muss man unterscheiden. Es gibt im jetzigen Entwurf tatsächlich eine Passage, die das Betreten des Waldes in Gruppen betrifft. Erreichen wollte der Gesetzgeber wohl, dass Vandalen, Paintball-Spieler und andere, die den Wald schädigen, von den Forstbehörden sofort mit einem Bussgeld belegt werden können. Das ist ja auch im Prinzip richtig, doch vielleicht kann man das im Gesetz noch etwas besser formulieren. Uns als Waldbesitzer geht es nicht darum, Menschen auszusperren. Es geht darum, die Bedürfnisse der unterschiedlichen Gruppen wieder in Einklang zu bringen. Dem begegnen einige Waldbesitzer proaktiv, indem sie Mountainbikern Angebote für Downhill-Strecken machen, wo die Gefahr für Natur und andere Waldbenutzer gering ist und das biken mit der Forstwirtschaft und der Jagd vereinbar ist.

Beachten Sie dazu auch unsere Berichterstattung im Journal Frankfurt vom 11. September 2012.
 
Fotogalerie:
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10. September 2012, 11.56 Uhr
Interview: Nils Bremer
 
 
 
 
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