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Von Herzensangelegenheiten
„Wir haben Grund zur Hoffnung“
Der Sinkkasten Arts Club hat einen Grund zur Hoffnung. Das erste Benefizkonzert war ein Erfolg. Und somit ist die Lage ernst, aber nicht hoffnungslos – der Sinkkasten kämpft und hat viele Unterstützer.
Eine Herzensangelegenheit gibt man nicht einfach auf. Und so kämpft das Team des Sinkkasten Arts Club weiter. Mit einer Reihe von Benefizkonzerten soll Geld in die leeren Kassen gespielt werden, offensiv auf die Probleme in der Brönnerstraße aufmerksam gemacht und der Sommer trotz der Konkurrenz unzähliger Gratisveranstaltungen unter freiem Himmel einigermaßen überbrückt werden. Alte Freunde des Hauses, Roy Hammer & Die Pralinés und die Madhouse Flowers, machten am vergangenen Freitag den Anfang. „Die Stimmung war gut“, sagt Elise Henning, Leiterin des Sinkkasten. „Trotz des gratis Alternativangebots wie dem Stoffel, war unser Konzert gut besucht.“ 300 Gäste waren gekommen, 18 Euro kostete der Eintritt und so spielte allein die erste Veranstaltung mehrere tausend Euro in die Kasse. Doch damit noch nicht genug. Es geht weiter. Die Frankfurter Rundschau steht dem Club mit einem Hessen-Rock-Spezial am 22. Juli zur Seite. Am 23. Juli stehen dann Mama ist die Bestie auf der Bühne. Und da sie 1997 ihren ersten öffentlichen Auftritt im Sinkkasten hatten, fragte Rudi Link, Geschäftsführer des Sinkkastens, Mundstuhl, ob sie helfen wollten. Das Comedy-Duo hat für den 11. August zugesagt. Feiern gegen die Insolvenz lautet das Motto. Aber auch einiges an Partys sei geplant. „Es freut uns, dass auch junge Partyveranstalter, nicht nur die alte Garde, auf uns zu kommen, um uns zu unterstützen“, so Elise Henning. Und so gibt es im Juli und August die Partyreihe „Fieber“ und im August die Berliner Veranstaltung „Hip-Hop don’t stop“ mit internationalen Hip-Hop-DJs und Artists, die zum ersten Mal im Sinkkasten stattfinden wird. „Wir sind weiterhin aktiv und schwer am Arbeiten“, sagt Elise Henning. „Und im Moment haben wird Grund zur Hoffnung. Es ist zwar noch nichts in trockenen Tüchern, aber wir sind auf einem guten Weg.“ Und mit den Insolvenzanwälten habe man ein gutes Team, um einen Lösungsweg aus der Insolvenz hinaus zu finden. Und es gibt einen Termin bei Frankfurts Kulturdezernent Felix Semmelroth.
Als Rudi Link, der schon in den Anfangsjahren des Sinkkasten in der Mainstraße an der Kasse saß, 1984 die alleinige Geschäftsführung des Vereins übernahm, war die Welt noch in Ordnung. Nach sieben Jahren in einem verwinkelten Kellergewölbe hieß das Zauberwort Expansion. Der ursprüngliche Plan, in die Alte Oper zu ziehen, ließ sich nicht realisieren. Die Stadt fand eine Alternative – die leer stehenden Räume des Zoom Club, vormals Storyville – eine geschichtsträchtige Adresse. Dort gab es einen Mietvertrag über zehn Jahre, der noch mal um die gleiche Zeit verlängert wurde. Eine jährliche Bezuschussung durch das Amt für Wissenschaft und Kunst von 125.000 Mark kam über die Saalbau GmbH, der offizielle Verwendungszweck lautete „Anmietung der Räume Stiftstraße 8–10 für den Arts Club Sinkkasten“. Dieses Geld fiel aber im Zuge eines Downsizings bei der Saalbau 1998 weg. Und die Verkürzung des städtischen Haushaltes sah auch keine institutionelle, sondern nur noch eine projektbezogene Förderung vor. Der Verein sah sich so mit einer an den Mietspiegel angepassten Miete konfrontiert, die dreimal so hoch wie zuvor ausfiel. Bei einem Objekt von rund 750 Quadratmetern in 1A-Lage kein Pappenstiel. „Wir mussten uns damals schon überlegen, ob wir das schultern können“, sagt Link. Zumal auch fest angestellte Mitarbeiter über den Club alle Sozialleistungen bezogen. Aber eine Herzensangelegenheit gibt man nicht einfach auf. Da funktionierte die „Mischkalkulation“ noch. Tanzveranstaltungen finanzierten die Konzerte, aber wenn eine lukrative Reihe wie die Schülerdisco donnerstags wegbrach, war das kaum zu kompensieren. Und die Besucherzahlen bei Konzerten waren über die Jahre sowieso rückläufig. Was also tun? 2010 wurde eine „Programmverjüngung“ beschlossen, „was pressemäßig gut angekommen ist“, so Link. „Auch verschiedene Partys sind gut gelaufen.“ Tolle Konzerte von Hundred In The Hands, Kreidler, Anika und Wye Oak halfen das alte Image zu korrigieren. Der Sinkkasten Arts Club war auf einem guten Weg und ist aufgrund der Kostenlage trotzdem nicht finanzierbar, der Insolvenzantrag deshalb unausweichlich – ausgerechnet im Jubiläumsjahr.
Als Rudi Link, der schon in den Anfangsjahren des Sinkkasten in der Mainstraße an der Kasse saß, 1984 die alleinige Geschäftsführung des Vereins übernahm, war die Welt noch in Ordnung. Nach sieben Jahren in einem verwinkelten Kellergewölbe hieß das Zauberwort Expansion. Der ursprüngliche Plan, in die Alte Oper zu ziehen, ließ sich nicht realisieren. Die Stadt fand eine Alternative – die leer stehenden Räume des Zoom Club, vormals Storyville – eine geschichtsträchtige Adresse. Dort gab es einen Mietvertrag über zehn Jahre, der noch mal um die gleiche Zeit verlängert wurde. Eine jährliche Bezuschussung durch das Amt für Wissenschaft und Kunst von 125.000 Mark kam über die Saalbau GmbH, der offizielle Verwendungszweck lautete „Anmietung der Räume Stiftstraße 8–10 für den Arts Club Sinkkasten“. Dieses Geld fiel aber im Zuge eines Downsizings bei der Saalbau 1998 weg. Und die Verkürzung des städtischen Haushaltes sah auch keine institutionelle, sondern nur noch eine projektbezogene Förderung vor. Der Verein sah sich so mit einer an den Mietspiegel angepassten Miete konfrontiert, die dreimal so hoch wie zuvor ausfiel. Bei einem Objekt von rund 750 Quadratmetern in 1A-Lage kein Pappenstiel. „Wir mussten uns damals schon überlegen, ob wir das schultern können“, sagt Link. Zumal auch fest angestellte Mitarbeiter über den Club alle Sozialleistungen bezogen. Aber eine Herzensangelegenheit gibt man nicht einfach auf. Da funktionierte die „Mischkalkulation“ noch. Tanzveranstaltungen finanzierten die Konzerte, aber wenn eine lukrative Reihe wie die Schülerdisco donnerstags wegbrach, war das kaum zu kompensieren. Und die Besucherzahlen bei Konzerten waren über die Jahre sowieso rückläufig. Was also tun? 2010 wurde eine „Programmverjüngung“ beschlossen, „was pressemäßig gut angekommen ist“, so Link. „Auch verschiedene Partys sind gut gelaufen.“ Tolle Konzerte von Hundred In The Hands, Kreidler, Anika und Wye Oak halfen das alte Image zu korrigieren. Der Sinkkasten Arts Club war auf einem guten Weg und ist aufgrund der Kostenlage trotzdem nicht finanzierbar, der Insolvenzantrag deshalb unausweichlich – ausgerechnet im Jubiläumsjahr.
13. Juli 2011, 12.20 Uhr
Detlef Kinsler und Julia Lorenz
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Text: Detlef Kinsler / Foto: © Detlef Kinsler
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