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Foto: Adobe Stock/yanlev
Foto: Adobe Stock/yanlev

Bädersituation Frankfurt

„Schwimmenlernen ist Kulturgut“

Schwimmen lernen ist für Kinder enorm wichtig. Doch gerade in Frankfurt herrscht akut Bedarf an Flächen, wo gelehrt und gelernt werden kann. Ein Interview und ein Ausblick.
JOURNAL FRANKFURT: Herr Ulmer, als Sportdirektor der Schwimmgemeinschaft Frankfurt (SGF) kennen Sie die Bädersituation in Frankfurt gut. Gibt es genügend Plätze fürs Kinderschwimmen?
Michael Ulmer: Die Nachfrage ist weiterhin riesig. Auf der Warteliste stehen bei uns derzeit 50 bis 60 Anwärterinnen und Anwärter, die keinen Platz bekommen haben. Bei unseren Übungsstunden im Verein ist es leider auch so, dass wir zurzeit keine neuen Mitglieder aufnehmen können, weil es überall an Wasserflächen fehlt.

Welche Bäder sind denn derzeit geschlossen?
Die Situation ist leider wirklich katastrophal. Gerade die Schulschwimmbecken sind immer wieder defekt. Das Schulschwimmbecken der Dahlmannschule wird ab März aufgrund von Legionellen geschlossen werden. Außerdem geschlossen war das Schwimmbecken der Wöhlerschule. Gar nicht sprechen möchte ich über die Liebigschule, die seit 2019 außer Betrieb ist und ich da keine Anstalten sehe, dass das Schwimmbecken dort repariert wird. Wir wollten eigentlich aufgrund des hohen Bedarfs in den Osterferien
Kinderschwimmkurse anbieten, aber wir haben von den Bäderbetrieben Frankfurt noch keine Zusage bekommen, in welchen Bädern wir das machen können.

Wie erklären Sie es sich, dass viele Schulschwimmbäder geschlossen sind?
Ich persönlich verstehe das überhaupt nicht, weil ich selbst über 30 Jahre lang als Schwimmlehrer in der Dahlmannschule tätig war. Wir hatten dort das alte Lehrschwimmbecken. Das war in 30 Jahren maximal fünf Tage geschlossen. Die neuen Schulschwimmbäder, die jetzt gebaut wurden, also in der Wöhlerschule, der Marie-Curie-Schule, der Carl-Schurz-Schule und der Dahlmannschule, die schaffen eine ähnliche Menge an Schließtagen allein zwischen den Sommer- und Weihnachtsferien. Locker. Ich sehe da einen Systemfehler, weil es ja nicht sein kann, dass immer die Schulschwimmbäder defekt und die kommerziellen Becken in Ordnung sind.

Was für ein Systemfehler könnte dahinterstecken?
Früher gab es vor Ort Hausmeister, die das geregelt haben, die natürlich auch eine Zulage erhalten haben und sich darum gekümmert haben, dass das Schwimmbecken oder die Turnhalle in Ordnung bleiben. Heute wird ein Bad sehr schnell außer Betrieb gesetzt. Das geht dann an die Schulleitung, von der Schulleitung geht’s ans Amt für Bau und Immobilien. Dann wird der Auftrag von links nach rechts geschoben, und dementsprechend dauert es sehr lange, bis etwas behoben wird. Das ist eine nicht zufriedenstellende Situation für alle.

Was wünschen Sie sich von der Stadt?
Wichtig wäre mir, dass die Sportstadt Frankfurt gerade den reinen Schwimmvereinen, den Ein-Sparten-Vereinen die Möglichkeit gibt, ihrem Satzungsauftrag nachzukommen und den Kindern das Schwimmen beizubringen. Dazu benötigen die Schwimmvereine Wasserflächen.

Welche Bäder beziehungsweise Schulschwimmbäder sind denn geöffnet?
Die Marie-Curie-Schule, die Carl-Schurz-Schule, die Dahlmannschule und die Bert-hold-Otto-Schule sind zurzeit in Betrieb, und glücklicherweise ist die Wöhlerschule nach zwei Jahren ebenfalls wieder geöffnet.

Warum ist es so wichtig, dass mein Kind schwimmen lernt?
Schwimmenlernen ist Kulturgut. Das ist genauso viel wert wie Fahrradfahren. Der Zugang zu vielen Sportarten und Freizeitmöglichkeiten ist mit dem Wasser verbunden. Da ist es natürlich wichtig, dass die Kinder nicht ertrinken, sondern eben schwimmen können.

Wie unterteilen sich die unterschiedlichen Schwimmkurse?
Schwimmkurse sind zeitlich begrenzt. Das heißt, die beginnen an einem Tag und hören zehn oder zwölf Wochen später auf. Unterteilt sind sie nicht in das jeweilige Alter, sondern darin, was die Kinder können. Es gibt das Babyschwimmen und das Kleinkindschwimmen. Das hat aber nichts mit dem Erlernen des Schwimmens zu tun, sondern da geht’s ums Spielerische. Ab drei Jahren fangen wir mit den Fröschen an – das ist dann Wassergewöhnung und Wasserbewältigung. Da werden die Kinder ans Wasser herangeführt. Dann kommen ab vier oder fünf Jahren die Seepferdchen. Da steht das Erreichen des Seepferdchens im Vordergrund. Und dann kommt das Schwimmabzeichen Bronze. Mit diesem Abzeichen gilt man als sicherer Schwimmer.

Wie läuft eine Schwimmstunde grundsätzlich ab?
Das ist sehr unterschiedlich. Im Babyschwimmen wird nur gespielt und durchs Wasser geglitten. Beim Seepferdchen geht es darum, dass die Kinder eine Bahn von 25 Metern schwimmen können. Da wird mittlerweile auch darauf geachtet, dass sie erkennbar ins Wasser ausatmen. Beim Bronze-Abzeichen wird dann geübt, dass Kinder 15 Minuten dauerschwimmen können.

Was mache ich, wenn mein Kind panische Angst vor Wasser hat?
Erst mal sollte man auf gar keinen Fall Druck auf das Kind ausüben. Als Schwimmlehrer muss man viel Geduld haben, und jedes Kind ist auch in seiner Entwicklung anders. Es gibt Kinder, bei denen geht das ruck, zuck, aber bei anderen dauert es halt ein bisschen länger, und das ist völlig in Ordnung. Wenn ein Kind wirklich panische Angst vor Wasser hat, dann sollte man sehr behutsam und spielerisch damit umgehen und dem Kind immer wieder neue Angebote zum Wasser geben, damit es die Freude und den Spaß am Wasser bekommt.

Wie melde ich mein Kind zum Schwimmen an?
Sie können sich an unseren Verein beziehungsweise an unsere Schwimmschule wenden. Es gibt in Frankfurt selbstverständlich auch noch andere Schwimmvereine. Für mich sind das die kompetentesten Ansprechpartner. Aber es gibt natürlich auch die kommunalen Badbetreiber, die Bäderbetriebe Frankfurt sowie die kommerziellen Schwimmschulen.
 
16. Mai 2024, 15.46 Uhr
Katrin Börsch
 
 
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