Newsletter
|
ePaper
|
Apps
|
Abo
|
Shop
|
Jobs
Foto: © AdobeStock/Marco
Foto: © AdobeStock/Marco

Ukraine, Inflation und Therapie

Man kann nicht alles auf einmal schaffen

Was eine Autofahrt in einem Frankfurter Stadtteil alles auslösen kann: Unser Kolumnist Christoph Schröder denkt über multiple Krisen nach – und die Ohnmacht des Individuums.
Kürzlich fuhr ich im Auto mit einem Freund, der im Immobiliengeschäft tätig ist, an einem gerade frei geräumten Grundstück in einem Frankfurter Stadtteil vorbei. Beiläufig sagte der Freund: „Das Grundstück hat man uns gerade für 36 Millionen zum Kauf angeboten.“ Ich guckte ihn an, um zu schauen, ob er einen Scherz macht, aber nein, das war sein voller Ernst.

In solchen Augenblicken (die gibt es hin und wieder) wird mir bewusst, wie wenig Ahnung ich eigentlich tatsächlich habe von den mittleren (und das wäre wohl in diesem Fall das richtige Wort) und ganz großen Geschäften, die um mich herum ablaufen. Ich lese dies und lese das, lese, dass der DAX sich wieder einmal einem neuen Höchststand nähert und frage mich: Warum eigentlich? Ich dachte, diesem Land geht es so schlecht.

„Wir sind gerade aus der Komfortzone raus“

Und wenn ich mich umschaue in meinem Freundeskreis, bei Gastronomen, Immobilienmenschen, Kleinunternehmern mit eigenem Betrieb oder auch bei mir selbst, dann merke ich, dass die Lage insgesamt tatsächlich angespannter, bedrängter ist. Wir sind gerade aus der Komfortzone raus. Und irgendwie ist mir auch klar, dass es Vorgänge gibt, für die ich kein Bewusstsein habe, die aber mein Leben mitbestimmen. Aber ich kann mich auch nicht um alles kümmern.

Ich kann nicht die Wirtschaft ankurbeln, gesund bleiben und auch noch den Krieg einfrieren. Ich kann im Sommer Johannisbeeren einfrieren, die ich in meinem Schrebergarten gepflanzt habe; das wars aber auch schon. Jüngere Leute kommen jetzt hier um die Ecke und sagen: „Könntest Du Deine Sche**-Ironie nicht auch gleich mit einfrieren? Für Ironie ist die Lage zu ernst; außerdem ist Ironie ein Unterdrückungsinstrument der herrschenden Klasse.“

Was schafft in einer prekären Situation Linderung? Therapie.

Aber was schafft denn in einer prekären Situation sonst noch Linderung? Wenn ich mich so auf den Online-Portalen der großen Magazine umschaue, ist die Antwort: Nur noch eine Therapie. Viele junge Frauen, so habe ich gelesen, reden gar nicht mehr mit Männern, die „nicht austherapiert sind“. Ich wünsche gute Besserung. Es wird Frühling. Es wird heller.
 
Fotogalerie:
{#TEMPLATE_news_einzel_GALERIE_WHILE#}
 
14. April 2024, 12.00 Uhr
Christoph Schröder
 
Christoph Schröder
Christoph Schröder studierte in Mainz Germanistik, Komparatistik und Philosophie. Seine Interessensschwerpunkte liegen auf der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur und dem Literaturbetrieb. Er ist Dozent für Literaturkritik an der Goethe-Universität Frankfurt. – Mehr von Christoph Schröder >>
 
 
 
 
Mehr Nachrichten aus dem Ressort Meinung
Zu unserem Ortstermin gab es Leserreaktionen, die wir veröffentlichen. Die Redaktion weist darauf hin, dass der Inhalt der Leserbriefe die Ansicht der Verfasser wiedergibt, die mit der Meinung der Redaktion nicht unbedingt übereinstimmt.
Text: Lukas Mezler / Foto: Fahrradstreifen auf der Eschersheimer Landstraße ©Lukas Mezler
 
 
 
 
 
 
 
Ältere Beiträge
 
 
 
 
22. Dezember 2024
Journal Tagestipps
Pop / Rock / Jazz
  • Re:Calamari
    Kreativfabrik Wiesbaden | 20.00 Uhr
  • Mavi Gri
    Batschkapp | 21.00 Uhr
  • Ramzey
    Das Bett | 20.00 Uhr
Klassik / Oper/ Ballett
  • Macbeth
    Oper Frankfurt | 15.30 Uhr
  • International Choir Frankfurt
    Heilig-Geist-Kirche im Dominikanerkloster | 18.00 Uhr
  • Carmen
    Hessisches Staatstheater Wiesbaden | 19.30 Uhr
Theater / Literatur
  • Die verlorene Ehre der Katharina Blum
    Schauspiel Frankfurt | 18.00 Uhr
  • Pit Knorr und die Eiligen Drei Könige
    Stalburg Theater | 20.00 Uhr
  • Nunsense
    The English Theatre Frankfurt am Zoo | 18.00 Uhr
Kunst
  • Ich muss mich erstmal sammeln
    Hessisches Landesmuseum | 11.00 Uhr
  • 244ff. – Von Friedrich bis Ferdinand
    Schloss Bad Homburg | 10.00 Uhr
  • Winterlichter
    Palmengarten | 17.00 Uhr
Kinder
  • Aladin – Das Musical
    Rheingoldhalle | 15.00 Uhr
  • Eine Weihnachtsgeschichte
    Papageno-Musiktheater am Palmengarten | 13.30 Uhr
  • Leo Löwe und sein Weihnachtsmärchen
    Gallus Theater | 10.00 Uhr
und sonst
  • Frankfurter Weihnachtsmarkt
    Römerberg | 11.00 Uhr
  • Sternschnuppenmarkt
    Schlossplatz | 12.00 Uhr
  • Weihnachtsmarkt
    Schlossplatz | 11.00 Uhr
Freie Stellen