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Rücktritt Peter Feldmann
Ohne Einsicht
Oberbürgermeister Peter Feldmann hat seinen Rücktritt für Januar 2023 angekündigt. Längst überfällig ist dieser Schritt – trotzdem bleibt die Frage, warum er noch sechs Monate damit warten will. Ein Kommentar.
Eins muss man Oberbürgermeister Peter Feldmann lassen: Er ist immer für eine Überraschung gut. Mit der Ankündigung des Rücktritts hat zu diesem Zeitpunkt niemand gerechnet. Noch vor wenigen Wochen hat Feldmann bei einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz im Römer verkündet, dass er nicht zurücktreten, sich dafür aber von öffentlichen Auftritten fernhalten werde. Punkt, keine Nachfragen möglich. Der Druck auf den OB wurde in der Folgezeit allerdings immer größer. Selbst seine Partei und getreue Stadtverordnete distanzierten sich von ihm, im Juni hatte das Stadtparlament ihm dann das Misstrauen ausgesprochen. Der nächste Schritt wäre ein Abwahlverfahren gewesen. Unterdessen wurde die Causa Feldmann über Frankfurts Stadtgrenzen hinaus bis ins Ausland wahrgenommen. Das alles schien an ihm abzuperlen. Stattdessen veröffentlichte er ein mit sich selbst geführtes bizarres Interview.
Die Rücktrittsankündigung kommt kurz nach seinem zehnjährigen Amtsjubiläum. Dies ist ein Moment, Würdigung für die eigene Arbeit zu erfahren. Feldmann beging dieses Jubiläum in der Ferne, in Ho-Chi-Minh-Stadt, wo er als Vorsitzender des Aufsichtsrats der Messegesellschaft bei der von der Messe Frankfurt ausgerichteten Automechanika war. „Die Leere um den Jubilar“, schrieb die Frankfurter Allgemeine Zeitung passenderweise. Die Würdigung in Frankfurt, seiner Stadt, blieb aus. Es war ziemlich einsam um den OB geworden und viele fragten sich, wie lange er diese Situation noch aushalten wird. Ob er in Ho-Chi-Minh-Stadt zur Einsicht gelangt ist?
Mit einem selbst definierten Zeitpunkt für einen Rücktritt hat sich Feldmann Handlungsspielraum verschafft. Er lässt sich nicht aus dem Amt treiben, sondern bestimmt selbst den Zeitpunkt – und der ist für ihn erst in sechs Monaten. „Ich appelliere mit dem heutigen Tag an alle Verantwortlichen der Stadt und die Frankfurterinnen und Frankfurter: Gehen wir wieder aufeinander zu, hören wir uns zu und verlassen wir die ausgetretenen Pfade der Schuldzuweisung und der personalisierten Vorwürfe (…) Frankfurt ist dazu bereit“, ist in dem Statement Feldmanns außerdem zu lesen. Diese Zeilen lassen jegliche Einsicht vermissen und zeigen, dass Peter Feldmann immer noch nicht verstanden hat, warum er gescheitert ist.
Die Rücktrittsankündigung kommt kurz nach seinem zehnjährigen Amtsjubiläum. Dies ist ein Moment, Würdigung für die eigene Arbeit zu erfahren. Feldmann beging dieses Jubiläum in der Ferne, in Ho-Chi-Minh-Stadt, wo er als Vorsitzender des Aufsichtsrats der Messegesellschaft bei der von der Messe Frankfurt ausgerichteten Automechanika war. „Die Leere um den Jubilar“, schrieb die Frankfurter Allgemeine Zeitung passenderweise. Die Würdigung in Frankfurt, seiner Stadt, blieb aus. Es war ziemlich einsam um den OB geworden und viele fragten sich, wie lange er diese Situation noch aushalten wird. Ob er in Ho-Chi-Minh-Stadt zur Einsicht gelangt ist?
Mit einem selbst definierten Zeitpunkt für einen Rücktritt hat sich Feldmann Handlungsspielraum verschafft. Er lässt sich nicht aus dem Amt treiben, sondern bestimmt selbst den Zeitpunkt – und der ist für ihn erst in sechs Monaten. „Ich appelliere mit dem heutigen Tag an alle Verantwortlichen der Stadt und die Frankfurterinnen und Frankfurter: Gehen wir wieder aufeinander zu, hören wir uns zu und verlassen wir die ausgetretenen Pfade der Schuldzuweisung und der personalisierten Vorwürfe (…) Frankfurt ist dazu bereit“, ist in dem Statement Feldmanns außerdem zu lesen. Diese Zeilen lassen jegliche Einsicht vermissen und zeigen, dass Peter Feldmann immer noch nicht verstanden hat, warum er gescheitert ist.
5. Juli 2022, 16.10 Uhr
Jasmin Schülke
Jasmin Schülke
Studium der Publizistik und Kunstgeschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit Oktober 2021 Chefredakteurin beim Journal Frankfurt. Mehr von Jasmin
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