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Kolumne: Michael Herl
„Frankfurt wird zur Kifferstadt“
Weltstadt, Dorf, Home of the Hot Dog, Fahrradstadt: Frankfurt hat viele Bezeichnungen, die nie so ganz zutreffen. In seiner Kolumne schreibt Michi Herl, was Frankfurt jedenfalls noch werden könnte.
Häufig heißt es ja, Frankfurt sei eine charmante Mischung aus Weltstadt und Dorf. Das ist natürlich schwachsinnig. Frankfurt ist weder das eine noch das andere und schon gar keine Mischung aus beidem. Bäuerlich anmutende Ansiedlungen wie zum Beispiel Harheim finden sich am Rande jeder größeren Stadt; Berlin besteht ja fast gänzlich aus solchen.
Und Weltstadt? Na ja. Vom Bekanntheitsgrad her vielleicht. „Home of the Hot Dog“ ist etwa in den USA öfter zu hören. Aber was ist nun wirklich liebenswert? Die Antwort mag viele verblüffen, die bei Frankfurt nur an knorzige Männer denken, die immerfort sauer vergorenen Apfelsaft aus tönernen Krügen trinken, an Rippchenknochen nagen und stinkenden Käse essen.
Frankfurt ist nämlich ungemein tolerant und offen für Neues. Zwar wird Ungewohntes erstmal schlechtgebabbelt – doch eh man sich versieht, ist es akzeptiert und nicht mehr wegzudenken. Das gilt für Menschen wie für Dinge und Gebräuche.
Der Erzeugermarkt wird in ganz andere Dimensionen vorstoßen
Beispiele dafür gibt es viele. Nehmen wir mal die Hochhäuser. Die fand niemand wirklich gut, doch plötzlich waren sie da und werden immer mehr – und irgendwie von allen gemocht. Und, sorry, auch der Flughafen gehört dazu. Ein Moloch, laut und schmutzig und immerfort umkämpft – aber im Grunde vieler Herzen auch geliebt. Macht halt was her und hat in der Tat etwas Weltstädtisches.
Ein weiteres Beispiel ist der rasante Wandel von der Auto- zur Fahrradstadt. Radeln gegen die Einbahn? War das nicht schon immer so? Oder, wieder sorry, die E-Roller. Paris hat sie verboten. Frankfurt tut es nicht. Und das ist gut so. Ich finde die Scheißdinger auch fürchterlich, aber okay. Man kann die Zeit nicht zurückdrehen. Doch wenn mir eins der Dinger im Weg steht, werde ich es weiterhin ins Gebüsch werfen.
Buffende Bembelschwenker beim Apfelwein-Wagner!
Ein weiteres grandioses Beispiel: Frankfurt wird zur Kifferstadt! Welch Wonne! Ich habe herrliche Bilder vor Augen! Buffende Bembelschwenker beim Apfelwein-Wagner! Meterhohe Hanfstauden in den Kleingartenanlagen! Und der Erzeugermarkt wird in ganz andere Dimensionen vorstoßen. Sie glauben das nicht? Warten sie ab. Das geht schnell. Wir sind in Frankfurt.
Und Weltstadt? Na ja. Vom Bekanntheitsgrad her vielleicht. „Home of the Hot Dog“ ist etwa in den USA öfter zu hören. Aber was ist nun wirklich liebenswert? Die Antwort mag viele verblüffen, die bei Frankfurt nur an knorzige Männer denken, die immerfort sauer vergorenen Apfelsaft aus tönernen Krügen trinken, an Rippchenknochen nagen und stinkenden Käse essen.
Frankfurt ist nämlich ungemein tolerant und offen für Neues. Zwar wird Ungewohntes erstmal schlechtgebabbelt – doch eh man sich versieht, ist es akzeptiert und nicht mehr wegzudenken. Das gilt für Menschen wie für Dinge und Gebräuche.
Beispiele dafür gibt es viele. Nehmen wir mal die Hochhäuser. Die fand niemand wirklich gut, doch plötzlich waren sie da und werden immer mehr – und irgendwie von allen gemocht. Und, sorry, auch der Flughafen gehört dazu. Ein Moloch, laut und schmutzig und immerfort umkämpft – aber im Grunde vieler Herzen auch geliebt. Macht halt was her und hat in der Tat etwas Weltstädtisches.
Ein weiteres Beispiel ist der rasante Wandel von der Auto- zur Fahrradstadt. Radeln gegen die Einbahn? War das nicht schon immer so? Oder, wieder sorry, die E-Roller. Paris hat sie verboten. Frankfurt tut es nicht. Und das ist gut so. Ich finde die Scheißdinger auch fürchterlich, aber okay. Man kann die Zeit nicht zurückdrehen. Doch wenn mir eins der Dinger im Weg steht, werde ich es weiterhin ins Gebüsch werfen.
Ein weiteres grandioses Beispiel: Frankfurt wird zur Kifferstadt! Welch Wonne! Ich habe herrliche Bilder vor Augen! Buffende Bembelschwenker beim Apfelwein-Wagner! Meterhohe Hanfstauden in den Kleingartenanlagen! Und der Erzeugermarkt wird in ganz andere Dimensionen vorstoßen. Sie glauben das nicht? Warten sie ab. Das geht schnell. Wir sind in Frankfurt.
6. Mai 2023, 09.50 Uhr
Michael Herl
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