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Editorial 8/23
Urbanes Versagen vs. urbane Kunst
Das JOURNAL wirft in seiner aktuellen Ausgabe einen kritischen Blick auf das Europaviertel. Doch es geht auch um Schönes, urbane Kunst in Form von Graffiti um genau zu sein. Das Editorial zur August-Ausgabe.
Wem gehört der öffentliche Raum? Uns allen. Er ist ein Spiegelbild unserer Gesellschaft und stets im Wandel begriffen, so wie sich auch unsere Gesellschaft permanent wandelt. Die Konflikte, die in unserer Gesellschaft ausgetragen werden, schlagen sich daher auch im öffentlichen Raum nieder. Wie soll die Stadt aussehen, in der wir gerne leben möchten? Viele Menschen antworten auf diese Frage ähnlich: Sie soll grün sein, Wohnraum für alle haben, Kultur und Lebensqualität bieten. Ein neues Stadtviertel zu schaffen, ist eine große Herausforderung und Chance, besonders in einer Stadt wie Frankfurt, in der der Wohnraum knapp ist.
Blickt man ins Europaviertel, können einem die Tränen kommen. Das Europaviertel war eines der größten Stadtentwicklungsprojekte in Deutschland und was dort entstanden ist, kann man nur als urbanes Versagen bezeichnen. Schlecht erreichbar – der Anschluss der U5 soll erst 2025 realisiert sein –, unbezahlbar (viele Wohnungen sind Spekulationsobjekte), unattraktiv (die Karl-Marx-Allee in Berlin ist ein Boulevard dagegen). Wir haben uns auf einen Spaziergang durchs Viertel begeben.
JOURNAL FRANKFURT im August: Graffiti ist Kunst
Erfreuen wir uns doch lieber an den zahlreichen Graffiti, die Frankfurt bunt machen. Wer aufmerksam hinschaut, erkennt mit der Zeit die Handschriften der Maler. Doch auch hier scheiden sich die Geister: Was für die einen Kunst ist, ist für die anderen Sachbeschädigung. Viele, die einst illegal sprayten, sind heute Künstler und verdienen ihr Geld damit. Und auch die Kehrseite der Medaille soll betrachtet werden, denn nicht immer haben Graffiti positive Effekte. Als „jubiläumsreif“ bezeichnet Meike Spanner die Kunstform im öffentlichen Raum, die mittlerweile vier Jahrzehnte auf dem Buckel hat. Grund genug, die Anfänge aufzuzeigen und ein paar Protagonisten zu Wort kommen zu lassen.
Auf unserer Titelseite sehen Sie den „City Ghost“ bei der Arbeit: Die Geister, die auftauchen und auch wieder verschwinden, beschreiben ziemlich gut das Wesen von Graffiti insgesamt. Bei der Recherche stellte unsere Autorin fest, dass das Thema unmöglich in eine Story gepackt werden kann. Sie dürfen sich also auf einen zweiten Teil mit weiteren Protagonisten und einer JOURNAL-Jam freuen. Eins ist auf jeden Fall klar: So knallig-bunt war eine Titelstory im JOURNAL selten, und dass wir die Geister, die sich mittlerweile weit über die Stadt hinweg ausgebreitet haben, nicht mehr so schnell loskriegen, ist gut so. Vielleicht sollten die Städteplaner künftig mehr Künstlerinnen und Künstler einbinden – die Gefahr, dass dabei ein langweiliges Europaviertel herauskommt, ist dann jedenfalls gering.
Blickt man ins Europaviertel, können einem die Tränen kommen. Das Europaviertel war eines der größten Stadtentwicklungsprojekte in Deutschland und was dort entstanden ist, kann man nur als urbanes Versagen bezeichnen. Schlecht erreichbar – der Anschluss der U5 soll erst 2025 realisiert sein –, unbezahlbar (viele Wohnungen sind Spekulationsobjekte), unattraktiv (die Karl-Marx-Allee in Berlin ist ein Boulevard dagegen). Wir haben uns auf einen Spaziergang durchs Viertel begeben.
Erfreuen wir uns doch lieber an den zahlreichen Graffiti, die Frankfurt bunt machen. Wer aufmerksam hinschaut, erkennt mit der Zeit die Handschriften der Maler. Doch auch hier scheiden sich die Geister: Was für die einen Kunst ist, ist für die anderen Sachbeschädigung. Viele, die einst illegal sprayten, sind heute Künstler und verdienen ihr Geld damit. Und auch die Kehrseite der Medaille soll betrachtet werden, denn nicht immer haben Graffiti positive Effekte. Als „jubiläumsreif“ bezeichnet Meike Spanner die Kunstform im öffentlichen Raum, die mittlerweile vier Jahrzehnte auf dem Buckel hat. Grund genug, die Anfänge aufzuzeigen und ein paar Protagonisten zu Wort kommen zu lassen.
Auf unserer Titelseite sehen Sie den „City Ghost“ bei der Arbeit: Die Geister, die auftauchen und auch wieder verschwinden, beschreiben ziemlich gut das Wesen von Graffiti insgesamt. Bei der Recherche stellte unsere Autorin fest, dass das Thema unmöglich in eine Story gepackt werden kann. Sie dürfen sich also auf einen zweiten Teil mit weiteren Protagonisten und einer JOURNAL-Jam freuen. Eins ist auf jeden Fall klar: So knallig-bunt war eine Titelstory im JOURNAL selten, und dass wir die Geister, die sich mittlerweile weit über die Stadt hinweg ausgebreitet haben, nicht mehr so schnell loskriegen, ist gut so. Vielleicht sollten die Städteplaner künftig mehr Künstlerinnen und Künstler einbinden – die Gefahr, dass dabei ein langweiliges Europaviertel herauskommt, ist dann jedenfalls gering.
27. Juli 2023, 12.09 Uhr
Jasmin Schülke
Jasmin Schülke
Studium der Publizistik und Kunstgeschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit Oktober 2021 Chefredakteurin beim Journal Frankfurt. Mehr von Jasmin
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