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Editorial 4/2021
Salute!
Für Chefredakteurin Ronja Merkel ist ein „Leben nach Corona“ nur noch schwer vorstellbar. Damit es dieses wieder geben kann – ist sie sich in ihrem Editorial sicher – sei es wichtig, die bisher so selbstverständlich genutzten Freiheiten weiter einzuschränken.
Vor ziemlich genau einem Jahr trat das „Gesetz zum Schutz der Bevölkerung bei einer epidemischen Lage von nationaler Tragweite“ in Kraft – und Deutschland begann seinen ersten Lockdown. Dass es nicht der letzte bleiben würde und wir ein Jahr später noch immer auf stagnierende, teils sogar steigende Infektionszahlen schauen würden, konnte damals niemand ahnen. Ich zumindest hätte das niemals für möglich gehalten. Heute kann ich mir kaum noch vorstellen, dass ein „Leben nach Corona“ möglich ist.
Kurz bevor damals das Virus Europa erreichte, und lediglich eine kleine Randnotiz in Berichten über China darstellte, war ich einige Tage in Rom. Für mich die schönste Stadt der Welt (nach Frankfurt natürlich). Hätte ich gewusst, dass das für lange Zeit meine letzte Reise sein würde, ich wäre vielleicht gar nicht zurückgekommen. Mein geliebtes Italien, es erscheint mir heute ebenso weit entfernt, wie irgendein unbekanntes Eiland im Südpazifik. Und nicht einmal ein Besuch im Bistro Da Salvatore oder im 7Bello kann darüber hinwegtrösten; sie alle haben geschlossen, all die schönen Restaurants, Cafés und Bars, die uns sonst die Tage und Abende versüßen.
Rein rational betrachtet sind das natürlich Champagnerprobleme. Was kümmert es mich, wo ich mein Glas Rotwein trinke – ob bei Salvatore oder auf der heimischen Couch – solange Familie und Freunde gesund sind? Und solange wir gesamt-gesellschaftlich weiter den Schutz der Älteren und besonders Gefährdeten vor wirtschaftliche Interessen stellen? Gab es so etwas schon einmal in der Geschichte unseres Landes? Ich glaube nicht. Natürlich werde ich meine bisher so selbstverständlich genutzten Freiheiten weiter einschränken, solange, bis es tatsächlich ein „Leben nach Corona“ geben kann. Bis dahin träume ich von Italien und schenke mir noch ein Glas Wein ein. Daheim. Salute! Ich trinke heute auf Sie. Halten Sie weiter durch, bleiben Sie gesund und lesen Sie das JOURNAL.
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Die April-Ausgabe des JOURNAL FRANKFURT erscheint am 25.3.2021. Titelthema: „Lockdown, Take-away, Illegalität – Wie Frankfurts Gastronomie die Pandemie überlebt“.
Kurz bevor damals das Virus Europa erreichte, und lediglich eine kleine Randnotiz in Berichten über China darstellte, war ich einige Tage in Rom. Für mich die schönste Stadt der Welt (nach Frankfurt natürlich). Hätte ich gewusst, dass das für lange Zeit meine letzte Reise sein würde, ich wäre vielleicht gar nicht zurückgekommen. Mein geliebtes Italien, es erscheint mir heute ebenso weit entfernt, wie irgendein unbekanntes Eiland im Südpazifik. Und nicht einmal ein Besuch im Bistro Da Salvatore oder im 7Bello kann darüber hinwegtrösten; sie alle haben geschlossen, all die schönen Restaurants, Cafés und Bars, die uns sonst die Tage und Abende versüßen.
Rein rational betrachtet sind das natürlich Champagnerprobleme. Was kümmert es mich, wo ich mein Glas Rotwein trinke – ob bei Salvatore oder auf der heimischen Couch – solange Familie und Freunde gesund sind? Und solange wir gesamt-gesellschaftlich weiter den Schutz der Älteren und besonders Gefährdeten vor wirtschaftliche Interessen stellen? Gab es so etwas schon einmal in der Geschichte unseres Landes? Ich glaube nicht. Natürlich werde ich meine bisher so selbstverständlich genutzten Freiheiten weiter einschränken, solange, bis es tatsächlich ein „Leben nach Corona“ geben kann. Bis dahin träume ich von Italien und schenke mir noch ein Glas Wein ein. Daheim. Salute! Ich trinke heute auf Sie. Halten Sie weiter durch, bleiben Sie gesund und lesen Sie das JOURNAL.
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Die April-Ausgabe des JOURNAL FRANKFURT erscheint am 25.3.2021. Titelthema: „Lockdown, Take-away, Illegalität – Wie Frankfurts Gastronomie die Pandemie überlebt“.
25. März 2021, 13.21 Uhr
Ronja Merkel
Ronja Merkel
Jahrgang 1989, Kunsthistorikerin, von Mai 2014 bis Oktober 2015 leitende Kunstredakteurin des JOURNAL FRANKFURT, von September 2018 bis Juni 2021 Chefredakteurin. Mehr von Ronja
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