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Editorial 3/2021
Viele gute Gründe
2021 gilt als „Superwahljahr“: Am 14. März treten zunächst die Hess:innen an die Urne; allein in Frankfurt stehen gleich drei Gremien zur Wahl. Im Editorial der neuen JOURNAL-Ausgabe schreibt Chefredakteurin Ronja Merkel über den Wert des Wahlrechts.
Am 14. März wird in Hessen gewählt; in Frankfurt stehen mit der Stadtverordnetenversammlung, den Ortsbeiräten und der Kommunalen Ausländer- und Ausländerinnenvertretung gleich drei Gremien zur Wahl (mehr dazu in der März-Ausgabe). Es gibt viele gute Gründe zur Wahl zu gehen. Als Journalistin denke ich natürlich an die Presse- und Meinungsfreiheit.
Gerade erst wurden in Belarus mehrere Journalistinnen zu zwei Jahren Haft in einem Straflager verurteilt. Ihr Vergehen: Berichte über die Proteste gegen den Diktator Alexander Lukaschenko. Man stelle sich vor, deutsche Journalistinnen und Journalisten würden ins Gefängnis geschickt und zu Zwangsarbeit gezwungen, weil sie Angela Merkels Corona-Politik kritisieren. Und dann das Frauenrecht: Irans Ski-Trainerin Samira Sargari kann nicht zur Alpin-WM nach Italien reisen – ihr Ehemann hat es ihr verboten.
„Andere Länder, andere Sitten“? Dieser platte Spruch mag naheliegen, aber auch hierzulande mussten wir die Freiheiten und Rechte, die wir heute genießen – das muss man sich immer wieder bewusst machen –, erst erkämpfen. Und sie müssen immer wieder neu verhandelt und eingefordert werden. Dabei geht es nicht nur um das Verhindern extremer Entwicklungen, über die ich an dieser Stelle bereits oft genug monologisiert habe.
Ich komme aus einer Familie, in der Bildung nicht besonders großgeschrieben wurde. Oder überhaupt irgendetwas, das mit meiner Entwicklung zu tun gehabt hätte. Und ich weiß, wie schwer es selbst in unserem Land ist, die Strukturen zu verlassen, in die man hineingeboren wurde. Umso mehr weiß ich heute das Wahlrecht als echtes Privileg zu schätzen.
Das Recht auf Bildung, auf faire Vergütung, ein Dach über dem Kopf und Essen auf dem Tisch – das alles sollten Selbstverständlichkeiten sein, die jedoch nur dann fest in unserem System verankert werden, wenn wir uns für sie einsetzen, als drohe jeden Moment ihr Verlust. Worauf ich hinaus möchte: Gehen Sie wählen! Für Ihre eigene Zukunft und für die derer, die keine Wahl haben.
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Die März-Ausgabe des JOURNAL FRANKFURT erscheint am 25.2.2021. Titelthema: „Der aufrechte Beamte. NSU 2.0, Racial Profiling, Polizeigewalt: Wie Gerhard Bereswill versucht, die Frankfurter Polizei zusammenzuhalten“.
Außerdem im Heft: Die wichtigsten Themen im Superwahljahr.
Gerade erst wurden in Belarus mehrere Journalistinnen zu zwei Jahren Haft in einem Straflager verurteilt. Ihr Vergehen: Berichte über die Proteste gegen den Diktator Alexander Lukaschenko. Man stelle sich vor, deutsche Journalistinnen und Journalisten würden ins Gefängnis geschickt und zu Zwangsarbeit gezwungen, weil sie Angela Merkels Corona-Politik kritisieren. Und dann das Frauenrecht: Irans Ski-Trainerin Samira Sargari kann nicht zur Alpin-WM nach Italien reisen – ihr Ehemann hat es ihr verboten.
„Andere Länder, andere Sitten“? Dieser platte Spruch mag naheliegen, aber auch hierzulande mussten wir die Freiheiten und Rechte, die wir heute genießen – das muss man sich immer wieder bewusst machen –, erst erkämpfen. Und sie müssen immer wieder neu verhandelt und eingefordert werden. Dabei geht es nicht nur um das Verhindern extremer Entwicklungen, über die ich an dieser Stelle bereits oft genug monologisiert habe.
Ich komme aus einer Familie, in der Bildung nicht besonders großgeschrieben wurde. Oder überhaupt irgendetwas, das mit meiner Entwicklung zu tun gehabt hätte. Und ich weiß, wie schwer es selbst in unserem Land ist, die Strukturen zu verlassen, in die man hineingeboren wurde. Umso mehr weiß ich heute das Wahlrecht als echtes Privileg zu schätzen.
Das Recht auf Bildung, auf faire Vergütung, ein Dach über dem Kopf und Essen auf dem Tisch – das alles sollten Selbstverständlichkeiten sein, die jedoch nur dann fest in unserem System verankert werden, wenn wir uns für sie einsetzen, als drohe jeden Moment ihr Verlust. Worauf ich hinaus möchte: Gehen Sie wählen! Für Ihre eigene Zukunft und für die derer, die keine Wahl haben.
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Die März-Ausgabe des JOURNAL FRANKFURT erscheint am 25.2.2021. Titelthema: „Der aufrechte Beamte. NSU 2.0, Racial Profiling, Polizeigewalt: Wie Gerhard Bereswill versucht, die Frankfurter Polizei zusammenzuhalten“.
Außerdem im Heft: Die wichtigsten Themen im Superwahljahr.
25. Februar 2021, 09.21 Uhr
Ronja Merkel
Ronja Merkel
Jahrgang 1989, Kunsthistorikerin, von Mai 2014 bis Oktober 2015 leitende Kunstredakteurin des JOURNAL FRANKFURT, von September 2018 bis Juni 2021 Chefredakteurin. Mehr von Ronja
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