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EM-Glosse
England spielt gewohnheitsmäßig schlecht
Die Dänen spielen gegen die Engländer im Frankfurter Waldstadion. Unser EM-Glossist geht die Sache ganz unvoreingenommen an.
Ich kann mir leider nicht helfen. Ich liebe Engländer. Vielleicht liebe ich auch einfach meine Klischeevorstellung von Engländern, weil ich zu oft „Der junge Inspector Morse“ geschaut habe und zu oft „Die Zwei“ mit Roger Moore als britischem Lord und vor allem zu viel englische Musik gehört habe. Es ist nämlich so, dass ich auch keine Musik akzeptiere, die nicht aus England kommt. Und dann ist da der Fußball.
Meine Sympathien für den englischen Fußball sind trotz der Unterwanderung durch fragwürdige Investoren noch immer riesengroß. Für die alten, engen Stadien, die es so kaum noch gibt (in Deutschland bekommt man eine Ahnung davon, wenn man mal das Stadion in Heidenheim besucht), für die Fangesänge und auch für die kraftvolle, körperbetonte Art, diesen Sport auszuüben. Andererseits ist es auch so, dass mein Engländerfantum bei den großen Turnieren seit vielen Jahren auf eine Geduldsprobe gestellt wird.
Das Team kann von seiner nominellen Stärke her so gut aufgestellt sein, wie es will – sie spielen trotzdem gewohnheitsmäßig schlecht. Und auch wenn mir diese Heulsuse Bellingham mit seinem verzogenen Kleinkindgehabe wahnwitzig auf den Senkel geht, komme ich normalerweise nicht umhin, seine Qualität zu bewundern. Von alldem war aber im Eröffnungsspiel gegen Serbien geradezu naturgemäß wenig zu sehen.
Keine Feindseligkeiten zwischen dänischen und englischen Fans in Frankfurt
Im bürointernen Tippspiel habe ich trotzdem wieder einmal auf England als Europameister getippt. Weil: Auch wenn es nicht schön anzusehen ist, sind sie derzeit immerhin erfolgreich. Jetzt also sind die Engländer in der Stadt. Und die Dänen. Die dänischen Fans sind auch nicht eben dafür bekannt, wenig zu trinken. Immerhin ist der Däne der Erfinder der Faxe-Einliterdose, und beim ersten Gruppenspiel in Stuttgart haben die Fans mindestens einen Biergarten komplett leergetrunken.
Heute morgen habe ich einen Spaziergang gemacht, durch die Innenstadt über den Römer und den Eisernen Steg nach Sachsenhausen. Überall saßen dänische und englische Fans in Cafés und Kneipen, die schon geöffnet waren, und tranken Bier. Feindseligkeiten konnte ich keine beobachten; nur als ein Mann mit einem Arm voll gefälschter dänischer Trikots sich vor einer Großgruppe Engländer aufbaute, um ihnen die Trikots zum Verkauf anzubieten, kam kurz Unruhe auf. Mal schauen, was sonst noch so passiert. Das Spiel ist um 18 Uhr, das heißt: Im Anschluss ist noch immer genug Zeit, die Gastronomie der Innenstadt zu frequentieren. Vor diesem Hintergrund sollten wir eigentlich auf ein friedliches Unentschieden hoffen. Wobei: Wäre schon schön, wenn England...
Meine Sympathien für den englischen Fußball sind trotz der Unterwanderung durch fragwürdige Investoren noch immer riesengroß. Für die alten, engen Stadien, die es so kaum noch gibt (in Deutschland bekommt man eine Ahnung davon, wenn man mal das Stadion in Heidenheim besucht), für die Fangesänge und auch für die kraftvolle, körperbetonte Art, diesen Sport auszuüben. Andererseits ist es auch so, dass mein Engländerfantum bei den großen Turnieren seit vielen Jahren auf eine Geduldsprobe gestellt wird.
Das Team kann von seiner nominellen Stärke her so gut aufgestellt sein, wie es will – sie spielen trotzdem gewohnheitsmäßig schlecht. Und auch wenn mir diese Heulsuse Bellingham mit seinem verzogenen Kleinkindgehabe wahnwitzig auf den Senkel geht, komme ich normalerweise nicht umhin, seine Qualität zu bewundern. Von alldem war aber im Eröffnungsspiel gegen Serbien geradezu naturgemäß wenig zu sehen.
Im bürointernen Tippspiel habe ich trotzdem wieder einmal auf England als Europameister getippt. Weil: Auch wenn es nicht schön anzusehen ist, sind sie derzeit immerhin erfolgreich. Jetzt also sind die Engländer in der Stadt. Und die Dänen. Die dänischen Fans sind auch nicht eben dafür bekannt, wenig zu trinken. Immerhin ist der Däne der Erfinder der Faxe-Einliterdose, und beim ersten Gruppenspiel in Stuttgart haben die Fans mindestens einen Biergarten komplett leergetrunken.
Heute morgen habe ich einen Spaziergang gemacht, durch die Innenstadt über den Römer und den Eisernen Steg nach Sachsenhausen. Überall saßen dänische und englische Fans in Cafés und Kneipen, die schon geöffnet waren, und tranken Bier. Feindseligkeiten konnte ich keine beobachten; nur als ein Mann mit einem Arm voll gefälschter dänischer Trikots sich vor einer Großgruppe Engländer aufbaute, um ihnen die Trikots zum Verkauf anzubieten, kam kurz Unruhe auf. Mal schauen, was sonst noch so passiert. Das Spiel ist um 18 Uhr, das heißt: Im Anschluss ist noch immer genug Zeit, die Gastronomie der Innenstadt zu frequentieren. Vor diesem Hintergrund sollten wir eigentlich auf ein friedliches Unentschieden hoffen. Wobei: Wäre schon schön, wenn England...
20. Juni 2024, 10.10 Uhr
Christoph Schröder
Christoph Schröder
Christoph Schröder studierte in Mainz Germanistik, Komparatistik und Philosophie. Seine Interessensschwerpunkte liegen auf der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur und dem Literaturbetrieb. Er ist Dozent für Literaturkritik an der Goethe-Universität Frankfurt. Mehr von Christoph
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