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Foto: Und wenn man es einfach doch tut? © red
Foto: Und wenn man es einfach doch tut? © red

Anton fährt (heute doch nicht) Bahn

„Dazu kann ich nichts sagen, denn das ist ein Zug der HLB“

Wenn die Deutsche Bahn und die Hessische Landesbahn sich streiten, freut sich der Fahrgast? Leider nicht, wie Bahnfahrer Anton in seiner Kolumne den Lesern vor Augen führt.
Beim Verlassen des Hauses nochmal der bange Blick auf die DB Navigator-App: Fährt mein Zug aus der Wetterau nach Frankfurt heute pünktlich, verspätet oder gar nicht? Der RB40 ist mit harmlosen drei Minuten Verspätung angekündigt – die Fahrradfahrt zum Bahnhof kann heute also etwas gemütlicher angegangen werden. Am Gleis nochmal ein wiederholter Kontrollblick auf die Anzeigetafel. Hoppla, wo ist der RB40 hin, der da eben noch angezeigt wurde?

Der Zug, der da jetzt plötzlich als nächstes angekündigt wird, ist der RE30, eine halbe Stunde später? Aber was ist mit dem RB40 passiert, der so kommentarlos von der Anzeigetafel verschwunden ist? Der DB Navigator auf dem iPhone, des Fahrgastes wichtigster Begleiter, klärt auf: Er fährt abweichend auf Gleis 1a. Also mit Fahrrad wieder die Treppe runter, Treppe rauf. Dort steht der RB40 mit Ziel Frankfurt jetzt auch am Gleis angezeigt, mit inzwischen 4 Minuten Verspätung.

Wenig später ist er da, statt der Zugnummer strahlt den Fahrgästen aber die Laufschrift „Nicht einsteigen“ von den Anzeigen der Waggons entgegen. Der Lokführer greift zum Mikrofon: „Nicht einsteigen, alle Fahrgäste aussteigen. Der Zug wendet hier.“ Die Fahrgastmassen mäandern die Treppe herunter, rüber zu Gleis 7, dort die Treppe wieder hinauf, wo die S6 nach Frankfurt aber vor einer Minute abgefahren ist. Genug Zeit also, um sich in der RMV-Geschäftsstelle im Bahnhof informieren zu lassen (der DB-Infoschalter in der Bahnhofshalle ist wie immer verwaist).

Ein unbesetztes Stellwerk, zwei Verkehrsunternehmen und ganz viel schleppende Kommunikation

Nachdem ein anderer Fahrgast noch über den Schienenersatzverkehr nach Beienheim aufgeklärt wurde, wird sich um den RB40 gekümmert. „Der kommt sicher gleich!“ – „Nein, der steht schon am Gleis, aber man darf nicht einsteigen, weil er wohl wenden soll?“ – „Dazu kann ich nichts sagen, denn das ist ein Zug der HLB“. „Lässt sich das nicht herausfinden?“ – „Ich bin Mitarbeiter der DB, der RB40 ist ein Zug der HLB“, sagt der Mann mit dem RMV-Logo auf dem Poloshirt hinter dem RMV-Tresen, und legt ein Kärtchen mit der 0800er-Nummer der HLB auf den Tresen. „An die können Sie sich wenden. Wir sind hier alles Mitarbeiter der DB“. „Dann rufen wir da doch mal zusammen an!“

Ohne Warteschleife ist sofort ein Mitarbeiter der HLB am anderen Ende der Leitung. Dass in der RMV-Geschäftsstelle nicht zu HLB-Zügen beauskunftet wird – der HLBler lacht trocken. Er scheint das nicht zum ersten Mal zu hören. Er weiß zu berichten: Die HLB hat von der DB die Nachricht bekommen, dass das Stellwerk kurzfristig unbesetzt ist. Und dass der Zug in Friedberg wenden soll, was die HLB bereits längst ins System, auf das DB und RMV für ihre Fahrgastinformation zugreifen, eingegeben hat.

Also müsste doch auch die DB Auskunft geben können – warum sie das nicht wolle, wisse er nicht. Das lässt sich doch am besten direkt besprechen, denkt man da als Fahrgast. Gesagt getan – und so wandert das iPhone auf die andere Seite des RMV-Tresen. Und DB und HLB sprechen wirklich miteinander, leibhaftig! Aber offenbar hat die DB die von der HLB eingegebene Information gar nicht abgefragt, um sie ins eigene System zu übernehmen. Blöd gelaufen. „Aber ich bin ja hier nur DB-Vertrieb, und das Stellwerk ist wieder eine ganz andere Firma“ beteuert der Mann im RMV-Polo.

Wo bleibt die Digitalisierung bei der Deutschen Bahn und der HLB?

Man möchte so viele Fragen stellen: Warum kann man als Fahrgast bei der HLB anrufen, nicht aber als DB-Mitarbeiter? Warum muss die HLB die Streckensperrung, die die DB wegen des unbesetzten Stellwerks veranlasst hat, wieder in das System der DB zurück einspeisen, und die DB das von dort erst manuell abrufen, um die Information schließlich den Fahrgästen zugänglich zu machen? Ginge das im Zeitalter standardisierter digitaler Schnittstellen nicht auch mit weniger Handarbeit?

Und damit vielleicht schneller und zuverlässiger? Hätte man den nicht funktionierenden digitalen Informationsfluss nicht testen können, bevor der RMV zum Jahreswechsel den Vertrag mit der DB kündigte und die Strecken an die HLB vergab? Und warum fallen zwar die RB40-Züge der HLB aus, die RE30 der DB dürfen aber auf derselben Strecke fahren, obwohl das Stellwerk doch unbesetzt ist? Will etwa das Bundesunternehmen DB nach der verlorenen Ausschreibung die landeseigene HLB auf ihren Gleisen benachteiligen?
 
18. Juli 2024, 11.52 Uhr
Anton Kirsch
 
 
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