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Foto: RMV/Christof Mattes
Foto: RMV/Christof Mattes

Anton fährt Bahn

Leistungsschau einer irrwitzigen Tarifgestaltung

Der Frankfurter S-Bahn-Tunnel ist gesperrt. Und zudem die Main-Weser-Strecke in die Wetterau. Vollsperrung ist auf der S6-Strecke bereits seit 2017 das neue Normal. Die JOURNAL-Kolumne Anton fährt Bahn.
An sich ist so eine Vollsperrung ja eine sinnvolle Sache. Denn am schnellsten geht es voran, wenn den Bauarbeitern und Bauarbeiterinnen mal für ein paar Tage keine Züge im Weg sind. Für die Fahrgäste fühlt sich eine Vollsperrung aber immer ein wenig an wie Zahnarzt: damit man wieder kraftvoll zubeißen kann, muss erstmal gebohrt werden.

Und damit das Bohren nicht allzu weh tut, gibt es eine Spritze. Diese unangenehmen Spritzen nennen sich bei der Bahn „Schienenersatzverkehr“ oder „Umleitung über Hanau“.

ÖPNV: Die Spritze bei der Bahn heißt „Schienenersatzverkehr“


So scheint zunächst einmal für alle Pendler gesorgt, die in den Ferien nicht verreist sind. Wäre da nicht eine Fahrgastinformation, die dysfunktionaler kaum vorstellbar ist. Von der Online-Verbindungsauskunft kommt man zu einer Übersicht, die in gewohnt hölzernen Bahn-Deutsch alle Ausfälle, Umleitungen und Ersatzverkehre auflistet.

Alle? Nicht ganz: Im Jahre sechs der Dauerbaustelle hatten Bahn und Verkehrsverbund endlich ein Einsehen. Dem dringenden Wunsch der Fahrgäste folgend gibt es nun zwischen Friedberg und Frankfurt erstmals eine zusätzliche Direktverbindung über Friedrichsdorf. Warum ausgerechnet dieser Zug in der Übersicht fehlt?

Vergeblich sucht man im Online-Fahrplan in Frankfurt den SEV

Nun ja: Er fährt abweichend nicht an Sonn- und Feiertagen und hat deswegen eine eigene Übersichtsseite bekommen. Die man freilich erstmal suchen und finden muss. Vergeblich sucht man im Online-Fahrplan auch den SEV, wenn man in Frankfurt startet. Die SEV-Busse werden lediglich angezeigt, wenn man *nach* Frankfurt fahren möchte, nicht aber auf dem Heimweg gen Norden. Welchen Sinn mag es wohl haben, die Busse leer zurückfahren zu lassen?

So richtig zu Ende gedacht wurde auch der neue Pendelzug über Friedrichsdorf nicht, der in den meisten Fällen die zur Zeit attraktivste Zugverbindung in die Wetterau sein dürfte. Obwohl es ja momentan den einen oder anderen beschäftigungslosen Zug im Depot geben müsste, fiel die Wahl ausgerechnet auf ein Fahrzeugmodell, das für manche Bahnsteige der Strecke zu lang ist.

Und ausgerechnet das Mehrzweckabteil für Kinderwagen, Rollstuhl und Fahrrad befindet sich beim Halt außerhalb vor den Bahnsteigen. Statt den Zug weiter vorfahren zu lassen, fahren nun je Tür (!) zwei (!) Sicherheitsleute mit, die den Fahrgästen das Aussteigen aus dem Mehrzweckabteil verbieten, wenn sich die Tür automatisch öffnet.

Was machen zwei Sicherheitsleute im Mehrzweckabteil?


Wer sein Fahrrad dabei hat, soll dann eben bis Friedberg im Zug bleiben und dann bitte zurück bis Rosbach radeln, dachte man sich wohl bei der Bahn. An einen warnenden Hinweis vor Abfahrt des Zuges am Startbahnhof oder gar im Fahrplan dachte man aber freilich nicht.

Aber auch bei der Preisgestaltung macht unser Verkehrsverbund kurz vor Einführung des Deutschland-Tickets noch einmal so richtig schön anschaulich, warum viele eine Alternative zum bisherigen Tarifsystems so sehr herbeisehnen. Wer beispielsweise den Smart-Tarif nutzt, zahlt jetzt je nach Verbindung ganz unterschiedliche Fahrtpreise. Während die Fahrt im SEV-Bus weiter das selbe kostet, schlägt die Fahrt im RE über Hanau mit bis zu 2,20 € Aufpreis zu Buche.

Fahrgast wird trotz Umleitung zur Kasse gebeten

Die Chuzpe, den Fahrgast für die baustellenbedingte Umleitung auch noch zusätzlich zur Kasse zu bitten, muss man auch erstmal aufbringen. So werden diese Osterferien so kurz vor der Einführung des Deutschland-Tickets nochmal zur Leistungsschau einer irrwitzig überkomplexen Tarifgestaltung, der möglicherweise selbst die Verkehrsverbunde insgeheim nicht nachtrauern werden.
 
11. April 2023, 16.00 Uhr
Anton Kirsch
 
 
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