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Universität Frankfurt

Wir müssen leider draußen bleiben!

Seit diesem Wintersemester ist der Zugang zu den Universitätsgebäuden nur noch für Beschäftigte und Studierende der Frankfurter Goethe-Universität möglich. Externe können nicht mehr in den Zweigbibliotheken recherchieren.
Bibliotheken sind Orte der demokratischen Teilhabe, zu der sie mit dem freien Zugang zu Wissen und Bildung beitragen. Dieses richtige und wichtige Statement gab Wissenschaftsministerin Angela Dorn (Bündnis 90/Die Grünen) im Dezember des vergangenen Jahres ab, der Hessische Landtag hatte eine Novellierung des Bibliotheksgesetztes beschlossen. Nun ist es ja immer so eine Sache mit der Theorie und der Praxis. In der Praxis sieht es zurzeit so aus, dass an der Goethe-Universität Frankfurt allen Externen der Zugang zu den Universitätsgebäuden seit Beginn des Wintersemesters 2021/22 verwehrt wird. Der freie Zugang zu Wissen und Bildung ist also derzeit nicht gewährleistet.

Die Universitätsleitung beruft sich auf „Pandemieprävention“: Um das Infektionsrisiko gering zu halten, hatte das Präsidium entschieden, den Zugang für Externe temporär einzuschränken. Lediglich das Hauptgebäude der Universitätsbibliothek in Bockenheim ist weiterhin unter 3-G-Bedingungen auch für externes Publikum zugänglich. Das Problem an dieser Entscheidung ist, dass viele Buchbestände in Zweigbibliotheken ausgelagert sind. Wer also beispielsweise als freie Kunsthistorikerin oder Lehrender einer anderen Universität in diesen Beständen aus beruflichen Gründen recherchieren möchte, steht vor verschlossenen Türen.

Ein Betroffener ist Bernward Schmidt, Dekan der Theologischen Fakultät an der Katholischen Universität Eichstätt. Ihn trifft diese Entscheidung in seiner Arbeit deutlich: „Ich bin aufgrund meiner familiären Situation in Frankfurt gebunden, denn einen Großteil meiner Forschungsarbeit erledige ich am Schreibtisch in Frankfurt, so dass sich Familie und Beruf einigermaßen vereinbaren lassen – oder ließen.“ Die Verbannung der Externen aus den Zweigbibliotheken habe für ihn zur Folge, dass er für seine Recherchen nach Eichstätt fahren muss. „Das ist mit einem hohen Zeitaufwand verbunden“, sagt Schmidt. Die Frankfurter Uni sei die einzige in Hessen, die eine solche Maßnahme ergriffen habe.

Der Wissenschaftler hat sich in einem Brief an den Universitätspräsidenten Enrico Schleiff gewandt, der der Redaktion vorliegt. „Ich vermute, dass bei genauerem Hinsehen die Nutzergruppe der Externen relativ überschaubar ist und es stellt sich mir die Frage nach der Verhältnismäßigkeit der Aussperrung“, schreibt Schmidt. Er schlägt in seinem Schreiben an den Präsidenten außerdem vor, Zeitfenster für die externen Nutzerinnen und Nutzer einzuräumen, in denen diese ihren Studien nachgehen können. Ein Vorschlag, der jedoch im Nichts verhallt. Schmidt bekommt lediglich die Antwort, dass „die augenblickliche Lage der Universitätsleitung keine Wahl lasse. Auf eine Anfrage des JOURNAL FRANKFURT schreibt die Universität: „Um angesichts der außergewöhnlichen Größe der Goethe-Uni das Infektionsrisiko möglichst gering zu halten, hat das Präsidium entschieden, den Zugang zu Gebäuden der Goethe-Universität für Externe temporär einzuschränken.“

Auch Kunsthistorikerin Isa Bickmann ist von der Aussperrung tangiert, da sie einen Lehrauftrag an einer anderen Universität vorbereitet, zudem als freie Wissenschaftlerin, Autorin und Kuratorin arbeitet und in ihrer Arbeit auf die Bestände in der kunsthistorischen Präsenzbibliothek angewiesen ist. Die Deutsche Nationalbibliothek ist für sie nur eine unzureichende Alternative, denn dort werden keine fremdsprachigen Bücher gesammelt und ein Arbeitsplatz ist nur mit dem Vorlauf von einer Woche buchbar. Bickmann hat sich nun in einem Brief an die Wissenschaftsministerin Dorn gewandt: „Die Goethe-Uni fußt auf einer Bürgerstiftung. Eine Ausgrenzung der Bürgerinnen und Bürger widerspricht ihrer Gründungshistorie. Keine deutsche Universität agiert in dieser Art und Weise. Als dreifach geimpfte Person darf ich in jedes Restaurant, aber Bibliotheken bleiben mir verwehrt?“ Von Angela Dorn kam bisher keine Reaktion.
 
Fotogalerie:
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28. Januar 2022, 10.31 Uhr
Jasmin Schülke
 
Jasmin Schülke
Studium der Publizistik und Kunstgeschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit Oktober 2021 Chefredakteurin beim Journal Frankfurt. – Mehr von Jasmin Schülke >>
 
 
 
 
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