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No Sex in the City
Kolumne von Ana Marija Milkovic
Über die politisch korrekte Unterwerfung
Wie der Islam seinem Gott, so unterwerfe sich auch die Architektur den Wettbewerben hinter verschlossenen Türen. Leider will niemand hinter den Schleier schauen, bedauert unsere Kolumnistin.
In meiner letzten Kolumne ging ich auf die Islamisierung der Architektur am Städtebau ein, am Beispiel von Traufhöhen und dem Berliner Block. Übersetzt bedeutet das Wort Islam: Die Unterwerfung. In meiner Kolumne beschrieb ich eine Architektur, die sich in den 80ern keinem politischen Status quo unterwerfen, stattdessen einem offenen Wettbewerb stellten musste. Das Procedere der Auswahl von Architekt und Architektur sollte sich in den darauf folgenden Jahren verändern.
Architektur, wurde ich in Kommentaren kritisiert, unterteile ich in gut (modern) und schlecht (unmodern). Aber tat ich das? Ich schrieb, dass Architektur in ihrem Ergebnis zwischenzeitlich vorweggenommen ist, weil Wettbewerbe zur Ergebnisfindung nicht mehr öffentlich ausgelobt werden. Allen voran argumentierte eine Berliner Fraktion um den Bausenator Stimmann in den 90ern, diese Vorsichtsmaßnahmen von vorgegebenem Regelwerk und beschränkt auszulobenden Wettbewerben (hier werden Teilnehmer nach Rang und Namen zur Teilnahme unter Bewerbern ausgewählt) seien notwendig, um Schlimmes zu verhindern. Berlin fiele durch eine demokratische Gesinnung, in der sich der Einzelne vorrangig in der Häuserzeile kapriziert, optisch auseinander. So Berlin. So Frankfurt. Aber tat es das nicht bereits im Krieg?
Mal abgesehen davon, schränkten die Nazis die Freiheit nicht auch ein, indem sie Traditionen beschworen und Teilnehmer ausschlossen? Und vor was hätte Berlin geschützt werden müssen: Vor Scharouns Philharmonie? Vor Corbusiers Wohnmachschine, vor Mies van der Rohes Neuer Nationalgalerie? Vor dem Kurfürstendamm? Vor der Freiheit sich im anonymen Wettbewerb gegen einen Klüngel durchzusetzen? Unabhängig von einer Fassadendebatte, denn um geht es intellektuell seit der Wende nicht mehr, geht eine Errungenschaft der Nachkriegsmoderne sukzessive unter: der offene Wettbewerb und der offene Geist!
Aber so wie ich beim Erscheinen des Buches „Die Unterwerfung“ von Houellebecq den Eindruck gewann, dass dieses Buch in unterschiedlichsten Fassungen unter dem Ladentisch gehandelt wird, weil jeder anderes daraus liest, ergießt sich bei Reizbegriffen wie „Islam“ vorformuliertes Wissen, das so präzise trifft wie das Sturmgewehr G36.
Mir ist der Islam im tagtäglichen Leben in Deutschland herzlich egal, solange ich kein Kopftuch tragen und mich nicht übermäßig viel damit auseinander setzen muss.
Dass deutsche Architektur mittlerweile keinen Studenten in der Welt weiter interessiert, dass bezahlbarer Wohnungsbau mit vermeintlich politisch korrekten Mitteln wie Passivhausstandards nicht herzustellen ist, dass die Energiewende vorrangig Blödsinn hervorgebracht hat, weil die Verfasser Lobbyisten sind und wir auch zukünftig Geld damit verbrennen werden anstelle es sinnvoll einzusetzen, dass die üblichen Verdächtigen immer wieder die Aufträge erhalten, scheint vielen aber herzlich egal, Hauptsache es ist politisch korrekt.
Im Westen tatsächlich nichts Neues.
Architektur, wurde ich in Kommentaren kritisiert, unterteile ich in gut (modern) und schlecht (unmodern). Aber tat ich das? Ich schrieb, dass Architektur in ihrem Ergebnis zwischenzeitlich vorweggenommen ist, weil Wettbewerbe zur Ergebnisfindung nicht mehr öffentlich ausgelobt werden. Allen voran argumentierte eine Berliner Fraktion um den Bausenator Stimmann in den 90ern, diese Vorsichtsmaßnahmen von vorgegebenem Regelwerk und beschränkt auszulobenden Wettbewerben (hier werden Teilnehmer nach Rang und Namen zur Teilnahme unter Bewerbern ausgewählt) seien notwendig, um Schlimmes zu verhindern. Berlin fiele durch eine demokratische Gesinnung, in der sich der Einzelne vorrangig in der Häuserzeile kapriziert, optisch auseinander. So Berlin. So Frankfurt. Aber tat es das nicht bereits im Krieg?
Mal abgesehen davon, schränkten die Nazis die Freiheit nicht auch ein, indem sie Traditionen beschworen und Teilnehmer ausschlossen? Und vor was hätte Berlin geschützt werden müssen: Vor Scharouns Philharmonie? Vor Corbusiers Wohnmachschine, vor Mies van der Rohes Neuer Nationalgalerie? Vor dem Kurfürstendamm? Vor der Freiheit sich im anonymen Wettbewerb gegen einen Klüngel durchzusetzen? Unabhängig von einer Fassadendebatte, denn um geht es intellektuell seit der Wende nicht mehr, geht eine Errungenschaft der Nachkriegsmoderne sukzessive unter: der offene Wettbewerb und der offene Geist!
Aber so wie ich beim Erscheinen des Buches „Die Unterwerfung“ von Houellebecq den Eindruck gewann, dass dieses Buch in unterschiedlichsten Fassungen unter dem Ladentisch gehandelt wird, weil jeder anderes daraus liest, ergießt sich bei Reizbegriffen wie „Islam“ vorformuliertes Wissen, das so präzise trifft wie das Sturmgewehr G36.
Mir ist der Islam im tagtäglichen Leben in Deutschland herzlich egal, solange ich kein Kopftuch tragen und mich nicht übermäßig viel damit auseinander setzen muss.
Dass deutsche Architektur mittlerweile keinen Studenten in der Welt weiter interessiert, dass bezahlbarer Wohnungsbau mit vermeintlich politisch korrekten Mitteln wie Passivhausstandards nicht herzustellen ist, dass die Energiewende vorrangig Blödsinn hervorgebracht hat, weil die Verfasser Lobbyisten sind und wir auch zukünftig Geld damit verbrennen werden anstelle es sinnvoll einzusetzen, dass die üblichen Verdächtigen immer wieder die Aufträge erhalten, scheint vielen aber herzlich egal, Hauptsache es ist politisch korrekt.
Im Westen tatsächlich nichts Neues.
21. Mai 2015
Ana Marija Milkovic
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