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No Sex in the City
Kolumne von Ana Marija Milkovic
Über Löcher für Unerwartetes
Bei den Unmengen an Geld, die seit Jahren im Umlauf sind, wundert es unsere Kolumnistin, dass überall dort, wo monetäre Mittel dringend benötigt werden, sie im Ergebnis doch fehlen. Eine Spurensuche.
In der Pensionskasse der Mitarbeitern des öffentlich-rechtlichen Fernsehens fehlt zukünftig weniger, dafür aber Mittel für Innovationen, Produktionen. Haben Sie anderes erwartet, verstehen Sie das System nicht. Alle, die nicht beim Staat untergebracht sind, werden per Dekret dazu gezwungen die Pensionskassen jener zu füllen, die uns seit Jahren zu dem machen was wir nun auch geworden sind: Willfährige Idioten.
Winston Churchill sagte einmal, es wäre um jedes Buch schade, das zu früh gelesen wird. Das gilt gleichermaßen auch für Sendezeiten anspruchsvoller Beiträge im Öffentlich-Rechtlichen gegen Mitternacht. Womit ich beim eigentlichen Thema angelangt bin: Es ist um jeden Rede schade, die zu früh gehalten wird.
1997 hielt unser Altbundespräsidenten Roman Herzog im Hotel Adlon in Berlin seine gleichermaßen berühmte und wirkungslose Ruckrede. In dieser Rede forderte Roman Herzog Freiheit als zentralen Wert, die sich über Selbstbestimmung des Einzelnen definiert. Eine Freiheit, die Fehler mit einbezieht und dafür mehr als nur eine Chance für Gescheiterte im Leben bereit hält. Herzog forderte die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, dafür eine erhöhte Flexibilität. Er sprach über Solidarität zu Lasten von Sozialtransfers. Roman Herzog mahnte Rücksicht auf kommende Generationen. Er sah einen freien Zugang zur Informations- und Wissensgesellschaft, die im weltweiten Wettbewerb den Kampf um den ersten Platz sichern sollte. Er wünschte eine mehr europäische, weniger technokratische Gesinnung. Zum Schluss hoffte er auf eine tolerante, offene, multikulturelle Gesellschaft. Durch Deutschland muss ein Ruck gehen, sprach Herzog. Wir müssen Abschied nehmen von lieb gewordenen Besitzständen.
Der Ruck hat ein paar Jahre später nur im unteren Rand unserer Gesellschaft eingesetzt. Die Besitzständler blocken weiter. Verwaltungen arbeiten an weiteren Reglementierungen, die unsere Freiheit beschneiden und ihren Einfluss, folglich ihre Macht ausweiten. Das mittlere und obere Management arbeitet hauptsächlich an den eigenen Boni und daran keine Fehler zu machen, um den Karriereknick und die zitierte zweite Chance zu vermeiden. Innovationen sind risikoreich. Deswegen fehlen sie. Auch die Rücksicht auf kommende Generationen geht unserer Gesellschaft völlig ab.
Bill Gates zum Beispiel startete sein Unternehmen in einer Garage. Das, sagte Roman Herzog, wäre bei uns schon an der Gewerbeaufsicht gescheitert. Roman Herzog wünschte sich Impulse aus Berlin, die auf ganz Deutschland übergehen. Manches erfüllte sich, wenngleich anders als gedacht. Nicht nur BER, auch die Elbphilharmonie wird in nicht absehbarer Zeit schön.
Roman Herzog sprach auf der einen Seite von Fachleuten, die zu fein sind, sich verständlich auszudrücken und einen großen Wurf für die Zukunft zu skizzieren. Auf der anderen Seite über Interessensgruppierungen, die per se gerne blockieren. Das betrifft auch Bebauungspläne zukünftiger Wohngebiete und Ihrer Anreiner.
Vielleicht sollten wir in unserem Bebauungsplänen Löcher für Unerwartetes für beide Seiten vorsehen.
Winston Churchill sagte einmal, es wäre um jedes Buch schade, das zu früh gelesen wird. Das gilt gleichermaßen auch für Sendezeiten anspruchsvoller Beiträge im Öffentlich-Rechtlichen gegen Mitternacht. Womit ich beim eigentlichen Thema angelangt bin: Es ist um jeden Rede schade, die zu früh gehalten wird.
1997 hielt unser Altbundespräsidenten Roman Herzog im Hotel Adlon in Berlin seine gleichermaßen berühmte und wirkungslose Ruckrede. In dieser Rede forderte Roman Herzog Freiheit als zentralen Wert, die sich über Selbstbestimmung des Einzelnen definiert. Eine Freiheit, die Fehler mit einbezieht und dafür mehr als nur eine Chance für Gescheiterte im Leben bereit hält. Herzog forderte die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, dafür eine erhöhte Flexibilität. Er sprach über Solidarität zu Lasten von Sozialtransfers. Roman Herzog mahnte Rücksicht auf kommende Generationen. Er sah einen freien Zugang zur Informations- und Wissensgesellschaft, die im weltweiten Wettbewerb den Kampf um den ersten Platz sichern sollte. Er wünschte eine mehr europäische, weniger technokratische Gesinnung. Zum Schluss hoffte er auf eine tolerante, offene, multikulturelle Gesellschaft. Durch Deutschland muss ein Ruck gehen, sprach Herzog. Wir müssen Abschied nehmen von lieb gewordenen Besitzständen.
Der Ruck hat ein paar Jahre später nur im unteren Rand unserer Gesellschaft eingesetzt. Die Besitzständler blocken weiter. Verwaltungen arbeiten an weiteren Reglementierungen, die unsere Freiheit beschneiden und ihren Einfluss, folglich ihre Macht ausweiten. Das mittlere und obere Management arbeitet hauptsächlich an den eigenen Boni und daran keine Fehler zu machen, um den Karriereknick und die zitierte zweite Chance zu vermeiden. Innovationen sind risikoreich. Deswegen fehlen sie. Auch die Rücksicht auf kommende Generationen geht unserer Gesellschaft völlig ab.
Bill Gates zum Beispiel startete sein Unternehmen in einer Garage. Das, sagte Roman Herzog, wäre bei uns schon an der Gewerbeaufsicht gescheitert. Roman Herzog wünschte sich Impulse aus Berlin, die auf ganz Deutschland übergehen. Manches erfüllte sich, wenngleich anders als gedacht. Nicht nur BER, auch die Elbphilharmonie wird in nicht absehbarer Zeit schön.
Roman Herzog sprach auf der einen Seite von Fachleuten, die zu fein sind, sich verständlich auszudrücken und einen großen Wurf für die Zukunft zu skizzieren. Auf der anderen Seite über Interessensgruppierungen, die per se gerne blockieren. Das betrifft auch Bebauungspläne zukünftiger Wohngebiete und Ihrer Anreiner.
Vielleicht sollten wir in unserem Bebauungsplänen Löcher für Unerwartetes für beide Seiten vorsehen.
29. Januar 2015
Ana Marija Milkovic
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