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No Sex in the City
Kolumne von Ana Marija Milkovic
Sex sells das Architekturmuseum
Ist weniger mehr, fragte sich unsere Kolumnistin bei der Playboy-Ausstellung im Architekturmuseum. Zumindest bei der Kleidung einer wunderschönen Schauspielerin darf gerne bis zur Nacktheit gespart werden.
Das Deutsche Architekturmuseum ist ein Entwurf des deutschen Architekten Oswald Matthias Ungers. Dieser Entwurf ist nicht nur im übertragenem Sinn zu kurz gekommen. Als Haus im Haus konzipiert, sollte ursprünglich das innere Haus die historische Dachhaut durchdringen und in seinem äußeren Abschluss den historischen Bestand überragen. Dank einer ehrenamtlichen Stadträtin, die bei der Vorstellung des Entwurfes ausrief, das gründerzeitliche Erscheinungsbild des Gebäudes wäre doch so schön, so dass der Architekt bitte das innere Haus auch im Inneren des Gebäudes belässt, ist es nun wie es ist: Gedrungen, zu kurz gekommen, schwierig zu bespielen.
Annähernd ein Jahrzehnt lehrte Ungers an der Cornell University in Ithaca im Bundesstaat New York bis er sich Mitte der 70er-Jahre wieder vermehrt Architekturwettbewerben stellte. Wettbewerbe waren damals weniger eine Pflichtübung, sondern probates Mittel, Können unter Beweis zu stellen. In Frankfurt eröffnete Ungers neben Köln sein zweites Büro und wurde auch von Heinrich Klotz, dem Gründungsdirektor des Deutschen Architekturmuseums, protegiert. Ungers, ein Prophet, der im eigenen Land wenig gilt, genoss einen internationalen Ruf. Das mag vielleicht auch am theoretischen Überbau Oswald Matthias Ungers Architektur liegen, der sich besser lesen als erschließen lässt. So ist es auch im Deutschen Architekturmuseum gegeben, dass Treppenhäuser mehr beengten Notausgängen gleichen. Das störte den Meister wenig. Mich stört, wenn Politiker damit beginnen, auf Architektur gestalterisch Einfluss zu nehmen. Das sollten sie besser nicht.
Nun stand ich anlässlich der neuesten Eröffnung im ersten Obergeschoß des Deutschen Architekturmuseums ein wenig ratlos herum. Alice Schwarzer hätte sicherlich ihre Freude an der Ausstellungsarchitektur. Die ist keineswegs sexy, mehr frigide, so wie deutsches Design mehr ratlos als sexy ist. Bogner zum Beispiel. Dabei verheißt die aktuelle Ausstellung im DAM viel mehr: Playboy is in the House!
Wir wissen alle, dass Playboy weniger des optischen Überbaus angeschaut, mehr des intellektuellen Unterbaus gelesen wird. Jedoch wissen wenige, wie Hefners Verlegertätigkeit das zeitgenössische amerikanische Design förderte. "Playboy, Architektur 1953-1979", darüber handelt die aktuelle Ausstellung im DAM und zeigt wie die redaktionelle Arbeit des Playboys mittels sexualmoralischer, auch politischer und bildungspolitischer Themen Leser lockte, neue Wege zu gehen. Nach Stationen in Maastricht und Rotterdam zeigt das Deutsche Architekturmuseum nun eine Ausstellung, in fünf Themenbereiche gegliedert: Bachelor Pad, Chairs, City, Literatur, Architektur.
Hugh Hefner, genannt Hef, Gründer und Chefredakteur des US-amerikanischen Männermagazins Playboy, hat das zeitgenössische Design und ihre Protagonisten protegiert und damit den amerikanischen Mann kultiviert. Das mag zum einen an dem schlüssigen Verkaufskonzept "sex sells" liegen, mehr noch an der vorangegangenen Entwicklung der amerikanischen Designszene. Die größten Neuerungen des internationalen Designs gingen von den Vereinigten Staaten in den 40er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts aus. Das hat Hefner klug erkannt. Das New Yorker Museum of Modern Art gab in einer Reihe von Ausstellungen und Wettbewerben wichtige Hilfestellungen. Auch das Kaufhaus Bloomingdales initiierte 1940 einen bedeutsamen Wettbewerb "Organic Design in Home Furnishings". So wurde einem breiteren Publikum die Arbeit Charles Eames und Eero Saarinens bekannt. Der vom Museum of Modern Art organisierte Wettbewerb "Competition for Low Cost Furniture design" wurde sogar international ausgelobt. Die amerikanische Industrie steuerte bedeutsame technologische Neuerungen bei.
Während nun die Ausstellung im Architekturmuseum ein längst vergangenes Phänomen an zahlreich vorhandenen Handexemplaren ausstellt, bleibt ein Phänomen unbegründet: Warum ist die Designszene heute so bieder und wenig erfinderisch? Warum ist der Wettbewerb tot? Warum behindern heute Traditionalisten notwendige Entwicklungen und Talente, die sich auch in unserer Generation auftun könnten?
Während ich mich das frage, blättere ich in die Erstausgabe des Playboys durch, natürlich auf der Suche nach gutem Design werde ich bei Marilyn Monroe fündig. Was war die nackt und schön!
Annähernd ein Jahrzehnt lehrte Ungers an der Cornell University in Ithaca im Bundesstaat New York bis er sich Mitte der 70er-Jahre wieder vermehrt Architekturwettbewerben stellte. Wettbewerbe waren damals weniger eine Pflichtübung, sondern probates Mittel, Können unter Beweis zu stellen. In Frankfurt eröffnete Ungers neben Köln sein zweites Büro und wurde auch von Heinrich Klotz, dem Gründungsdirektor des Deutschen Architekturmuseums, protegiert. Ungers, ein Prophet, der im eigenen Land wenig gilt, genoss einen internationalen Ruf. Das mag vielleicht auch am theoretischen Überbau Oswald Matthias Ungers Architektur liegen, der sich besser lesen als erschließen lässt. So ist es auch im Deutschen Architekturmuseum gegeben, dass Treppenhäuser mehr beengten Notausgängen gleichen. Das störte den Meister wenig. Mich stört, wenn Politiker damit beginnen, auf Architektur gestalterisch Einfluss zu nehmen. Das sollten sie besser nicht.
Nun stand ich anlässlich der neuesten Eröffnung im ersten Obergeschoß des Deutschen Architekturmuseums ein wenig ratlos herum. Alice Schwarzer hätte sicherlich ihre Freude an der Ausstellungsarchitektur. Die ist keineswegs sexy, mehr frigide, so wie deutsches Design mehr ratlos als sexy ist. Bogner zum Beispiel. Dabei verheißt die aktuelle Ausstellung im DAM viel mehr: Playboy is in the House!
Wir wissen alle, dass Playboy weniger des optischen Überbaus angeschaut, mehr des intellektuellen Unterbaus gelesen wird. Jedoch wissen wenige, wie Hefners Verlegertätigkeit das zeitgenössische amerikanische Design förderte. "Playboy, Architektur 1953-1979", darüber handelt die aktuelle Ausstellung im DAM und zeigt wie die redaktionelle Arbeit des Playboys mittels sexualmoralischer, auch politischer und bildungspolitischer Themen Leser lockte, neue Wege zu gehen. Nach Stationen in Maastricht und Rotterdam zeigt das Deutsche Architekturmuseum nun eine Ausstellung, in fünf Themenbereiche gegliedert: Bachelor Pad, Chairs, City, Literatur, Architektur.
Hugh Hefner, genannt Hef, Gründer und Chefredakteur des US-amerikanischen Männermagazins Playboy, hat das zeitgenössische Design und ihre Protagonisten protegiert und damit den amerikanischen Mann kultiviert. Das mag zum einen an dem schlüssigen Verkaufskonzept "sex sells" liegen, mehr noch an der vorangegangenen Entwicklung der amerikanischen Designszene. Die größten Neuerungen des internationalen Designs gingen von den Vereinigten Staaten in den 40er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts aus. Das hat Hefner klug erkannt. Das New Yorker Museum of Modern Art gab in einer Reihe von Ausstellungen und Wettbewerben wichtige Hilfestellungen. Auch das Kaufhaus Bloomingdales initiierte 1940 einen bedeutsamen Wettbewerb "Organic Design in Home Furnishings". So wurde einem breiteren Publikum die Arbeit Charles Eames und Eero Saarinens bekannt. Der vom Museum of Modern Art organisierte Wettbewerb "Competition for Low Cost Furniture design" wurde sogar international ausgelobt. Die amerikanische Industrie steuerte bedeutsame technologische Neuerungen bei.
Während nun die Ausstellung im Architekturmuseum ein längst vergangenes Phänomen an zahlreich vorhandenen Handexemplaren ausstellt, bleibt ein Phänomen unbegründet: Warum ist die Designszene heute so bieder und wenig erfinderisch? Warum ist der Wettbewerb tot? Warum behindern heute Traditionalisten notwendige Entwicklungen und Talente, die sich auch in unserer Generation auftun könnten?
Während ich mich das frage, blättere ich in die Erstausgabe des Playboys durch, natürlich auf der Suche nach gutem Design werde ich bei Marilyn Monroe fündig. Was war die nackt und schön!
18. Februar 2014
Ana Marija Milkovic
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