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No Sex in the City
Kolumne von Ana Marija Milkovic
Gute, tote Männer
Während in der Paulskirche mal wieder ein Mann geehrt wird, wenigstens am Weltmännertag, nippt unsere Kolumnistin entspannt an einem Rotwein und fragt sich, warum die Männer, die sie verehrt, alle tot sind.
Es ist leicht einen Mann zu verehren, wenn er tot ist. Ich schreibe diese Zeilen am Weltmännertag, wohlwissend, dass gerade jetzt in unserer Frankfurter Paulskirche ein Hochhauspreis an einen Mann vergeben wird, während ich meine Füße auf meinem beheizten Boden wärme und dieser Verleihung zutiefst entspannt, ein Glas Rotwein genießend, entsage. Meine Abwesenheit ist ein stiller Protest für Architektinnen am Weltmännertag, die wenig internationale Aufmerksamkeit genießen.
Geburt und Tod sind grundlegend demokratisch organisiert. Es ist ein Kommen und Gehen. Dazwischen liegen unüberbrückbare Differenzen zwischen Mann und Frau. Glaube, Liebe, Hoffnung und zuletzt auch Sex lassen die Menschen nicht verzweifeln. Das Leben startet umgangssprachlich in guter Hoffnung und stirbt in biblischer Weisheit mit ihren Protagonisten zuletzt. Das ist natürlich ein teuflischer Plan.
Gestorben sind mehrere Männer und das vor langer Zeit, die ich für ihr Werk verehre. Der eine wurde in Barcelona von einer Straßenbahn überfahren, der andere ertrank am Cap-Martin, der nächste starb unerkannt und verarmt auf auf dem Klo von Penn Station in New York. Der Architekt über den ich heute schreibe starb am 22.November 1988 in Mexico Stadt, nach Allem was mir bekannt ist, eines natürlichen Todes.
Luis Ramiro Barragán Morfín war sein Name. Bekannt als Luis Barragán hinterließ er gemessen an seinem heutigen Weltruhm ein relativ kleines Werk. Sein Privathaus in Tabucaya wurde mittlerweile in das Unesco Weltkulturerbe aufgenommen. 1980 wurde im der Pritzker Preis für sein Lebenswerk verliehen. Meines Erachtens der einzige Preis unter den vielen Preisen in der Architektur, auf den sich nicht drauf gschissen antworten lässt.
Zu Barragán stehe ich wie einst Karl May zu den Indianern. Ich war nie in Mexico und kenne Barragáns Werk nur von Abbildungen, Filmen. Folge ich seiner Architektur, dann mit meinen Fingern im Buch, auf der Tastatur meinen Laptops, scrollend auf dem Touch Screen und mit meinen farbigen Strümpfen, die ich über meine Beine ziehe wie Spektralfarben das weiße Licht bündeln.
In Barragáns Häusern öffnen sich Portale zu einer stillen, dem Lärm entsagenden Welt. Die Jury des Pritzker Preisgerichts bezeichnete sein Werk als einen erhabenen Akt der poetischen Phantasie.
Barragáns Architektur ist monochron. Sie ist sinnlich. Sie gestattet uns Menschen einsam zu sein. Das gebaute Moment gleicht einem baulichen Ideal der reinen Proportion, der reinen Farben. Die Details sind erhabenes Notwendiges, die zulassen was ist: Eine Treppe, ein Fenster, ein Wasserspender. Licht.
Es wird kolportiert Barragán würde Raum und Licht beherrschen. Das stimmt nicht. Er war kein Könner, der uns mit seinen Bauten bedrängte. Barragáns Architektur reflektiert Licht in reinsten Farben, so wie er Menschen dazu einlud, Architektur mit den Sinnen zu folgen. Mehr nicht.
Geburt und Tod sind grundlegend demokratisch organisiert. Es ist ein Kommen und Gehen. Dazwischen liegen unüberbrückbare Differenzen zwischen Mann und Frau. Glaube, Liebe, Hoffnung und zuletzt auch Sex lassen die Menschen nicht verzweifeln. Das Leben startet umgangssprachlich in guter Hoffnung und stirbt in biblischer Weisheit mit ihren Protagonisten zuletzt. Das ist natürlich ein teuflischer Plan.
Gestorben sind mehrere Männer und das vor langer Zeit, die ich für ihr Werk verehre. Der eine wurde in Barcelona von einer Straßenbahn überfahren, der andere ertrank am Cap-Martin, der nächste starb unerkannt und verarmt auf auf dem Klo von Penn Station in New York. Der Architekt über den ich heute schreibe starb am 22.November 1988 in Mexico Stadt, nach Allem was mir bekannt ist, eines natürlichen Todes.
Luis Ramiro Barragán Morfín war sein Name. Bekannt als Luis Barragán hinterließ er gemessen an seinem heutigen Weltruhm ein relativ kleines Werk. Sein Privathaus in Tabucaya wurde mittlerweile in das Unesco Weltkulturerbe aufgenommen. 1980 wurde im der Pritzker Preis für sein Lebenswerk verliehen. Meines Erachtens der einzige Preis unter den vielen Preisen in der Architektur, auf den sich nicht drauf gschissen antworten lässt.
Zu Barragán stehe ich wie einst Karl May zu den Indianern. Ich war nie in Mexico und kenne Barragáns Werk nur von Abbildungen, Filmen. Folge ich seiner Architektur, dann mit meinen Fingern im Buch, auf der Tastatur meinen Laptops, scrollend auf dem Touch Screen und mit meinen farbigen Strümpfen, die ich über meine Beine ziehe wie Spektralfarben das weiße Licht bündeln.
In Barragáns Häusern öffnen sich Portale zu einer stillen, dem Lärm entsagenden Welt. Die Jury des Pritzker Preisgerichts bezeichnete sein Werk als einen erhabenen Akt der poetischen Phantasie.
Barragáns Architektur ist monochron. Sie ist sinnlich. Sie gestattet uns Menschen einsam zu sein. Das gebaute Moment gleicht einem baulichen Ideal der reinen Proportion, der reinen Farben. Die Details sind erhabenes Notwendiges, die zulassen was ist: Eine Treppe, ein Fenster, ein Wasserspender. Licht.
Es wird kolportiert Barragán würde Raum und Licht beherrschen. Das stimmt nicht. Er war kein Könner, der uns mit seinen Bauten bedrängte. Barragáns Architektur reflektiert Licht in reinsten Farben, so wie er Menschen dazu einlud, Architektur mit den Sinnen zu folgen. Mehr nicht.
20. November 2014
Ana Marija Milkovic
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