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No Sex in the City
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Kolumne von Ana Marija Milkovic
 

Kolumne von Ana Marija Milkovic

Ein Frankfurter aus der Schweiz

Unsere Kolumnistin Ana Marija Milkovic erinnert sich an ihre Begegnung mit Jean-Christophe Ammann – und freut sich, dass er so viele Menschen für die Kunst begeistern konnte. Sie selbst eingeschlossen.
Ich bin die Tage sehr traurig. Jean-Christoph Ammann, der Gründungsdirektor des Museums für Moderne Kunst ist tot. Ich habe Jean-Christoph Ammann mein Interesse für Kunst zu verdanken. Ich erinnere mich an den ersten Szenenwechsels, den ich besuchte. Es war der Vorabend des Szenenwechsel XVI.

Jean-Christoph Ammann stand, wie immer an diesen Abenden, in der Mitte einer Traube von Menschen, die voller Faszination seinen Worten lauschten. Er besprach die Johanna von Franz Gertsch. Ich werde dieses Bild nie vergessen. (Es gehört heute nicht mehr zur Sammlung – ist aber gerade im Museum Franz Gertsch in der Schweiz zu sehen). Ammann unterbrach seine Rede, trat aus dem Inneren des Kreises heraus, um mir, der Fremden unter den Freunden des Museums, die Hand zu reichen und mich willkommen zu heißen. Das war es. Durch einen Handschlag und ein Lächeln war ich im Kreis aufgenommen.

Es war auch ein elitärer Kreis von Förderern und Menschen, die in der Kunstwelt zu Hause waren. Wie ich später sehen konnte, waren es Menschen, in deren Häusern Werke von Beuys und Baselitz hingen. In meinem zuhause hingen solche Bilder nicht. Aber, Jean-Christoph Ammann war nicht elitär im Umgang mit Menschen. Ich helfe gerne, hat er einmal gesagt. Der Adressat war einer, der nicht mehr zu m inneren Freundeskreis des Museums gehörte, den Ammann aber nicht fallen ließ. Ich habe mir das gemerkt, denn ich stand daneben als er die Worte sprach. Was für ein toller Mann, dachte ich.

Er blieb immer zugänglich, unabhängig welchen Namen, welche Titel ein Mensch trug. Das war seine Natur. Zur Biennale in Venedig ging er nach der Eröffnung. Der Zirkus am Tag der Eröffnung interessierte ihn nicht. Ich habe in ihm einen Philanthrop gesehen, der für die Kunst lebte, um sie Anderen zu eröffnen, auch zu ermöglichen. Das tat er auch auf der Mainzer Landstraße vor der DZ Bank an einer Mauer aufsitzend. Immer standen Menschen um ihn herum, die seinen Worten lauschten. Ich fuhr mit meinem Wagen damals vorbei, sah das Bild und musste winkend lächeln.

Jean-Christoph Ammann förderte. Er trug die Liebe zu Menschen und zur Kunst gleichermaßen in sich. Er ging auf die Menschen zu und konnte sie mit seinen braunen, warmen Augen für die Kunst begeistern. Daran hinderte auch der Tabakgeruch, der seinen Körper streng umhüllte, nichts.

Ich erinnere mich, wie der damalige Fraport Chef, Wilhelm Bender, Ammanns Briefe, nachdem dieser seinen Rücktritt selbstbestimmt vollzogen hatte, vermisste. Er sagte das in einem Gespräch. Ammann schrieb handgeschriebene Briefe, die kein Vorstand unbeantwortet ließ. Sie fühlten sich sogar geehrt, diese zu erhalten. Sie spendeten alle. Das war eine große Zeit für das MMK, die Kunst, für uns Frankfurter und für Jean-Christoph Ammann.

Als Jean-Christoph den Wechsel vorbereitete war für ihn auch klar, dass er in Frankfurt bleiben würde. Er werde hier bleiben, sagte er. Und das wird er auch weiterhin. In unseren Herzen und in unserer Erinnerung.

Ruhe in Frieden Jean-Christoph Ammann.

>> Franz Gertsch, Johanna & Co. feat. Andy Warhol
bis 28. Februar 2016 im Museum Franz Gertsch, Platanenstrasse 3, 3400 Burgdorf, Schweiz.
24. September 2015
Ana Marija Milkovic
 
 
Fotogalerie:
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