Newsletter
|
ePaper
|
Apps
|
Abo
|
Shop
|
Jobs
No Sex in the City
Startseite Alle KolumnenNo Sex in the City
Kolumne von Ana Marija Milkovic
 

Kolumne von Ana Marija Milkovic

Die kleine Freiheit möchte im Kinderparadies abgeholt werden

Foto: Harald Schröder
Foto: Harald Schröder
Unsere Kolumnistin würde gerne über Architektur schreiben, aber im Urlaub ist die Beschäftigung mit einem schönen Buch einfach angeratener. Leselandschaften haben Charme - mehr als die Frankfurter Häuserszene ohnehin.
Vor ein paar Jahren habe ich mir ein Buch gekauft, das ich nun zu lesen begonnen habe. Darüber möchte ich heute schreiben. Viel lieber würde ich natürlich über Architektur schreiben, wenn derzeit nicht bessere Bücher geschrieben würden als Häuser gebaut, in denen diese Bücher dann liegen müssen.

In der Buchhandlung Hugendubel in Frankfurt zum Beispiel. Diese Buchhandlung gleicht einem Kinderparadies für Erwachsene, denen die Möglichkeit geboten wird, sich zwischen Ratgebern und Stiften dann doch noch für ein Kochbuch zu entscheiden. Über den Innenausbau und den werbewirksamen Schildern an der Fassade sei soviel gesagt, es tut dem Auge weh, wenngleich die Räumlichkeiten viel Platz und Sichtperspektiven über alle Stockwerke bieten. Und das ist unter viel Hässlichem auch schön.

Im Hugendubel kaufte ich vor Jahren Jonathan Franzens "Freiheit" und beließ es dabei. Jetzt befinde ich mich in den Ferien und tauche tief in dieses Buch und die amerikanische Kultur ein. Dabei stellte ich mir die Frage, warum ich eigentlich diesen Roman von Jonathan Franzen lese? Ich schicke voraus, Desperate Housewives hat mich auch nie interessiert! Natürlich habe ich begriffen, dass Franzen Charaktere im Detail aufzubauen versteht, wie sie eben Thomas Mann auch zu zeichnen verstand. Nur, Tony Buddenbrooks Naivität rührt mich eben stärker als die Stoik einer Protagonistin namens Peggy. Es wundert mich jedenfalls nicht, dass Franzen in seinem neuen Buch "Unschuld" einen Europäer einbaute, um dem ganzen Buch das gewisse Etwas zu geben. John Irvings wilde Geschichte vom Wassertrinker spielte ja auch hauptsächlich in Wien.

Ich bin aus Jonathan Franzens Buch ausgestiegen, vielmehr umgestiegen. Jetzt lese ich die "Flammenwerferin" von Rahel Kushner. Ich sehe das allerdings mehr pragmatisch als literarisch. Hier lerne ich immerhin etwas über Motorräder, auch schenke ich den Satzzeichen beim Lesen gesonderte Beachtung. Überlese ich eines der vielen Kommas, stürze ich auf einer Moto Valera sitzend in einen sich mit Verkehrszeichen und Landschaften vor meinem inneren Auge ausbreitenden Raum, der mir beim Durchrasen großes Lesevergnügen bereitet, um dann im Bett mit einem Kerl ohne Namen zu landen, der ein Marsden-Hartley-T-Shirt trägt. Vielleicht werde ich am Ende des Buches nicht die ganze Geschichte verstanden, dafür ein Gefühl von Freiheit beim Lesen erlangt haben. Ich entscheide, ob mit mehr oder weniger PS.

Das gleiche Vergnügen ließe sich übrigens auch in Häusern phantasievoll erfahren. Mir fällt nur gerade in Frankfurt keines ein. Frankfurt gleicht in seiner Skyline zusehends einem Kinderparadies für Erwachsene, die lieber an die Hand genommen werden möchten.
17. September 2015
Ana Marija Milkovic
 
 
Fotogalerie:
{#TEMPLATE_news_einzel_kolumne_GALERIE_WHILE#}
 

Leser-Kommentare

Kommentieren
Schreiben Sie den ersten Kommentar.
Mehr Nachrichten aus dem Ressort No Sex in the City
Ana Marija Milkovics Kolumne
Wild at heart
Unsere Kolumnistin Ana Marija Milkovic schreibt über Cindy Crawfords Lebensratgeber und darüber, was diese mit der Messe Design Annual zu tun haben, auf der sie Julian Smiths Handynummer bekam – sich aber nie bei ihm meldete.
Text: Ana Marija Milkovic / Foto: Harald Schröder
 
 
Ana Marija Milkovics Kolumne
What else?
Unsere Kolumnistin Ana Marija Milkovic trinkt gerne Kapselkaffee von Nespresso. Dabei, glaubt sie, wähnt sie sich in guter Gesellschaft. Doch der Gedanke an das Müllaufkommen und die Privatisierung von Wasser mindern ihren Genuss.
Text: Ana Marija Milkovic / Foto: Harald Schröder
 
 
Ana Marija Milkovics Kolumne
Von Testa zu Omer Klein Trio
Unsere Kolumnistin Ana Marija Milkovic kauft gerne CDs im Laden – weil sie so oft auf neue Künstler aufmerksam wird. Warum ihr ihre neuen Entdeckungen Gianmaria Testa und das Omer Klein Trio besonders gut gefallen, beschreibt sie in ihrer Kolumne.
Text: Ana Marija Milkovic / Foto: Harald Schröder
 
 
Ana Marija Milkovics Kolumne
Ein Nachruf
Am gestrigen Dienstag ist der Modeschöpfer Karl Lagerfeld gestorben. Unsere Kolumnistin Ana Marija Milkovic betrauert seinen Tod - und erinnert daran, dass Lagerfeld nicht nur wegen seiner Mode bekannt war, sondern auch wegen politischer Statements.
Text: Ana Marija Milkovic / Foto: Harald Schröder
 
 
ANA MARIJA MILKOVICS KOLUMNE
Makis Milki Way
Unsere Kolumnistin Ana Marija Milkovic hat große Ziel für 2019: Auf ihrem neu gestarteten Instagram-Profil möchte sie innerhalb eines Jahres eine Million Follower erreichen. Wie sie das schaffen möchte, schreibt sie in ihrer Kolumne.
Text: Ana Marija Milkovic / Foto: © Harald Schröder
 
 
 
 
Ältere Beiträge