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No Sex in the City
Kolumne von Ana Marija Milkovic
Die Schweiz als Vorbild
Unsere Kolumnistin weilt zurzeit in der Schweiz und ist ganz begeistert von dem Land, seinen Bewohnern - und vor allem den öffentlichen Verkehrsmitteln. Sie finden, Frankfurt könnte sich hier einiges abschauen.
Können Sie sich an die Szene im Film Eyes Wide Shut erinnern, als Nicole Kidmann zu Beginn tanzt? Die Schweiz scheint so ein Ort zu sein. Ich bin in der Schweiz und fast täglich zu den unterschiedlichsten Gegebenheiten eingeladen. Ich hatte diese Weltoffenheit mehr in Berlin erwartet. Wenn ich nicht eingeladen bin, finde ich mich im schönsten Imbiss der Welt, am Bellevue in Zürich wieder und esse eine Bratwurst vom Grill. Dabei lerne ich wieder Menschen kennen. In der Schweiz öffnen sich Türen, von denen ich immer dachte, die gibt es hauptsächlich als Screenplay zum Film. Dann verlasse ich den Ort und finde ich mich in der Tram wieder, von einer Welt in die andere fahrend. Ich liebe es in der Schweiz Tram zu fahren.
Man sagt den Schweizern nach, sie könnten nicht Auto fahren, weil sie prinzipiell nur langsam fahren und ihre Städte nicht darauf ausgelegt sind Darin mit einem Personenkraftwagen zu fahren. Schweizer können keine Autos bauen, sagen viele. Schweizer aber kaufen sie. Für Besitzer von Ferraris scheint gerade der Tram-Knotenpunkt Bellevue schön zu umfahren.
Das Nahverkehrsnetz in Zürich stelle ich mir heute als das dichteste der Welt vor. Natürlich kenne ich die Welt nicht sonderlich gut, als das ich es auch wirklich wüsste. Ich muss hier aber nur wenige Schritte gehen, um von der nächsten Tram abgeholt zu werden. Einer verpassten Tram nachzulaufen, ergibt bei einem drei bis fünf Minuten Takt zur Rush Hour keinen Sinn. Eigentlich könnte ich den ganzen lieben langen Tag hier Tram fahren.
Ein paar Wochen in Zürich zu verbringen, bedeutet, ein neues Gefühl von der Perspektive auf eine Stadt zu erhalten. Ich dachte noch bis vor wenigen Wochen, Frankfurt sei verdichtet bis klein. Heute weiß ich aus dem direkten Vergleich mit Zürich, macht Frankfurt vieles falsch, vor allem die Organisation des fließenden Verkehrs und der Verdichtung. Dabei könnten die mittelalterlichen Strukturen am Liebfrauenberg und seinen engmaschigen Gassen wegweisend für Frankfurt stehen. Einmal haben die Bürger Frankfurts den Widerstand geprobt und sich gegen einen großförmigen Ausbau ihrer Altstadt entschieden. Sie haben es richtig gemacht. Dabei ist das Ergebnis nur leider mehr als rätselhaft, mehr eklektisch als modern. Frankfurter waschen ihre Wäsche längst nicht mehr am Fluss, als das sie es formal vorgeben müssten, es auch weiterhin der guten alten Zeiten wegen zu tun.
Ich weiß natürlich auch, dass Deutschland mehr in das Thema Auto als in den Nahverkehr in den vergangenen Jahren investiert hat. In Frankfurt tun sich gerade deswegen Probleme auf. Die Stadt wäre prädestiniert dafür gewesen, das Straßenbahnnetz auszubauen. Statt dessen wurde in ein unterirdisches, kostenintensives Netz investiert. Geld für Pflege und Unterhalt gibt es dafür nicht ausreichend. Eine Reise mit der S-Bahn von Frankfurt nach Offenbach gleich einer Reise in die Dritte Welt. Das Leben ist schön, wenn es aber gut erschlossen ist.
Last but not least haben wir Frankfurter auch unsere einschlägigen Erfahrungen gemacht. Das betrifft nicht nur das Straßenverkehrssystem und die Lobby deutscher Autobauer. Erinnern Sie sich, dass Hermann Josef Abs, der legendäre Frankfurter Deutsche Bank Chef, sein Vermögen ans Städel spenden wollte, weil er die Frage aufwarf, wie viel darf man seinen eigenen Kindern vererben, damit sie etwas selbstständiges aus ihrem Leben machen. Aus nicht viel wurde fast alles. So könnte es Mark Zuckerberg auch ergehen. Nun hat er angekündigt 99 Prozent seines Vermögens in eine eigene Stiftung zu übertragen. Wir sind gespannt. Manchmal haben wir Frankfurter der Welt auch ein paar Geschichten zu erzählen.
Man sagt den Schweizern nach, sie könnten nicht Auto fahren, weil sie prinzipiell nur langsam fahren und ihre Städte nicht darauf ausgelegt sind Darin mit einem Personenkraftwagen zu fahren. Schweizer können keine Autos bauen, sagen viele. Schweizer aber kaufen sie. Für Besitzer von Ferraris scheint gerade der Tram-Knotenpunkt Bellevue schön zu umfahren.
Das Nahverkehrsnetz in Zürich stelle ich mir heute als das dichteste der Welt vor. Natürlich kenne ich die Welt nicht sonderlich gut, als das ich es auch wirklich wüsste. Ich muss hier aber nur wenige Schritte gehen, um von der nächsten Tram abgeholt zu werden. Einer verpassten Tram nachzulaufen, ergibt bei einem drei bis fünf Minuten Takt zur Rush Hour keinen Sinn. Eigentlich könnte ich den ganzen lieben langen Tag hier Tram fahren.
Ein paar Wochen in Zürich zu verbringen, bedeutet, ein neues Gefühl von der Perspektive auf eine Stadt zu erhalten. Ich dachte noch bis vor wenigen Wochen, Frankfurt sei verdichtet bis klein. Heute weiß ich aus dem direkten Vergleich mit Zürich, macht Frankfurt vieles falsch, vor allem die Organisation des fließenden Verkehrs und der Verdichtung. Dabei könnten die mittelalterlichen Strukturen am Liebfrauenberg und seinen engmaschigen Gassen wegweisend für Frankfurt stehen. Einmal haben die Bürger Frankfurts den Widerstand geprobt und sich gegen einen großförmigen Ausbau ihrer Altstadt entschieden. Sie haben es richtig gemacht. Dabei ist das Ergebnis nur leider mehr als rätselhaft, mehr eklektisch als modern. Frankfurter waschen ihre Wäsche längst nicht mehr am Fluss, als das sie es formal vorgeben müssten, es auch weiterhin der guten alten Zeiten wegen zu tun.
Ich weiß natürlich auch, dass Deutschland mehr in das Thema Auto als in den Nahverkehr in den vergangenen Jahren investiert hat. In Frankfurt tun sich gerade deswegen Probleme auf. Die Stadt wäre prädestiniert dafür gewesen, das Straßenbahnnetz auszubauen. Statt dessen wurde in ein unterirdisches, kostenintensives Netz investiert. Geld für Pflege und Unterhalt gibt es dafür nicht ausreichend. Eine Reise mit der S-Bahn von Frankfurt nach Offenbach gleich einer Reise in die Dritte Welt. Das Leben ist schön, wenn es aber gut erschlossen ist.
Last but not least haben wir Frankfurter auch unsere einschlägigen Erfahrungen gemacht. Das betrifft nicht nur das Straßenverkehrssystem und die Lobby deutscher Autobauer. Erinnern Sie sich, dass Hermann Josef Abs, der legendäre Frankfurter Deutsche Bank Chef, sein Vermögen ans Städel spenden wollte, weil er die Frage aufwarf, wie viel darf man seinen eigenen Kindern vererben, damit sie etwas selbstständiges aus ihrem Leben machen. Aus nicht viel wurde fast alles. So könnte es Mark Zuckerberg auch ergehen. Nun hat er angekündigt 99 Prozent seines Vermögens in eine eigene Stiftung zu übertragen. Wir sind gespannt. Manchmal haben wir Frankfurter der Welt auch ein paar Geschichten zu erzählen.
3. Dezember 2015
Ana Marija MIlkovic
Leser-Kommentare
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