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No Sex in the City
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Kolumne von Ana Marija Milkovic
 

Kolumne von Ana Marija Milkovic

Das Pferd stirbt heute effizient

Foto: Harald Schröder
Foto: Harald Schröder
Unsere Kolumnistin Ana Marija Milkovic rätselt über erneuerbare Energien, die Einlassungen des Grünen-Chefs Anton Hofreiter und das richtige Leben im Falschen und was uns Adorno heute noch sagen kann..
Ein bisschen mehr Liberalismus täte uns allen gut. Nicht als Wirtschaftstheorie oder politische Ideologie, sondern nach dem französischen Philosophen Foucault als rationale Art des Regierens. Der Erfolg von politischen Entscheidungen wäre begünstigt durch die Klugheit des Regierenden und der Souveränität des Individuums. Darüber kann man sprechen.

Vor kurzem stolperte ich über die Achse des Guten. Das ist ein Online-Tagebuch. Hier konnte ich lesen, wovon die Grünen nicht sprechen wollen. Nicht sprechen möchten die Grünen über das von Moritz von Uslar geführte Interview mit Toni Hofreiter. Auf die Frage Nummer 43 "Warum steigt der Preis für den Energie-Endverbraucher, wenn er an der Leipziger Energiebörse fällt?" antwortete Hofreiter: "Weil sich einige Konzerne die Taschen voll mit Geld stopfen. Wir haben zu wenig Wettbewerb auf dem Strommarkt."

Gibt es ein richtiges Leben im Falschen? Der Frankfurter Philosoph Adorno stellte die Frage. Richtig ist, grüne Stromlieferanten stopfen sich die Taschen voll mit Geld. Richtig ist, dass wir keinen Wettbewerb unter Produzenten erneuerbarer Energien haben. Richtig ist aber auch: Verantwortlich dafür ist die Politik. Denn, die Erneuerbare-Energien-Gesetz-Umlage zahlen alle Verbraucher pro anfallender Kilowattstunde. Diese bemisst sich aus der Differenz zwischen Börsenstrompreis und der festen Vergütung für Lieferanten von Grünstrom. Fällt der Börsenstrompreis, zahlt der Verbraucher auch die Differenz. Für jene, die nicht mitmachen, stehen die Chancen schlecht.

Manche, auch der Philosoph Peter Sloterdijk, halten Adornos kritische Theorie längst für überholt. Nach Sloterdijk ist unser Bewusstsein bereits kritisch, weil es hinreichend Kenntnis darüber verfügt, dass wir ein falsches Leben führen. Natürlich wissen wir, dass die Energiewende zugunsten von Effizienz Ressourcen verschlingt, unsere Landschaft zerstört. Natürlich wissen wir, dass ein eigens dafür geschaffener Markt sich durch Lizenzierungen wie zum Beispiel "Green Building", "Passivhaus" gewinnbringend legitimiert. Natürlich wissen wir, dass die erforderlichen Wirtschaftlichkeitsberechnungen "grüner Technik und Technolgien" die Vernichtung unserer Ressourcen fachlich und rechnerisch unberücksichtigt lassen. Das Pferd, das wir reiten, stirbt heute effizient.

"Gutsituiert und miserabel zugleich fühlt sich dieses Bewusstsein von keiner Ideologiekritik mehr betroffen; seine Falschheit ist bereits reflexiv gefedert." Sloterdijk will sagen, dass das kritische Bewusstsein zumindest ein schlechtes Gewissen dabei hat.

Das stimmt nicht.
22. Juli 2014
Ana Marija Milkovic
 
 
Fotogalerie:
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Leser-Kommentare

Kommentieren
 
Nix Nullinger am 22.7.2014, 16:02 Uhr:
Vielen Dank für diesen Beitrag! Zitat: "Natürlich wissen wir, dass die Energiewende zugunsten von Effizienz Ressourcen verschlingt, unsere Landschaft zerstört." Da bin ich mir nicht so sicher. Viele sitzen in ihrem Szeneviertel, freuen sich unter ihrem Fahrradhelm, dass sie sich in Gegenrichtung der Einbahnstraße besonders breit machen dürfen oder glauben, durch den Einkauf bei Alnatura die Welt und ihr Gewissen retten zu können. Diese armen Irren glauben eben auch, durch die Verspargelung der Landschaft den Meeresspiegel zu senken. Nur kriegen sie auf ihrem schicken Balkon eben nicht mit, wie draußen auf dem Lande die Vogelschredder ihre hochsubventionierte Arbeit verichten und Deutschland sukzessive in ein flächendeckendes Industriegebiet verwandeln.
 
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