Partner
No Sex in the City
Kolumne von Ana Marija Milkovic
Bikinihaus
Wäre meine Mutter die Tage besser zu Fuß, würde sie nach Dresden reisen und demonstrieren, lässt sie mich wissen. Meine Mutter ist keineswegs islamophob. Mitnichten. Sie ist vielmehr eine gestandene Ausländerin.
Meine Mutter ist sogar eine rote Socke. Damit nicht genug, sind in ihrem Weltbild die Amerikaner an der Destabilisierung des Nahen Ostens schuld.
Nun jedenfalls lernen wir die Islamisten kennen, so wie Arundhati Roy es vor 14 Jahren in der FAZ anlässlich 9/11 in ihrem Essay beschrieb: Wut ist der Schlüssel! Heute schießen uns Islamisten in Paris mitten ins Gesicht. Das ist widerlich. Zum gleichen Zeitpunkt während wir unsere Toten betrauern, unser Mitgefühl bei den Familien ist, töten unbemannte Drohnen Menschen in uns fremden Kulturkreisen. Diese Menschen tragen in unserer westlichen Hemisphäre kein Gesicht, das zu betrauern wäre. 500.000 Kinderleichen im Irak? Das sind die Kinder, die an Unterversorgung durch das Embargo gegen den Irak starben. Wir führen seit Jahren einen hygienischen, sauberen Krieg, indem wir vorrangig unsere moralischen Ansprüche über die der Anderen stellen. Wie sagte die amerikanische Außenministerin a.D. Madeleine Albright einst dazu? 500.000 tote Kinder sind angemessen!
Ich komme aus einem Land, das den Namen Jugoslawien trug. Ich weiß zu berichten, dass hinter einer Tragödie eine Tragödie steht. Die Dinge scheinen nicht so wie sie sind. Sie werden missbraucht, um Geld, Eigentum und Macht neu zu organisieren. Die einen glauben an Ethnien, die anderen an Religionen, nur noch wenige glauben an einen Gesellschaftsvertrag. Daran hat sich, angefangen mit Jean-Jacques Rousseaus verfassten Gesellschaftsvertrag aus dem Jahr 1762 bis zum heutigen Tag nichts geändert. Der Genfer Philosoph Rousseau glaubte durch Erziehung zu Gemeinschaftsgefühle zu sozialer Einordnung, durch die Bildung eines sozialen Gewissens in den Bürgern und die Fähigkeit sich in andere notleidende einzufühlen eine Gesellschaft in Form eines Vertrag als Grundlage des geordneten menschlichen Zusammenlebens zu sichern.
Wäre dem so, würden wir diesen altruistischen Ansprüchen gerecht, bestände Jugoslawien selbst in unserer Hemisphäre noch, stattdessen die Agenda 2010 zum Beispiel nicht, die vorrangig Staat und Reiche stärkte und unsere Gesellschaft angefangen vom unteren Rand bis zur Mitte deutlich in ihren Mitteln und ihrer Position schwächte. Wahrscheinlich gäbe es nicht einmal eine Pegida. Aber irgendetwas ist ja immer. Vor allem, wenn Grundsätzliches, auch Verständnis für unsere Gesellschaft, unsere Kultur und auch für die Not der Anderen fehlt.
So auch in Berlin. Sie denken dabei an das Bundeskanzleramt? Ich denke an den Westen der Stadt! Dort steht ein Bikinihaus, gleich neben der wunderbaren Kaiser-Wilhelm-Gedächniskirche von Egon Eiermann, an dem jedes Detail stimmt, zur Andacht anstimmt. Das Bikinihaus gefällt mir dagegen nicht, weil grundsätzliches Feingefühl und Verständnis für das ursprüngliche Gebäude aus den 50ern fehlt.
Aber irgendetwas ist ja immer, wenn der große Wurf fehlt.
Nun jedenfalls lernen wir die Islamisten kennen, so wie Arundhati Roy es vor 14 Jahren in der FAZ anlässlich 9/11 in ihrem Essay beschrieb: Wut ist der Schlüssel! Heute schießen uns Islamisten in Paris mitten ins Gesicht. Das ist widerlich. Zum gleichen Zeitpunkt während wir unsere Toten betrauern, unser Mitgefühl bei den Familien ist, töten unbemannte Drohnen Menschen in uns fremden Kulturkreisen. Diese Menschen tragen in unserer westlichen Hemisphäre kein Gesicht, das zu betrauern wäre. 500.000 Kinderleichen im Irak? Das sind die Kinder, die an Unterversorgung durch das Embargo gegen den Irak starben. Wir führen seit Jahren einen hygienischen, sauberen Krieg, indem wir vorrangig unsere moralischen Ansprüche über die der Anderen stellen. Wie sagte die amerikanische Außenministerin a.D. Madeleine Albright einst dazu? 500.000 tote Kinder sind angemessen!
Ich komme aus einem Land, das den Namen Jugoslawien trug. Ich weiß zu berichten, dass hinter einer Tragödie eine Tragödie steht. Die Dinge scheinen nicht so wie sie sind. Sie werden missbraucht, um Geld, Eigentum und Macht neu zu organisieren. Die einen glauben an Ethnien, die anderen an Religionen, nur noch wenige glauben an einen Gesellschaftsvertrag. Daran hat sich, angefangen mit Jean-Jacques Rousseaus verfassten Gesellschaftsvertrag aus dem Jahr 1762 bis zum heutigen Tag nichts geändert. Der Genfer Philosoph Rousseau glaubte durch Erziehung zu Gemeinschaftsgefühle zu sozialer Einordnung, durch die Bildung eines sozialen Gewissens in den Bürgern und die Fähigkeit sich in andere notleidende einzufühlen eine Gesellschaft in Form eines Vertrag als Grundlage des geordneten menschlichen Zusammenlebens zu sichern.
Wäre dem so, würden wir diesen altruistischen Ansprüchen gerecht, bestände Jugoslawien selbst in unserer Hemisphäre noch, stattdessen die Agenda 2010 zum Beispiel nicht, die vorrangig Staat und Reiche stärkte und unsere Gesellschaft angefangen vom unteren Rand bis zur Mitte deutlich in ihren Mitteln und ihrer Position schwächte. Wahrscheinlich gäbe es nicht einmal eine Pegida. Aber irgendetwas ist ja immer. Vor allem, wenn Grundsätzliches, auch Verständnis für unsere Gesellschaft, unsere Kultur und auch für die Not der Anderen fehlt.
So auch in Berlin. Sie denken dabei an das Bundeskanzleramt? Ich denke an den Westen der Stadt! Dort steht ein Bikinihaus, gleich neben der wunderbaren Kaiser-Wilhelm-Gedächniskirche von Egon Eiermann, an dem jedes Detail stimmt, zur Andacht anstimmt. Das Bikinihaus gefällt mir dagegen nicht, weil grundsätzliches Feingefühl und Verständnis für das ursprüngliche Gebäude aus den 50ern fehlt.
Aber irgendetwas ist ja immer, wenn der große Wurf fehlt.
8. Januar 2015
Ana Marija Milkovic
Leser-Kommentare
Schreiben Sie den ersten Kommentar.
Mehr Nachrichten aus dem Ressort No Sex in the City
Ana Marija Milkovics Kolumne
Wild at heart
Unsere Kolumnistin Ana Marija Milkovic schreibt über Cindy Crawfords Lebensratgeber und darüber, was diese mit der Messe Design Annual zu tun haben, auf der sie Julian Smiths Handynummer bekam – sich aber nie bei ihm meldete.
Text: Ana Marija Milkovic / Foto: Harald Schröder
Ana Marija Milkovics Kolumne
What else?
Unsere Kolumnistin Ana Marija Milkovic trinkt gerne Kapselkaffee von Nespresso. Dabei, glaubt sie, wähnt sie sich in guter Gesellschaft. Doch der Gedanke an das Müllaufkommen und die Privatisierung von Wasser mindern ihren Genuss.
Text: Ana Marija Milkovic / Foto: Harald Schröder
Ana Marija Milkovics Kolumne
Von Testa zu Omer Klein Trio
Unsere Kolumnistin Ana Marija Milkovic kauft gerne CDs im Laden – weil sie so oft auf neue Künstler aufmerksam wird. Warum ihr ihre neuen Entdeckungen Gianmaria Testa und das Omer Klein Trio besonders gut gefallen, beschreibt sie in ihrer Kolumne.
Text: Ana Marija Milkovic / Foto: Harald Schröder
Ana Marija Milkovics Kolumne
Ein Nachruf
Am gestrigen Dienstag ist der Modeschöpfer Karl Lagerfeld gestorben. Unsere Kolumnistin Ana Marija Milkovic betrauert seinen Tod - und erinnert daran, dass Lagerfeld nicht nur wegen seiner Mode bekannt war, sondern auch wegen politischer Statements.
Text: Ana Marija Milkovic / Foto: Harald Schröder
ANA MARIJA MILKOVICS KOLUMNE
Makis Milki Way
Unsere Kolumnistin Ana Marija Milkovic hat große Ziel für 2019: Auf ihrem neu gestarteten Instagram-Profil möchte sie innerhalb eines Jahres eine Million Follower erreichen. Wie sie das schaffen möchte, schreibt sie in ihrer Kolumne.
Text: Ana Marija Milkovic / Foto: © Harald Schröder
No Sex in the City
Ana Marija Milkovic hat als Architektin klare Ansichten über das Antlitz Frankfurts. Hier schreibt sie regelmäßig darüber.