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Kinder- und Jugendhilfe Frankfurt
„Ich habe das Gefühl, die Jugend im Stich lassen zu müssen“
In einem Appell an die Stadtverordnetenversammlung und den Magistrat der Stadt Frankfurt fordert der Jugendhilfeausschuss dauerhaft 26 Millionen Euro mehr, um die Kinder- und Jugendhilfe künftig erhalten zu können.
26 Millionen Euro mehr und zwar dauerhaft – das fordert der Jugendhilfeausschuss (JHA) in seinem „Appell zur Zukunft der Kinder- und Jugendhilfe“ von der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung und dem Magistrat. Dabei geht es den Trägern der Kinder- und Jugendarbeit nicht etwa um einen Ausbau – wie er im Koalitionsvertrag geschrieben steht –, sondern um den Erhalt des Status quo oder besser gesagt dessen, „was vorhanden sein sollte“, erklärt Miriam Walter, Vorsitzende der AG §78 Kinder- und Jugendarbeit, am Dienstag im Frankfurter Jugendring.
Die Zuschüsse seien seit Jahren – genauer genommen seit 2016 – nicht mehr erhöht worden, was zu einem indirekten Stellenabbau geführt hätte. Eine einmalige Sonderzahlung als Inflationsausgleich habe es im vergangenen Jahr zwar gegeben, doch diese decke die Tarifsteigerungen nicht ab. Im Gegenteil müssten Einrichtungen aufgrund der Tariferhöhungen 2024 entweder schließen oder massiv Personal einsparen, dabei habe man die eigentlich vorgesehenen zwei Stellen pro Einrichtung schon lange nicht mehr. Genau an diesem Punkt setzt die Rechnung des Jugendhilfeausschusses an und ergänzt die benötigten Personalkosten noch um die durchschnittlichen Miet- und Nebenkosten für die jeweiligen Einrichtungen.
Rammé: Jugendhilfeausschuss als „Lobby“ für Kinder und Jugendliche
Insbesondere angesichts der Mehreinnahme durch die Gewerbesteuer herrscht bei JHA-Mitglied Rebekka Rammé „sehr viel Unverständnis“ darüber, „warum das Geld nicht da sein soll“. Sie verstehe sich künftig als Lobbyistin für Kinder und Jugendliche in Frankfurt, denn wer die „stärkste Lobby“ habe, bekäme für gewöhnlich auch das „meiste Geld“.
Einer dieser Jugendlichen in Frankfurt ist der neue Stadtschulsprecher Luka Ivanović, der sein Amt im November als Nachfolger von Laurenz Aller angetreten hat. Momentan sei ein unfassbar schlechter Zeitpunkt für Kürzungen oder Minderung, sagt er. Corona habe sowohl für soziale als auch für mentale Probleme bei vielen Kindern und Jugendlichen gesorgt, da sie in dieser Zeit keine Anlaufstelle und keinen Schutzraum hatten. Zudem fielen die schulischen Leistungen derzeit stark ab, von der versprochenen Chancengleichheit sei nicht viel zu sehen: „Die Jugend fühlt sich im Stich gelassen.“
Ivanović: „Die Jugend fühlt sich im Stich gelassen“
Schon vor Corona hätte immer weniger Geld zur Verfügung gestanden, berichtet auch Christoph Wilkens als Vertreter der Unabhängigen Träger und Initiativgruppen (UnIg), aber die Pandemie habe noch „einen oben drauf gesetzt“. In dieser Zeit hätten viele der Kinder im Alter von neun bis zehn Jahren, mit denen er arbeitet, „soziales Lernen verpasst“. An Ivanović gerichtet ergänzt Wilkens: „Ich habe das Gefühl, die Jugend im Stich lassen zu müssen“.
Die Zuschüsse seien seit Jahren – genauer genommen seit 2016 – nicht mehr erhöht worden, was zu einem indirekten Stellenabbau geführt hätte. Eine einmalige Sonderzahlung als Inflationsausgleich habe es im vergangenen Jahr zwar gegeben, doch diese decke die Tarifsteigerungen nicht ab. Im Gegenteil müssten Einrichtungen aufgrund der Tariferhöhungen 2024 entweder schließen oder massiv Personal einsparen, dabei habe man die eigentlich vorgesehenen zwei Stellen pro Einrichtung schon lange nicht mehr. Genau an diesem Punkt setzt die Rechnung des Jugendhilfeausschusses an und ergänzt die benötigten Personalkosten noch um die durchschnittlichen Miet- und Nebenkosten für die jeweiligen Einrichtungen.
Insbesondere angesichts der Mehreinnahme durch die Gewerbesteuer herrscht bei JHA-Mitglied Rebekka Rammé „sehr viel Unverständnis“ darüber, „warum das Geld nicht da sein soll“. Sie verstehe sich künftig als Lobbyistin für Kinder und Jugendliche in Frankfurt, denn wer die „stärkste Lobby“ habe, bekäme für gewöhnlich auch das „meiste Geld“.
Einer dieser Jugendlichen in Frankfurt ist der neue Stadtschulsprecher Luka Ivanović, der sein Amt im November als Nachfolger von Laurenz Aller angetreten hat. Momentan sei ein unfassbar schlechter Zeitpunkt für Kürzungen oder Minderung, sagt er. Corona habe sowohl für soziale als auch für mentale Probleme bei vielen Kindern und Jugendlichen gesorgt, da sie in dieser Zeit keine Anlaufstelle und keinen Schutzraum hatten. Zudem fielen die schulischen Leistungen derzeit stark ab, von der versprochenen Chancengleichheit sei nicht viel zu sehen: „Die Jugend fühlt sich im Stich gelassen.“
Schon vor Corona hätte immer weniger Geld zur Verfügung gestanden, berichtet auch Christoph Wilkens als Vertreter der Unabhängigen Träger und Initiativgruppen (UnIg), aber die Pandemie habe noch „einen oben drauf gesetzt“. In dieser Zeit hätten viele der Kinder im Alter von neun bis zehn Jahren, mit denen er arbeitet, „soziales Lernen verpasst“. An Ivanović gerichtet ergänzt Wilkens: „Ich habe das Gefühl, die Jugend im Stich lassen zu müssen“.
8. Februar 2024, 16.15 Uhr
Sina Claßen
Sina Claßen
Studium der Publizistik und des Öffentlichen Rechts an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit Oktober 2023 beim Journal Frankfurt. Mehr von Sina
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