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Mehrere Gesellschaften - ein Ziel

Die neuen Wege der Werkstatt Frankfurt

Langzeitarbeitslose wieder zu beschäftigen oder auf den Arbeitsmarkt zu bringen, das war 30 Jahre lang die Aufgabe der Werkstatt Frankfurt. Doch weil die finanziellen Mittel gekürzt wurden, hat sich die Gesellschaft leicht zersplittert.
Es soll ja Leute geben, die wissen nicht, was die Werkstatt Frankfurt ist. Und das, obwohl die Beschäftigungsgesellschaft seit 30 Jahren aktiv ist und sich auf die Fahnen geschrieben hat, Langzeitarbeitslosen mit dem „Frankfurter Weg“ eine Perspektive zu geben, sie in den Arbeitsalltag einzugliedern, sie auszubilden und ihnen eine respektable Beschäftigung zu geben. Doch all das ist kostenintensiv. „In den letzten Jahren hat sich der Bund bei der Arbeitsmarktförderung zurückgezogen. Immer weniger Eingliederungsmittel bereitgestellt“, sagt Sozialdezernentin Daniela Birkenfeld (CDU). In zweistelliger Millionenhöhe habe es Einsparungen gegeben, was dazu geführt habe, dass sich die Werkstatt Frankfurt neu aufstellen musste, um nicht Insolvenz zu beantragen wie es bei ähnlichen Institutionen anderer Städte der Fall gewesen sei. Dieser Neuorganisation zum Opfer gefallen ist definitiv die Taschenmanufaktur Affentor, bei der insbesondere arbeitslose Frauen ohne anerkannte Ausbildung eine Schneiderlehre absolvieren konnten und etwa für Designer Kleidung fertigten und aus Vintagestoffen Taschen nähten. In dieser Form gibt es Affentor nicht mehr. Zu der Neuorganisation der Werkstatt Frankfurt gehört auch die Aufteilung der Geschäftsbereiche in mehrere Gesellschaften, dafür sind aber auch Stellen weggefallen.

Saubere Sache
So gibt es etwa die Servicegesellschaft für Frankfurt und Grüngürtel GmbH, kurz SFG: Klingt sperrig, aber zu ihr gehören Dienste, die jedem Frankfurter etwas sagen sollten. So kennt doch fast jeder die rund 100 ffmtipptoppp-Mitarbeiter, die mit grellgelben Westen und Greifzange bestückt in den Stadtteilen für Ordnung sorgen, verstreuten Müll aufklauben und wilde Plakatierungen und Aufkleber entfernen. Einen ähnlichen Service gibt es für den Grüngürtel. Dort ist das Highlight das Tower Café am Alten Flugplatz Bonames, ein beliebter Frankfurter Ausbildungsort,wo Arbeitslose in der Gastronomie ausgebildet werden. Wenn SFG-Geschäftsführer Henning Wolpers über die Arbeit seiner Gesellschaft spricht, schwingt Stolz mit: 8000 Sperrmüllmeldungen haben seine ffmtipptopp-Mitarbeiter im vergangenen Jahr gemacht, 1500 Sack Kleinmüll gesammelt, 2000 Einkaufswagen zurückgebracht, 700 Schrottfahrräder aufgesammelt und im Tower Café habe man 2014 insgesamt 100 000 Besucher begrüßen dürfen. „Im Falle einer Insolvenz der Werkstatt Frankfurt wäre das gesamte Portfolio weggebrochen“, sagt Wolpers, der mit seinem Team wegen der Umstrukturierung ein anstrengendes Jahr gehabt habe und glaubt, ab März wieder auf dem alten Niveau arbeiten zu können. „Unser Ideal ist es, die Leute wieder dem ersten Arbeitsmarkt zu vermitteln, aber das ist ein hartes Brot. Hier lernen die Mitarbeiter wieder Routine, Arbeitsabläufe und ein Regelmaß zu haben.“ Durchschnittlich seien die Langzeitarbeitslosen zwischen 45 und 50 Jahren alt.

Wo Trennung nicht weh tut
Eine weitere neue Gesellschaft ist die GWR – gemeinnützige Gesellschaft für Wiederverwendung und Recycling in der Lärchenstraße. Auch hier werden Menschen ausgebildet, aber es wird auch ein Beitrag zum Umweltschutz geleistet, weil sich die Gesellschaft unter anderem im Auftrag der FES auch um das Recycling von Elektrogeräten kümmert, die sonst auf dem Müll landen. Die Geräte werden in zwei Werkstätten – eine für Waschmaschinen und Trockner, eine andere für Unterhaltungselektronik – auseinandergenommen, die Materialien werden sortiert, wenn möglich, werden auch Geräte wieder repariert und dann im Secondhand-Warenhaus Neufundland in der Lärchenstraße verkauft. „Mit einem Jahr Garantie“, sagt GWR-Geschäftsführer Norbert Mann. Am 9. Februar wird übrigens auf der Mainzer Landstraße ein zweites Neufundland eröffnet. Der erste Laden begrüßt monatlich 1500 Kunden und verkauft 10 000 Artikel - vom Bett bis zum Sessel - im Jahr.

Davon kann man sich etwas kaufen
5 700 000 Euro im Jahr setzen übrigens die drei Smart-Märkte der Gesellschaft Smart Work um. Rund 500 000 Kunden in Sindlingen, Eckenheim und Bonames freuen sich, dass es dank des Werkstatt Frankfurt-Ablegers eine Nahversorgung in ihrem Stadtteil gibt. „Wir führen unter Echtbedingungen berufliche Qualifizierungen durch“, sagt der Geschäftsführer Volker Tollkühn. Seine Gesellschaft betreue auch zehn Jugendeinrichtungen als Facility Manager und organisiere teilweise dafür die Lebensmittel.

Davon losgelöst organisiert neuerdings die FRAP Agentur, die gemeinnützige Gesellschaft für das Frankfurter Arbeitsmarktprogramm, im Auftrag des Magistrats die Betreuung von Arbeitslosen, die mehr als 25 Jahre alt sind. Die Agentur ist beratend tätig und vermittelt Projekte zur beruflichen Integration. FRAP-Geschäftsführer Conrad Skerutsch rechnet mit 1500 Erstkontakten, die während des ersten Jahres in der Beratungstelle in der Mainzer Landstraße 405 um Unterstützung nach einer Langzeitarbeitslosigkeit bitten werden.
 
Fotogalerie:
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4. Februar 2015, 10.31 Uhr
Nicole Brevoord
 
Nicole Brevoord
Jahrgang 1974, Publizistin, seit 2005 beim JOURNAL FRANKFURT als Redakteurin u.a. für Politik, Stadtentwicklung, Flughafen, Kultur, Leute und Shopping zuständig – Mehr von Nicole Brevoord >>
 
 
 
 
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