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Kulturmeile in Frankfurt
Die Zukunft der Städtischen Bühnen: Rückblick und Ausblick
In der Frage um den Standort der Städtischen Bühnen ist die Kulturmeile die wahrscheinlichste Option. Auch das English Theatre würde dazugehören. Der Streit um dessen Spielstätte wurde beigelegt. Wie kam es dazu?
Zwischen der Alten und der neuen Oper könnte sie verlaufen: vom Opernplatz über die Neue Mainzer Straße mit dem geplanten neuen Schauspielhaus, dem MMK2, entlang am English Theatre und weiter zum Opernneubau, bis zur Komödie und zum Jüdischen Museum – die Kulturmeile. Analog zum Museumsufer könnte sie ein breites Kulturangebot an einer breiten Flaniermeile versammeln und den Ruf Frankfurts als eine Kulturstadt mitgestalten. Einige Entscheidungen sind dafür nun gefallen, einige stehen noch aus.
Mit dem Beschluss der Stadtverordnetenversammlung vom 14. Dezember soll die Oper am Willy-Brandt-Platz neu gebaut werden und ihn als zentralen Kulturort in der Innenstadt sichern. Das Schauspiel wiederum könnte auf ein Grundstück an der Neuen Mainzer Straße umziehen, über das zwischen der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba), der Sparkasse und der Stadt Frankfurt verhandelt wird. Sollte dieser Umzug tatsächlich folgen, würde die Kulturmeile Gestalt annehmen – dabei galt sie zwischenzeitlich schon als abgeschrieben.
Getrennte Wege – ein Rückblick
Dass die Doppelanlage von Oper und Schauspiel am Willy-Brandt-Platz mindestens sanierungsbedürftig ist, steht spätestens seit 2017 fest. In diesem Jahr attestierte eine Machbarkeitsstudie, welche die Stadt Frankfurt in Auftrag gegeben hatte, dem Gebäude deutliche Abnutzungsmängel in fast allen Bereichen. So wurde 2018 die Stabsstelle „Zukunft der Städtischen Bühnen“ gegründet. Sie sollte prüfen, ob eine Sanierung des Gebäudes möglich oder ein Neubau nötig ist. Zwei mögliche Neubau-Varianten kamen dabei zum ersten Mal ins Spiel: eine neue Doppelanlage am Willy-Brandt-Platz oder der Neubau zweier getrennter Gebäude. Wo genau diese anzusiedeln wären, wurde allerdings noch nicht geklärt.
Im Januar 2020 fiel eine erste Entscheidung: Die alte Theaterdoppelanlage sollte abgerissen werden – zu marode sei das Gebäude geworden, zu viel Geld würde eine Sanierung kosten, zu wenig Perspektive für die Zukunft biete das noch. Mit diesem Entschluss zum Neubau rückten Fragen nach dem Standort und der Form der Neubauten in das Zentrum der Debatten. Während etwa die CDU mit ihrem damaligen kulturpolitischen Sprecher Thomas Dürbeck für eine neue Doppelanlage im Frankfurter Ostend argumentierte, sprachen sich Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD) und ihre Partei wiederum für zwei getrennte Neubauten in der Innenstadt aus. Auch daraus ergaben sich verschiedene Optionen.
Die Zukunft der Städtischen Bühnen: Der Weg zur Kulturmeile
Die „Spiegelvariante“ sah einen getrennten Neubau von Oper und Schauspiel am Willy-Brandt-Platz vor. Statt in einer Doppelanlage zu verschmelzen, würden beide Gebäude dort einander gegenüberstehen und sich „spiegeln“. Die „Kulturmeile“ wiederum beabsichtige, beide Standorte noch weiter zu entzerren und in eine Achse zwischen der Alten Oper und dem Jüdischen Museum zu überführen. Eine Expertenkommission prüfte beide Varianten. Im Februar 2023 sprach sie sich für die Spiegelvariante aus.
Vor allem logistische Erwägungen gaben dafür den Anstoß. Für einen Neubau beider Gebäude auf dem Willy-Brandt-Platz wären keine anderen Baugrundstücke notwendig. Schneller könne also mit dem Bau begonnen werden und dieser koste weniger. Schon im Sommer wendete sich jedoch das Blatt. In einem „Memorandum of Understanding“ stellten Helaba und Sparkasse der Stadt ein Grundstück an der Neuen Mainzer Straße in Aussicht. Teil des Beschlusses der Stadtverordnetenversammlung im Dezember war, dass es zum Neubau des Schauspiels an diesem Standort weitere Verhandlungen geben soll.
Die nächsten Schritte bei den Städtischen Bühnen Frankfurt
Ein Pachtvertrag zwischen Helaba, Sparkasse und Stadt sähe eine Pacht für das rund 5500 Quadratmeter große Grundstück über 199 Jahre vor. Nach den Entscheidungen um den Standort und die Neubau-Varianten stellen sich Fragen zum Denkmalschutz und der genauen Gestaltung der beiden Neubauten. Obwohl die Doppelanlage sicher abgerissen werden soll, stehen Teile des Wolkenfoyers unter Denkmalschutz.
Die derzeitige Theaterdoppelanlage wurde 1963 im Geist eines demokratischen Neuanfangs eröffnet. Seine breite Glasfassade sollte dem Gebäude einen Transparenzgedanken eingeschrieben und das gemeinsame Wolkenfoyer sollte Begegnungsmöglichkeiten zwischen den Kunstsparten und Besuchern schaffen. Kulturdezernentin Hartwig möchte diese Grundgedanken in die Neubauten übernehmen: „Wir planen die Neubauten von Oper und Schauspiel als ganztägig zugängliche Gebäude, die sich in den Stadtraum hinein öffnen.“ So sollen erweiterte Grün- und Freiflächen um die Neubauten herum entstehen und Begegnungsräume schon vor den beiden Häusern schaffen. Die Wolkenskulpturen wiederum sollen „auch zukünftig Symbol der neuen Bühnen sein“, sagt Hartwig. Vorschläge, wie genau sie in die Neubauten übernommen werden, soll ein Architekturwettbewerb für beide Häuser liefern.
Während sich damit die Pläne für die Kulturmeile konkretisieren, hat gegenüber an der Gallusanlage das English Theatre seinen Platz behaupten können. Nach Jahren der Auseinandersetzung, einer Unterschriftensammlung und ignorierten Räumungsklage sowie neuen Verhandlungen steht inzwischen fest: Das Theater kann im Keller des Gallileo-Hochhauses bleiben – eine Rettung in letzter Minute, wie Intendant Daniel Nicolai es ausdrückt.
ETF: Ein langer Überlebenskampf
Von „unterschiedlichen Rechtspositionen“ und einem „multifokalen Konflikt“ hätten die beteiligten Juristen gesprochen, sagt Nicolai. Am Ende waren die Commerzbank, der Singapurer Immobilienfonds CapitaLand, die Europäische Zentralbank (EZB), das English Theatre selbst und die Stadt Frankfurt an den Diskussionen und Verhandlungen beteiligt. Nur eine Frage stand im Zentrum: Kann das English Theatre seine Spielstätte behalten?
Als das Theater 1999 den Keller des Gallileo-Hochauses bezog, sicherte eine Vertragsklausel zwischen der Gebäudeeigentümerin Dresdner Bank sowie der Stadt die öffentliche Nutzung des Kellers. Nach der Auflösung der Dresdner Bank übernahm dann die Commerzbank das Gebäude, verkaufte es jedoch an den Immobilienfonds CapitaLand weiter. Damit war die Commerzbank ab 2018 nur noch Mieter, das English Theatre wurde zum Untermieter. Als CapitaLand das Hochhaus vollständig geräumt zur Übergabe verlangte, nahm das Drama seinen Lauf. Denn die Kellernutzung war in der Vertragsklausel vereinbart worden. Allerdings war diese nicht im Grundbuch eingetragen worden. „Unterschiedliche Rechtsauffassungen“ leiteten sich daraus ab.
Seine letzte Eskalationsstufe erreichte der Konflikt dann im Juni des vergangenen Jahres. Nach dem Ablaufen des Untermietvertrags reichte die Commerzbank eine Räumungsklage gegen das English Theatre ein. Doch das Theater hielt die Spielstätte besetzt. So verhärteten sich die Fronten. Und erst mit dem Hinzu kommen der Europäischen Zentralbank glätteten sich die Wogen: Für eigene Büros wollte die EZB das Gallileo-Hochhaus mieten und setzte sich dabei auch für das English Theatre ein. Weitere Verhandlungen zwischen dem Theater, der Commerzbank, CapitaLand und der Stadt wurden aufgenommen. Im Januar 2024 wurde verkündet: Die Stadt werde zukünftig den Keller mieten und das Theater dort erhalten. Ausziehen muss das ETF nun aber trotzdem. Denn bis Ende 2025 wird das Gallileo-Hochhaus samt Keller saniert.
Vorerst keine Sorgen um das English Theatre Frankfurt
Nach einem langen Überlebenskampf gebe es nun wieder eine Perspektive, trotzdem sei es bitter-süß gewesen, sagt Daniel Nicolai. Denn das diesjährige Musical „Something Rotten!“ musste für den schnellen Auszug abgesetzt werden. Die Musical-Darsteller seien aber ausbezahlt worden. Während der Sanierungszeit wird sich das English Theatre das Zoogesellschaftshaus (ehemaliges Fritz-Rémond-Theater) mit dem geplanten Kinder- und Jugendtheater teilen und als Interimsspielstätte nutzen. Mitte April soll dort bereits die Premiere des Stücks „Sylvia“ stattfinden.
Zwei weitere Premieren sind noch für das Zoogesellschaftshaus geplant, bevor das English Theatre in den Keller des Gallileo-Hochhauses zurückziehen kann. Der Mietvertrag zwischen der Stadt Frankfurt und CapitaLand läuft zunächst über fünf Jahre, mit einer Option auf weitere fünf Jahre. Doch über die Zeit danach macht Daniel Nicolai sich vorerst keine Sorgen. Stadt und Stadtgesellschaft hätten gezeigt, dass man das English Theatre erhalten will. Und das Theater selbst habe gezeigt, dass man sich so schnell nicht vertreiben lässt.
Wie genau die Kulturmeile den Spielbetrieb verändern wird, könne er derzeit aber noch nicht sagen. Nicolai sieht jedoch vorerst größere Möglichkeiten durch den Einzug der EZB in das Gebäude. Hier arbeite ein internationales Publikum, das dem Theater sehr gewogen sei. So denke man zum Beispiel über ein „Lunch Theatre“ für Mittagspausen nach.
Frankfurt: Museumsufer und Kulturmeile
Wann genau mit dem Bau eines neuen Schauspielhauses begonnen werden kann, steht noch nicht fest. Erst wenn ein Grundstück gesichert ist, kann der Architekturwettbewerb beginnen. In jedem Fall werden auch Interimsspielstätten für das Schauspiel nötig. Nach seiner Fertigstellung soll es dann seinerseits der Oper als Interimsspielstätte dienen. In jedem Fall werden die Kosten bis zu 1,3 Milliarden Euro betragen. So könnte die Kulturmeile zum möglicherweise aufwendigsten Kultur- und städtebaulichen Projekt in Deutschland werden.
Dass sich das lohnen kann, zeigt das Museumsufer. Überregional verleiht es Frankfurt Strahlkraft und steht neben der Museumsinsel in Berlin oder dem Kunstareal in München als städtischer Kulturort. 1,2 Millionen Besucher zählte vergangenes Jahr allein das Museumsuferfest und die Museumsufercard schafft ein gemeinsames Publikum für die Museen. Sollte sie tatsächlich realisiert werden, könnte die Kulturmeile dazu ein Pendant bieten. Als Dialogpartnerin des Museumsufers könnte mit ihr ein gleichberechtigter Kulturort in der Innenstadt entstehen.
Mit dem Beschluss der Stadtverordnetenversammlung vom 14. Dezember soll die Oper am Willy-Brandt-Platz neu gebaut werden und ihn als zentralen Kulturort in der Innenstadt sichern. Das Schauspiel wiederum könnte auf ein Grundstück an der Neuen Mainzer Straße umziehen, über das zwischen der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba), der Sparkasse und der Stadt Frankfurt verhandelt wird. Sollte dieser Umzug tatsächlich folgen, würde die Kulturmeile Gestalt annehmen – dabei galt sie zwischenzeitlich schon als abgeschrieben.
Dass die Doppelanlage von Oper und Schauspiel am Willy-Brandt-Platz mindestens sanierungsbedürftig ist, steht spätestens seit 2017 fest. In diesem Jahr attestierte eine Machbarkeitsstudie, welche die Stadt Frankfurt in Auftrag gegeben hatte, dem Gebäude deutliche Abnutzungsmängel in fast allen Bereichen. So wurde 2018 die Stabsstelle „Zukunft der Städtischen Bühnen“ gegründet. Sie sollte prüfen, ob eine Sanierung des Gebäudes möglich oder ein Neubau nötig ist. Zwei mögliche Neubau-Varianten kamen dabei zum ersten Mal ins Spiel: eine neue Doppelanlage am Willy-Brandt-Platz oder der Neubau zweier getrennter Gebäude. Wo genau diese anzusiedeln wären, wurde allerdings noch nicht geklärt.
Im Januar 2020 fiel eine erste Entscheidung: Die alte Theaterdoppelanlage sollte abgerissen werden – zu marode sei das Gebäude geworden, zu viel Geld würde eine Sanierung kosten, zu wenig Perspektive für die Zukunft biete das noch. Mit diesem Entschluss zum Neubau rückten Fragen nach dem Standort und der Form der Neubauten in das Zentrum der Debatten. Während etwa die CDU mit ihrem damaligen kulturpolitischen Sprecher Thomas Dürbeck für eine neue Doppelanlage im Frankfurter Ostend argumentierte, sprachen sich Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD) und ihre Partei wiederum für zwei getrennte Neubauten in der Innenstadt aus. Auch daraus ergaben sich verschiedene Optionen.
Die „Spiegelvariante“ sah einen getrennten Neubau von Oper und Schauspiel am Willy-Brandt-Platz vor. Statt in einer Doppelanlage zu verschmelzen, würden beide Gebäude dort einander gegenüberstehen und sich „spiegeln“. Die „Kulturmeile“ wiederum beabsichtige, beide Standorte noch weiter zu entzerren und in eine Achse zwischen der Alten Oper und dem Jüdischen Museum zu überführen. Eine Expertenkommission prüfte beide Varianten. Im Februar 2023 sprach sie sich für die Spiegelvariante aus.
Vor allem logistische Erwägungen gaben dafür den Anstoß. Für einen Neubau beider Gebäude auf dem Willy-Brandt-Platz wären keine anderen Baugrundstücke notwendig. Schneller könne also mit dem Bau begonnen werden und dieser koste weniger. Schon im Sommer wendete sich jedoch das Blatt. In einem „Memorandum of Understanding“ stellten Helaba und Sparkasse der Stadt ein Grundstück an der Neuen Mainzer Straße in Aussicht. Teil des Beschlusses der Stadtverordnetenversammlung im Dezember war, dass es zum Neubau des Schauspiels an diesem Standort weitere Verhandlungen geben soll.
Ein Pachtvertrag zwischen Helaba, Sparkasse und Stadt sähe eine Pacht für das rund 5500 Quadratmeter große Grundstück über 199 Jahre vor. Nach den Entscheidungen um den Standort und die Neubau-Varianten stellen sich Fragen zum Denkmalschutz und der genauen Gestaltung der beiden Neubauten. Obwohl die Doppelanlage sicher abgerissen werden soll, stehen Teile des Wolkenfoyers unter Denkmalschutz.
Die derzeitige Theaterdoppelanlage wurde 1963 im Geist eines demokratischen Neuanfangs eröffnet. Seine breite Glasfassade sollte dem Gebäude einen Transparenzgedanken eingeschrieben und das gemeinsame Wolkenfoyer sollte Begegnungsmöglichkeiten zwischen den Kunstsparten und Besuchern schaffen. Kulturdezernentin Hartwig möchte diese Grundgedanken in die Neubauten übernehmen: „Wir planen die Neubauten von Oper und Schauspiel als ganztägig zugängliche Gebäude, die sich in den Stadtraum hinein öffnen.“ So sollen erweiterte Grün- und Freiflächen um die Neubauten herum entstehen und Begegnungsräume schon vor den beiden Häusern schaffen. Die Wolkenskulpturen wiederum sollen „auch zukünftig Symbol der neuen Bühnen sein“, sagt Hartwig. Vorschläge, wie genau sie in die Neubauten übernommen werden, soll ein Architekturwettbewerb für beide Häuser liefern.
Während sich damit die Pläne für die Kulturmeile konkretisieren, hat gegenüber an der Gallusanlage das English Theatre seinen Platz behaupten können. Nach Jahren der Auseinandersetzung, einer Unterschriftensammlung und ignorierten Räumungsklage sowie neuen Verhandlungen steht inzwischen fest: Das Theater kann im Keller des Gallileo-Hochhauses bleiben – eine Rettung in letzter Minute, wie Intendant Daniel Nicolai es ausdrückt.
Von „unterschiedlichen Rechtspositionen“ und einem „multifokalen Konflikt“ hätten die beteiligten Juristen gesprochen, sagt Nicolai. Am Ende waren die Commerzbank, der Singapurer Immobilienfonds CapitaLand, die Europäische Zentralbank (EZB), das English Theatre selbst und die Stadt Frankfurt an den Diskussionen und Verhandlungen beteiligt. Nur eine Frage stand im Zentrum: Kann das English Theatre seine Spielstätte behalten?
Als das Theater 1999 den Keller des Gallileo-Hochauses bezog, sicherte eine Vertragsklausel zwischen der Gebäudeeigentümerin Dresdner Bank sowie der Stadt die öffentliche Nutzung des Kellers. Nach der Auflösung der Dresdner Bank übernahm dann die Commerzbank das Gebäude, verkaufte es jedoch an den Immobilienfonds CapitaLand weiter. Damit war die Commerzbank ab 2018 nur noch Mieter, das English Theatre wurde zum Untermieter. Als CapitaLand das Hochhaus vollständig geräumt zur Übergabe verlangte, nahm das Drama seinen Lauf. Denn die Kellernutzung war in der Vertragsklausel vereinbart worden. Allerdings war diese nicht im Grundbuch eingetragen worden. „Unterschiedliche Rechtsauffassungen“ leiteten sich daraus ab.
Seine letzte Eskalationsstufe erreichte der Konflikt dann im Juni des vergangenen Jahres. Nach dem Ablaufen des Untermietvertrags reichte die Commerzbank eine Räumungsklage gegen das English Theatre ein. Doch das Theater hielt die Spielstätte besetzt. So verhärteten sich die Fronten. Und erst mit dem Hinzu kommen der Europäischen Zentralbank glätteten sich die Wogen: Für eigene Büros wollte die EZB das Gallileo-Hochhaus mieten und setzte sich dabei auch für das English Theatre ein. Weitere Verhandlungen zwischen dem Theater, der Commerzbank, CapitaLand und der Stadt wurden aufgenommen. Im Januar 2024 wurde verkündet: Die Stadt werde zukünftig den Keller mieten und das Theater dort erhalten. Ausziehen muss das ETF nun aber trotzdem. Denn bis Ende 2025 wird das Gallileo-Hochhaus samt Keller saniert.
Nach einem langen Überlebenskampf gebe es nun wieder eine Perspektive, trotzdem sei es bitter-süß gewesen, sagt Daniel Nicolai. Denn das diesjährige Musical „Something Rotten!“ musste für den schnellen Auszug abgesetzt werden. Die Musical-Darsteller seien aber ausbezahlt worden. Während der Sanierungszeit wird sich das English Theatre das Zoogesellschaftshaus (ehemaliges Fritz-Rémond-Theater) mit dem geplanten Kinder- und Jugendtheater teilen und als Interimsspielstätte nutzen. Mitte April soll dort bereits die Premiere des Stücks „Sylvia“ stattfinden.
Zwei weitere Premieren sind noch für das Zoogesellschaftshaus geplant, bevor das English Theatre in den Keller des Gallileo-Hochhauses zurückziehen kann. Der Mietvertrag zwischen der Stadt Frankfurt und CapitaLand läuft zunächst über fünf Jahre, mit einer Option auf weitere fünf Jahre. Doch über die Zeit danach macht Daniel Nicolai sich vorerst keine Sorgen. Stadt und Stadtgesellschaft hätten gezeigt, dass man das English Theatre erhalten will. Und das Theater selbst habe gezeigt, dass man sich so schnell nicht vertreiben lässt.
Wie genau die Kulturmeile den Spielbetrieb verändern wird, könne er derzeit aber noch nicht sagen. Nicolai sieht jedoch vorerst größere Möglichkeiten durch den Einzug der EZB in das Gebäude. Hier arbeite ein internationales Publikum, das dem Theater sehr gewogen sei. So denke man zum Beispiel über ein „Lunch Theatre“ für Mittagspausen nach.
Wann genau mit dem Bau eines neuen Schauspielhauses begonnen werden kann, steht noch nicht fest. Erst wenn ein Grundstück gesichert ist, kann der Architekturwettbewerb beginnen. In jedem Fall werden auch Interimsspielstätten für das Schauspiel nötig. Nach seiner Fertigstellung soll es dann seinerseits der Oper als Interimsspielstätte dienen. In jedem Fall werden die Kosten bis zu 1,3 Milliarden Euro betragen. So könnte die Kulturmeile zum möglicherweise aufwendigsten Kultur- und städtebaulichen Projekt in Deutschland werden.
Dass sich das lohnen kann, zeigt das Museumsufer. Überregional verleiht es Frankfurt Strahlkraft und steht neben der Museumsinsel in Berlin oder dem Kunstareal in München als städtischer Kulturort. 1,2 Millionen Besucher zählte vergangenes Jahr allein das Museumsuferfest und die Museumsufercard schafft ein gemeinsames Publikum für die Museen. Sollte sie tatsächlich realisiert werden, könnte die Kulturmeile dazu ein Pendant bieten. Als Dialogpartnerin des Museumsufers könnte mit ihr ein gleichberechtigter Kulturort in der Innenstadt entstehen.
27. Februar 2024, 10.18 Uhr
Julian Mackenthun
Julian Mackenthun
Julian Mackenthun, geboren 1993, studierte Englisch und Geschichte an der Goethe-Universität. Seit 2020 leitet er das Theater-Ressort des Journal Frankfurt. Mehr von Julian
Mackenthun >>
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