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Zukunft im Berger Kino
Besetzer-Kollektiv verärgert über Nutzungskonzept
Der Kampf ums Berger Kino in Bornheim geht weiter. Das Besetzer-Kollektiv kritisiert das Nutzungskonzept des Tanzvereines Schwarz-Silber.
Update, 13. Update: Was künftig im Berger Kino passieren wird, darüber entscheiden die Eigentümer. Mehrere Bewerber soll es bereits geben. Doch mit dem am 10. August vorgestellten Konzept des Tanzvereines Schwarz-Silber entsteht neuer Unmut. Die Mitglieder des Kollektives, die die Örtlichkeit im März besetzt haben, üben scharfe Kritik an dem Konzept, das sie „als direkten Angriff auf unser vorliegendes Konzept verstehen“.
Sie argumentieren, dass das Nutzungskonzept zum einen keinen sozialen und partizipativen Anspruch genügen würde, wohingegen „über 3000 händische und weitere 3300 digitalen Unterschriften“ für ihr Projekt gestimmt hätten. Die angekündigten kulturellen Ideen neben dem Tanzangebot seien zu wenige. Statt ein weiteres Kino in Frankfurt für neue Vereinsräume zu schließen, könne der Tanzverein besser den fünf Minuten entfernten Saalbau Bornheim nutzen.
Auf Unverständnis stößt bei den Aktivisten außerdem, dass der Tanzverein überlegt, Thomas Bäppler-Wolf (SPD) eine Bühne zu geben. In der Vergangenheit wurde dem Kulturpolitiker mehrmals rassistisches Gebaren vorgeworfen.
Besetzer-Kollektiv plant ab Herbst erneut Filmschau im Berger Kino in Frankfurt
„Wir streben weiterhin zusammen mit unseren Partner*innen von Grandfilm GmbH, Lichtspiel e.V. - Netzwerk kulturelle Filmbildung und dem Mal Seh’n Kino eine zukünftige Nutzung des Berger Kinos, als anspruchsvolles und partizipatives Kino, an“, schreibt das Kollektiv. Zurzeit arbeite man daran, eine neue Brandmeldeanlage einzubauen, um ab Herbst erneut Filme im Kino zeigen zu können. Das Nutzungskonzept des Kollektives ist hier zu finden.
Tanz und Kultur im Berger Kino
Erstmeldung, 12. August: Das Berger Kino in Bornheim hat vielleicht eine Zukunft – allerdings nicht unbedingt als Lichtspieltheater. Geht es nach dem Frankfurter Tanzsportverein Schwarz-Silber, könnte im ehemaligen Schützenhof-Saal künftig vielmehr getanzt werden. Der Verein hat ein entsprechendes Nutzungskonzept am Samstag (10. August), am Tag seines jährlichen Sommer-Clubfestes vorgestellt. So ganz verabschieden vom Film will man sich aber auch nicht.
Tanzsportverein schlägt Mehrfachnutzung für Berger Kino in Frankfurt-Bornheim vor
„Die Idee ist, ins Herz von Bornheim zurückzukehren und den Saal zu beleben“, kündigte der stellvertretende Vorsitzende Tom Henrik Anhäuser an. Das Konzept sieht vor, den historischen Schützenhof sowohl für Vereinszwecke als auch für kulturelle Veranstaltungen zur Verfügung zu stellen. Dafür sei man seit zwei Jahren mit den Eigentümern im Gespräch. Der Innenraum soll möglichst zu einem großen Saal umgebaut und durch eine Vorrichtung geteilt werden können. Die Bühne und die Leinwand würden allerdings bleiben. Vereinsvorsitzender Dieter Lachner, der vor Harald Metz das Berger Kino leitete, plant, einen gebrauchten Projektor einzubauen. Somit wären auch Filmaufführungen – etwa für studentische Projekte – möglich.
Der Verein sieht ein vierfaches Nutzungskonzept für das Berger Kino vor. Die Hauptnutzung käme dem Tanzsport zugute, erläutert Anhäuser. Verschiedene Tanz- und Gymnastikkurse sollen dabei grundsätzlich montags bis freitags angeboten werden. Ein bis zweimal im Monat könnten dazu Sportveranstaltungen wie freies Training und Tanzpartys jeweils am Samstag stattfinden.
Des weiteren sei, so führt der 47-Jährige aus, stünde der Saal für Theateraufführungen zur Verfügung, wenn der Tanzverein in die dreiwöchige Sommerpause gehe. Man sei etwa im Gespräch mit dem Frankfurter Entertainer und Kulturpolitiker Thomas Bäppler-Wolf (SPD), der Interesse gezeigt habe, dort seine Mundart-Shows zu spielen. Andere Vereine könnten den Saal zudem kostengünstig anmieten. All dies wäre ebenfalls an freien Samstagen einmal im Monat möglich. Zuletzt ist laut Anhäuser vorstellbar, dass der Eigentümer die Lokalität für andere Kultur- und Vereinsveranstaltungen anbietet. Beispielweise könnten an zwölf Samstagen im Jahr örtliche Vereine den Saal nutzen.
Sanierung des Berger Kinos könnte Jahre dauern
Der Verein plant, das Nutzungskonzept jetzt verstärkt in der Öffentlichkeit und in den zuständigen Stadtgremien vorzustellen. Dabei werde man auch nach Fördermöglichkeiten suchen, sagt Anhäuser. Und die scheinen dringend nötig: Die Räumlichkeiten sind etwa energetisch nicht auf dem neuesten Stand, zudem leiden Teile der Bausubstanz seit Jahren.
Eine Bestandsaufnahme stehe noch aus. Für die mögliche Nutzung als Tanzsportarena müssten alle Kinositze entfernt und ein neuer Parkettboden verlegt werden, schätzt Anhäuser. Auch der Eingang müsste breiter werden. Wie lange die Sanierung dauern und wie teuer diese würde, dafür gebe es noch keinen Zeitplan. Mehrere Jahre seien aber wahrscheinlich.
Das Konzept, das unter dem Arbeitstitel „Tanzsportarena des Schwarz-Silber e.V. Frankfurt am Main - 'Sport- und Kultursaal Schützenhof“ läuft, ist damit das zweite, bekannt gewordene zum Berger Kino. Mit den Besetzern, die an der Bergerstraße 175 ein Stadtteilkino und partizipativen, kommunalen Kulturort einrichten wollen, hat es laut Anhäuser keine Gespräche gegeben. Generell sei man aber für alle Ideen einer kulturellen Nachnutzung offen, ergänzt er.
Was letztendlich im Berger Kino entsteht, darüber entscheiden aber die Eigentümer Adolf und Hermann Steib.
Sie argumentieren, dass das Nutzungskonzept zum einen keinen sozialen und partizipativen Anspruch genügen würde, wohingegen „über 3000 händische und weitere 3300 digitalen Unterschriften“ für ihr Projekt gestimmt hätten. Die angekündigten kulturellen Ideen neben dem Tanzangebot seien zu wenige. Statt ein weiteres Kino in Frankfurt für neue Vereinsräume zu schließen, könne der Tanzverein besser den fünf Minuten entfernten Saalbau Bornheim nutzen.
Auf Unverständnis stößt bei den Aktivisten außerdem, dass der Tanzverein überlegt, Thomas Bäppler-Wolf (SPD) eine Bühne zu geben. In der Vergangenheit wurde dem Kulturpolitiker mehrmals rassistisches Gebaren vorgeworfen.
„Wir streben weiterhin zusammen mit unseren Partner*innen von Grandfilm GmbH, Lichtspiel e.V. - Netzwerk kulturelle Filmbildung und dem Mal Seh’n Kino eine zukünftige Nutzung des Berger Kinos, als anspruchsvolles und partizipatives Kino, an“, schreibt das Kollektiv. Zurzeit arbeite man daran, eine neue Brandmeldeanlage einzubauen, um ab Herbst erneut Filme im Kino zeigen zu können. Das Nutzungskonzept des Kollektives ist hier zu finden.
Erstmeldung, 12. August: Das Berger Kino in Bornheim hat vielleicht eine Zukunft – allerdings nicht unbedingt als Lichtspieltheater. Geht es nach dem Frankfurter Tanzsportverein Schwarz-Silber, könnte im ehemaligen Schützenhof-Saal künftig vielmehr getanzt werden. Der Verein hat ein entsprechendes Nutzungskonzept am Samstag (10. August), am Tag seines jährlichen Sommer-Clubfestes vorgestellt. So ganz verabschieden vom Film will man sich aber auch nicht.
„Die Idee ist, ins Herz von Bornheim zurückzukehren und den Saal zu beleben“, kündigte der stellvertretende Vorsitzende Tom Henrik Anhäuser an. Das Konzept sieht vor, den historischen Schützenhof sowohl für Vereinszwecke als auch für kulturelle Veranstaltungen zur Verfügung zu stellen. Dafür sei man seit zwei Jahren mit den Eigentümern im Gespräch. Der Innenraum soll möglichst zu einem großen Saal umgebaut und durch eine Vorrichtung geteilt werden können. Die Bühne und die Leinwand würden allerdings bleiben. Vereinsvorsitzender Dieter Lachner, der vor Harald Metz das Berger Kino leitete, plant, einen gebrauchten Projektor einzubauen. Somit wären auch Filmaufführungen – etwa für studentische Projekte – möglich.
Der Verein sieht ein vierfaches Nutzungskonzept für das Berger Kino vor. Die Hauptnutzung käme dem Tanzsport zugute, erläutert Anhäuser. Verschiedene Tanz- und Gymnastikkurse sollen dabei grundsätzlich montags bis freitags angeboten werden. Ein bis zweimal im Monat könnten dazu Sportveranstaltungen wie freies Training und Tanzpartys jeweils am Samstag stattfinden.
Des weiteren sei, so führt der 47-Jährige aus, stünde der Saal für Theateraufführungen zur Verfügung, wenn der Tanzverein in die dreiwöchige Sommerpause gehe. Man sei etwa im Gespräch mit dem Frankfurter Entertainer und Kulturpolitiker Thomas Bäppler-Wolf (SPD), der Interesse gezeigt habe, dort seine Mundart-Shows zu spielen. Andere Vereine könnten den Saal zudem kostengünstig anmieten. All dies wäre ebenfalls an freien Samstagen einmal im Monat möglich. Zuletzt ist laut Anhäuser vorstellbar, dass der Eigentümer die Lokalität für andere Kultur- und Vereinsveranstaltungen anbietet. Beispielweise könnten an zwölf Samstagen im Jahr örtliche Vereine den Saal nutzen.
Der Verein plant, das Nutzungskonzept jetzt verstärkt in der Öffentlichkeit und in den zuständigen Stadtgremien vorzustellen. Dabei werde man auch nach Fördermöglichkeiten suchen, sagt Anhäuser. Und die scheinen dringend nötig: Die Räumlichkeiten sind etwa energetisch nicht auf dem neuesten Stand, zudem leiden Teile der Bausubstanz seit Jahren.
Eine Bestandsaufnahme stehe noch aus. Für die mögliche Nutzung als Tanzsportarena müssten alle Kinositze entfernt und ein neuer Parkettboden verlegt werden, schätzt Anhäuser. Auch der Eingang müsste breiter werden. Wie lange die Sanierung dauern und wie teuer diese würde, dafür gebe es noch keinen Zeitplan. Mehrere Jahre seien aber wahrscheinlich.
Das Konzept, das unter dem Arbeitstitel „Tanzsportarena des Schwarz-Silber e.V. Frankfurt am Main - 'Sport- und Kultursaal Schützenhof“ läuft, ist damit das zweite, bekannt gewordene zum Berger Kino. Mit den Besetzern, die an der Bergerstraße 175 ein Stadtteilkino und partizipativen, kommunalen Kulturort einrichten wollen, hat es laut Anhäuser keine Gespräche gegeben. Generell sei man aber für alle Ideen einer kulturellen Nachnutzung offen, ergänzt er.
Was letztendlich im Berger Kino entsteht, darüber entscheiden aber die Eigentümer Adolf und Hermann Steib.
13. August 2024, 11.43 Uhr
Till Geginat
Till Geginat
Jahrgang 1994, Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Goethe Universität Frankfurt, seit November 2022 beim JOURNAL FRANKFURT. Mehr von Till
Geginat >>
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