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Foto: Die Malteser bei der Arbeit in der Fan Zone © red
Foto: Die Malteser bei der Arbeit in der Fan Zone © red

Sanitätsdienst am Mainufer

Aus Corona gelernt? Kaum Vorfälle in der EM-Fan-Zone

Die Malteser sorgen federführend für die medizinische Versorgung in der Frankfurter Fan Zone zur EM. Trotz weniger Vorfälle ist die Arbeit eine Herausforderung. Unser Mitarbeiter durfte über die Schultern schauen.
In Spitzenzeiten sind bis zu 30 000 Fans in der 1,4 Kilometer langen Fan Zone am Mainufer. Beim Ausscheiden der DFB-Elf vergangenen Freitag gegen Spanien war ich selbst vor Ort und konnte miterleben, was mir bei einem Presserundgang mit den Maltesern wenige Tage später bestätigt wird: Bisher war die Atmosphäre bei Spielen und auch darum herum friedlich und es gab keine krassen Zwischenfälle; nichts was die ehren- und hauptamtlichen Einsatzkräfte des Sanitätsdienstes von anderen Großveranstaltungen nicht kennen würden. Und trotzdem ist die Großveranstaltung für alle Beteiligten eine „besondere Herausforderung“, wie der Leiter des Sanitätsdienstes, David Vowinkel von den Maltesern, sagt.

Malteser koordinieren den Sanitätsdienst in der Frankfurter Fan Zone am Mainufer

Zu einer angenehmen Atmosphäre tragen aber nicht nur die Besucher bei. Ermöglicht wird ein reibungsloses Miteinander vor allem auch durch die Infrastruktur und Organisation im Hintergrund. Wenn alles gut läuft, wird diese oftmals nicht mehr wahrgenommen: Wie ein guter Schiedsrichter, über den nach dem Spiel nicht gesprochen wird – um eine Analogie zu bedienen, die Polizeipräsident Stefan Müller neulich bezüglich der Polizeiarbeit während der EM benutzte.

Die Malteser übernehmen die zentrale Koordination des Sanitätsdienstes in der Fan Zone. Dabei kooperieren sie eng mit dem Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), dem Deutschen Roten Kreuz (DRK), der Johanniter Unfallhilfe (JUH) sowie der Wasserrettung der DLRG. Die Zusammenarbeit klappe hervorragend, betont Vowinkel. Alle Einsatzkräfte teilten dasselbe Einsatzziel. Eine Mischung aus Professionalität und Teamgeist; und alles ehrenamtsfreundlich: gute Verpflegung, genügend Pausen und wenn es die Lage gerade zulässt, auch mal ein bisschen Zeit, die Veranstaltung selbst zu erleben.

Erheblicher Aufwand zur Sicherstellung der medizinischen Versorgung

Jeweils 25 Prozent des Personals stellen die beteiligten Organisationen. Die Malteser stellen das benötigte Material für den Sanitätsdienst sowie die Infrastruktur und Logistik. Insgesamt umfasst das Aufgebot 785 Helfende im gesamten Zeitraum (ohne Wasserrettung). Zu Spitzenzeiten sind 43 Einsatzkräfte parallel im Einsatz. Weitere Helfer stehen im Rahmen des Katastrophenschutzes in Rufbereitschaft.

Es gibt zwei Unfallhilfsstellen für kleinere Verletzungen und die Erstversorgung bei schwereren; bis zu fünf Rettungswagen und ein Notarzteinsatzfahrzeug sind im Einsatz und dazu sind Fußtrupps auf dem Gelände unterwegs. Koordiniert wird alles von einer Einsatzleitung, so auch die Zusammenarbeit mit anderen Stellen, wie der Polizei oder Feuerwehr.

Kaum Gewalt, keine Probleme mit Alkohol und keine übermäßig schlimmen medizinischen Vorfälle

Natürlich gibt es bei so vielen Besuchern auch alle möglichen Verletzungen und Malheure: Schnittwunden, Zeckenbisse und auch immer wieder Kreislaufschwäche und Bewusstlosigkeit. Aber nichts habe „besonders herausgestochen“ stellt Vowinkel fest. Besonders sei fast schon, dass nichts Besonderes vorgefallen sei. Ein Grund ist hier sicher auch, dass Risikovermeidung im Vordergrund steht, wie beispielsweise Begrenzung der Besuchermenge und Räumung bei drohendem Unwetter.

Mit Fußball assoziiert man ja aber sonst nicht unbedingt nur Harmonie, vor allem nicht, wenn noch Alkohol ins Spiel kommt. Aber auch hier sind die Vorfälle „nicht überproportional“, wie Vowinkel feststellt. Vielleicht finden ja die gewaltsamen Szenen, die man sonst aus Fußballstadien kennt, nur auf Vereinsebene statt. Nach dem spanischen Siegtor gegen Deutschland kam es hinter mir jedenfalls beinahe zu einer handfesten Auseinandersetzung, weil ein Anhänger der Spanier mit sehr viel Schadenfreude jubelte. Die Situation wurde aber durch die Umstehenden unmittelbar erstickt, keiner außer den beiden hatte irgendwelche Lust zu streiten. Es bestand kein Gewaltpotenzial.

Vowinkel freut sich, „wenn man auf eine erfolgreiche Zeit zurückblicken kann“

Für die Malteser fing die Planung für die Fan Zone schon Anfang des Jahres an. Obwohl nun fast alles ineinandergreift, hat die Großveranstaltung schon viel Kraft gekostet. Jeder Tag muss komplett abgedeckt sein, meist von 13 bis 0 Uhr an sieben Tagen in der Woche, dazu muss die Logistik aufrechterhalten werden. Die Fußtrupps laufen die 1,4 Kilometer lange Strecke bis zu acht- oder neunmal in ihrem Einsatz und können sich damit wohl mit den Spielern auf dem Feld messen.

Vom Großteil der Besucher bekommen die Einsatzkräfte Dankbarkeit zu spüren. Auch Spiele, denen ein höheres Risikopotenzial und damit besondere Vorsicht entgegengebracht wurde, haben diese Einstufung nicht bestätigt. Interessant in diesem Zusammenhang ist auch ein Bauchgefühl, das einer der Einsatzkräfte mitteilt: Seit Corona sind die Zahlen von Vorfällen weniger geworden, trotz gleichbleibender Besucherzahlen, was sich auch bei anderen Großveranstaltungen zeige. Ob die Menschen seitdem vorsichtiger geworden sind oder was andere Gründe sein könnten, darüber lässt sich nur spekulieren.

Wegen der vielen positiven Eindrücke, dem kollegialen Miteinander und dem grundsätzlich reibungslosen Verlauf freut sich Vowinkel, „wenn man auf eine erfolgreiche Zeit zurückblicken kann“. Dieses Gefühl sei allen Beteiligten mehr als gegönnt; dafür, dass sie mit enormem Aufwand eine Veranstaltung wie die Fan Zone Mainufer erst ermöglichen.

Info
Bei den Maltesern Frankfurt engagieren sich etwa 500 Menschen ehrenamtlich in verschiedenen Bereichen. Wer sich gerne ehrenamtlich einbringen möchte kann hier weiter Infos finden.
 
Fotogalerie:
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