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Foto: © Wolfram Ziltz
Foto: © Wolfram Ziltz

Lichtverschmutzung in Frankfurt

Wem gehört das Licht der Stadt?

Die Skyline Frankfurts glänzt, doch viele öffentliche Gebäude der Stadt bleiben nachts unbeleuchtet. Gehört das Licht der Stadt den Bürgerinnen und Bürgern oder den Großunternehmen in der Mainmetropole?
Frankfurts Skyline ist das leuchtende Wahrzeichen der Stadt, begeistert Touristinnen und Touristen, aber auch Einheimische gleichermaßen. Doch bei genauerem Hinsehen zeigt sich ein bemerkenswerter Unterschied: Während die Hochhäuser privater Unternehmen das nächtliche Bild der Stadt dominieren und wie leuchtende Inseln aus der Dunkelheit ragen, bleiben die öffentlichen Gebäude oft unbeleuchtet. Warum sind viele Wahrzeichen und Symbole der Stadt, die die öffentliche Identität prägen, dunkel, während private
Hochhäuser im Rampenlicht stehen?

Ein Rückblick auf Frankfurts Geschichte zeigt den Wandel: Das IG-Farben-Haus galt im Jahr 1931 mit 35 Metern noch als das höchste Gebäude Deutschlands und somit als Hochhaus. Nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs verlor die Stadt großenteils ihr von historischen Bauten geprägtes Stadtbild. Der Wiederaufbau setzte auf moderne Architektur, so reiht sich heute in der Bankenmetropole ein Hochhaus an das nächste.

Manches Smartphone leuchtet heller als so manches städtisches Gebäude

Der Frankfurter Nachthimmel strahlt, blinkt und leuchtet nach Sonnenuntergang. Private Hochhäuser dominieren das Bild und machen Frankfurt weithin sichtbar. Unternehmen investieren in die Beleuchtung ihrer Fassaden und unterstreichen so ihre Präsenz. Der Commerzbank-Tower mit 259 Metern strahlt in gelblichen Tönen, auch der Main Tower und der Messeturm leuchten die ganze Nacht über. Rund 20 Hochhäuser in Frankfurt überschreiten die 100-Meter-Marke und prägen die Silhouette der Stadt mit ihrer Beleuchtung.

Gleichzeitig verschwinden viele öffentliche Gebäude und Plätze im Dunkeln – Orte, die die Identität der Bürger prägen sollten. Wahrzeichen wie der Römer oder die Paulskirche, die symbolisch für die Geschichte und Kultur der Stadt stehen, werden nach Angaben der Stadt Frankfurt nur bis 23.45 Uhr beleuchtet – danach verschwinden sie aus dem Stadtbild, während die Skyline weiter leuchtet. Der Römer, das Haus der Bürger, zeigte sich sogar bei mehreren abendlichen Besuchen unbeleuchtet (siehe Foto).

Auch der Gerechtigkeitsbrunnen auf dem Römerberg bleibt dunkel, sodass manches Smartphone heller leuchtet als so manches städtische Gebäude. Gleiches gilt für das Historische Museum, das aufgrund defekter Strahler derzeit gar nicht beleuchtet ist. Kirchen wie die Leonhardskirche erstrahlen nur bis kurz vor Mitternacht, und viele öffentliche Gebäude wie Schulen und Verwaltungsgebäude bleiben grundsätzlich unbeleuchtet. Die Gebäude, die für die Bürger stehen, wirken nachts unsichtbar und zurückgezogen – ein klarer Kontrast zu den hell erleuchteten Hochhäusern.



© dpa/Silas Stein

Lichtverschmutzung ist ein wachsendes Problem für Mensch und Tier

Die Stadt Frankfurt argumentiert, dass die Beleuchtung bewusst aus Energiespargründen und zum Schutz vor Lichtverschmutzung reduziert ist. Lichtverschmutzung, also die Störung der natürlichen Dunkelheit durch künstliches Licht, ist ein wachsendes Problem für Mensch und Tier. Übermäßiges Licht stört den Tag-Nacht-Rhythmus und kann Schlafprobleme verursachen. Auch wenn die Beleuchtungspolitik der Stadt aus ökologischen Gründen nachvollziehbar ist, stellt sich die Frage, warum die Beleuchtung so unausgewogen verteilt ist: Warum bleiben öffentliche Orte im Schatten, während private Hochhäuser erstrahlen?

Schließlich formen gerade die öffentlichen Gebäude als kulturelle und historische Bezugspunkte die Charakteristik der Stadt und verschwinden dennoch nachts im Dunkel der Skyline. Andere Städte wie Paris und München haben Maßnahmen ergriffen, um die Werbe- und Fassadenbeleuchtung von Unternehmen einzuschränken. In Frankfurt hingegen gehört die nächtliche Sichtbarkeit primär den Hochhäusern und den privaten Unternehmen.

Gehört das Licht der Stadt den Bürgern oder den Unternehmen?

Für Anwohnerinnen und Anwohner, aber auch Besucherinnen und Besucher entsteht so ein widersprüchliches Bild: Auf der einen Seite die hell erleuchtete Skyline als Symbol für Wirtschaft und modernen Fortschritt, auf der anderen Seite die unsichtbaren historischen und öffentlichen Orte. Die ungleiche Beleuchtung wirft Fragen auf: Gehört das Licht
der Stadt den Bürgern oder den Unternehmen? Ist es vertretbar, dass Wahrzeichen und Plätze, die das kollektive Gedächtnis und die Geschichte Frankfurts verkörpern, in den Hintergrund treten, während private Gebäude im Fokus bleiben? Letztlich ist es die Balance zwischen den Interessen der privaten Unternehmen und der Verantwortung gegenüber der Stadtgemeinschaft, die das Bild einer nachhaltigen Stadt für alle prägt.

Kritik, dass die Beleuchtung in der Stadt oft zu intensiv und wenig reguliert ist, was die Tiere und Menschen beeinflusst, kommt von der „Initiative Hessisches Netzwerk gegen Lichtverschmutzung“. Die Initiative weist auf die negativen Folgen für die Umwelt hin. Feldhamster und andere nachtaktive Tiere leiden etwa unter den starken Lichtglocken, die den Nachthimmel über Frankfurt aufhellen, und geraten aus ihrem natürlichen Rhythmus. Auch Menschen haben mit Schlafstörungen zu kämpfen, da das Licht die Produktion des Hormons Melatonin stört, das für den Schlaf wichtig ist.

Um Lichtverschmutzung zu vermeiden, kann etwa auf Lichterketten im Außenbereich verzichtet werden. Ebenso können falsch eingestellte Straßenlaternen, die für Lichtverschmutzung sorgen, an die zuständige Straßenbeleuchtung Rhein-Main GmbH (SRM) gemeldet werden. Zwar leuchtet Frankfurts Skyline weit über die Stadt hinaus, dennoch können alle einen kleinen Beitrag leisten, um den Himmel über Frankfurt wieder ein wenig dunkler und die Natur lebensfreundlicher zu machen.
 
Fotogalerie:
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9. Dezember 2024, 13.00 Uhr
Till Taubmann
 
Till Christian Taubmann
Jahrgang 1997, Studium in Kommunikationsdesign an der Hochschule Mainz, Arbeit als freier Illustrator, seit Januar 2023 beim JOURNAL FRANKFURT. – Mehr von Till Christian Taubmann >>
 
 
 
 
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