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Gedenkveranstaltung
„Hanau ist überall“
Rund 500 Menschen haben sich am Sonntag auf dem Hanauer Marktplatz versammelt, um der Ermordeten des Attentats vom 19. Februar 2020 zu gedenken. Die Opfer-Angehörigen beschrieben nicht nur ihren Schmerz, sondern betonten auch nochmal ihre Forderungen.
Rund 500 Menschen haben sich am Sonntag auf dem Hanauer Marktplatz versammelt, um der Opfer des rassistischen Anschlags zu gedenken. Die Zahl an Sonnenstrahlen, die sich durch den wolkenbehangenen Himmel kämpfen konnte, war zwar gering; deutlich größer war jedoch die Solidarität der Menschen, die teilweise aus ganz Deutschland angereist waren. Überall Schilder und Plakate mit den Namen und Gesichtern der Ermordeten vom 19. Februar 2020: Kaloyan Velkov, Fatih Saraçoğlu, Sedat Gürbüz, Vili Viorel Păun, Gökhan Gültekin, Mercedes Kierpacz, Ferhat Unvar, Said Nesar Hashemi und Hamza Kenan Kurtović.
Auf der Bühne vor dem Hanauer Rathaus ergriffen dann nicht nur Vereine und Verbände das Wort, sondern auch Angehörige der Opfer. Sie sprachen von Organisationsversagen bei der Polizei und den Behörden sowie über fehlende Konsequenzen. „Viele Politiker haben vor zwei Jahren von der Zäsur gesprochen, die Hanau sei und werden muss. Doch zur Zäsur gehört, dass Fehler und Versäumnisse aufgearbeitet und zugegeben werden müssen, um aus ihnen zu lernen“, sagte Çetin Gültekin, Bruder des ermordeten Gökhan Gültekin.
Auch auf das geforderte Mahnmal, das auf dem Hanauer Marktplatz errichtet werden soll und bis heute nicht realisiert worden ist, sind die Angehörigen eingegangen. Die Fläche, die für das Mahnmal vorgesehen ist, haben die Organisatorinnen und Organisatoren der Gedenkveranstaltung auf dem Boden mit Klebestreifen markiert. Für die Stadt Hanau selbst komme der Marktplatz jedoch nicht infrage. „Bürgermeister Kaminsky hat immer noch kein Mahnmal auf dem Marktplatz errichtet. Es sind 1096 Tage vergangen. Worauf warten Sie? Das sind Sie den neun Familien schuldig, Herr Kaminsky!“, sagt Emiş Gürbüz, Mutter des ermordeten Sedat Gürbüz.
Auch auf den Vater des Attentäters kamen die Rednerinnen und Redner auf der Veranstaltung zu sprechen. Dieser lauere den Familien und weiteren Bewohnern der Stadt auf, immer begleitet von einem Schäferhund. Gleichzeitig beteuere er die Unschuld seines Sohnes, der Attentäter. „Die Polizei schützt uns bis heute nicht vor dem Vater des Attentäters“, sagt Valentino Juliano Kierpacz, Sohn der ermordeten Mercedes Kierpacz. „Seit Monaten belästigt der Vater des Täters meine Familie. Er zerkratzt die Autos migrantischer Familien. Er fragt mich und auch andere, woher wir unser Geld verdienen. Er belagert uns und starrt uns an“, sagt Serpil Unvar, Mutter des ermordeten Ferhat Unvar.
Faeser und Rhein nehmen teil
Vertreterinnen und Vertreter aus der Politik haben ebenfalls an der Gedenkveranstaltung in Hanau teilgenommen – darunter Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und der hessische Ministerpräsident Boris Rhein (CDU). Beide legten zudem vor der Kundgebung Blumengestecke für die Ermordeten auf dem Hanauer Hauptfriedhof nieder. „Wir stehen zusammen gegen Rassismus, weil das feige Attentat von Hanau Menschen sinnlos aus unserer Mitte gerissen hat, und weil dieses Attentat das Fundament unserer Verfassung erschüttert und den Boden unserer Demokratie vergiftet", so Rhein und weiter: „Unsere Zukunft und unser Zusammenleben hängen davon ab, dass wir es schaffen, Rassismus aus den Köpfen zu verbannen. Das sind wir den Ermordeten schuldig.“
Auch Frankfurt hat sich solidarisiert
In Frankfurt haben anlässlich des Jahrestags bereits am Samstagabend rund 300 Menschen gegen Rassismus demonstriert. Auf der Kundgebung auf dem Rathenauplatz nahmen neben Vertreterinnen und Vertretern der Kommunalen Ausländerinnen- und Ausländervertretung (KAV), auch die OB-Kandidatinnen und -Kandidaten Mike Josef (SPD), Uwe Becker (CDU), Daniela Mehler-Würzbach (Die Linke), Manuela Rottmann (Bündnis 90/Die Grünen), Stadträtin Eileen O’Sullivan (Volt), der Vorsitzende des Landesausländerbeirats Enis Gülegen und Dieter Bahndorf von der Initiative „Aufstehen gegen Rassismus“ teil.
Der Demonstrationszug durch Frankfurt am Vorabend des Jahrestags © Bernd Kammerer
Auf der Bühne vor dem Hanauer Rathaus ergriffen dann nicht nur Vereine und Verbände das Wort, sondern auch Angehörige der Opfer. Sie sprachen von Organisationsversagen bei der Polizei und den Behörden sowie über fehlende Konsequenzen. „Viele Politiker haben vor zwei Jahren von der Zäsur gesprochen, die Hanau sei und werden muss. Doch zur Zäsur gehört, dass Fehler und Versäumnisse aufgearbeitet und zugegeben werden müssen, um aus ihnen zu lernen“, sagte Çetin Gültekin, Bruder des ermordeten Gökhan Gültekin.
Auch auf das geforderte Mahnmal, das auf dem Hanauer Marktplatz errichtet werden soll und bis heute nicht realisiert worden ist, sind die Angehörigen eingegangen. Die Fläche, die für das Mahnmal vorgesehen ist, haben die Organisatorinnen und Organisatoren der Gedenkveranstaltung auf dem Boden mit Klebestreifen markiert. Für die Stadt Hanau selbst komme der Marktplatz jedoch nicht infrage. „Bürgermeister Kaminsky hat immer noch kein Mahnmal auf dem Marktplatz errichtet. Es sind 1096 Tage vergangen. Worauf warten Sie? Das sind Sie den neun Familien schuldig, Herr Kaminsky!“, sagt Emiş Gürbüz, Mutter des ermordeten Sedat Gürbüz.
Auch auf den Vater des Attentäters kamen die Rednerinnen und Redner auf der Veranstaltung zu sprechen. Dieser lauere den Familien und weiteren Bewohnern der Stadt auf, immer begleitet von einem Schäferhund. Gleichzeitig beteuere er die Unschuld seines Sohnes, der Attentäter. „Die Polizei schützt uns bis heute nicht vor dem Vater des Attentäters“, sagt Valentino Juliano Kierpacz, Sohn der ermordeten Mercedes Kierpacz. „Seit Monaten belästigt der Vater des Täters meine Familie. Er zerkratzt die Autos migrantischer Familien. Er fragt mich und auch andere, woher wir unser Geld verdienen. Er belagert uns und starrt uns an“, sagt Serpil Unvar, Mutter des ermordeten Ferhat Unvar.
Faeser und Rhein nehmen teil
Vertreterinnen und Vertreter aus der Politik haben ebenfalls an der Gedenkveranstaltung in Hanau teilgenommen – darunter Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und der hessische Ministerpräsident Boris Rhein (CDU). Beide legten zudem vor der Kundgebung Blumengestecke für die Ermordeten auf dem Hanauer Hauptfriedhof nieder. „Wir stehen zusammen gegen Rassismus, weil das feige Attentat von Hanau Menschen sinnlos aus unserer Mitte gerissen hat, und weil dieses Attentat das Fundament unserer Verfassung erschüttert und den Boden unserer Demokratie vergiftet", so Rhein und weiter: „Unsere Zukunft und unser Zusammenleben hängen davon ab, dass wir es schaffen, Rassismus aus den Köpfen zu verbannen. Das sind wir den Ermordeten schuldig.“
Auch Frankfurt hat sich solidarisiert
In Frankfurt haben anlässlich des Jahrestags bereits am Samstagabend rund 300 Menschen gegen Rassismus demonstriert. Auf der Kundgebung auf dem Rathenauplatz nahmen neben Vertreterinnen und Vertretern der Kommunalen Ausländerinnen- und Ausländervertretung (KAV), auch die OB-Kandidatinnen und -Kandidaten Mike Josef (SPD), Uwe Becker (CDU), Daniela Mehler-Würzbach (Die Linke), Manuela Rottmann (Bündnis 90/Die Grünen), Stadträtin Eileen O’Sullivan (Volt), der Vorsitzende des Landesausländerbeirats Enis Gülegen und Dieter Bahndorf von der Initiative „Aufstehen gegen Rassismus“ teil.
Der Demonstrationszug durch Frankfurt am Vorabend des Jahrestags © Bernd Kammerer
20. Februar 2023, 17.14 Uhr
Sinem Koyuncu
Sinem Koyuncu
Jahrgang 1996, Studium der Politikwissenschaft an der Goethe-Universität, seit Oktober 2021 beim Journal Frankfurt. Mehr von Sinem
Koyuncu >>
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