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Bahar Aslan
Polizei: Anpassen oder zum Außenseiter werden
Ist die Polizei noch zu retten? Um diese und weitere Fragen ging es bei der 19. Streitbar der Bildungsstätte Anne Frank. Auch der Fall um Dozentin Bahar Aslan war Thema der Diskussion.
„Ich bekomme mittlerweile Herzrasen, wenn ich oder meine Freund:innen in eine Polizeikontrolle geraten, weil der ganze braune Dreck innerhalb der Sicherheitsbehörden uns Angst macht. Das ist nicht nur meine Realität, sondern die von vielen Menschen in diesem Land.“ Das schrieb Bahar Aslan, Dozentin an der Polizei Hochschule in Gelsenkirchen kürzlich auf Twitter. Daraufhin wurde ihr geplanter Lehrauftrag für das anstehende Semester gestrichen, in dem sie angehende Kommissar-Anwärterinnen und -Anwärter im Fach „Interkulturelle Kompetenz“ hätte ausbilden sollen.
In einem Statement der Hochschule heißt es, aus Sicht der Hochschulleitung sei Bahar Aslan als Dozentin nach den aktuellen Äußerungen ungeeignet, um Polizistinnen und Polizisten sowie den zukünftigen Verwaltungsbeamtinnen und -beamten eine „vorurteilsfreie, respektive fundierte Sichtweise im Hinblick auf Demokratie, Toleranz und Neutralität zu vermitteln“. Auch der Landesvorsitzende der Polizeigewerkschaft, Michael Mertens, zeigt sich kritisch gegenüber Aslan. Dem Focus gegenüber äußerte er, man müsse bei genauem Betrachten Aslans Aussagen „sowohl straf- als auch arbeitsrechtlich“ überprüfen.
Aslans Ausschluss ist repräsentativ für Fehler innerhalb der Institution
Dass die Kritik an Bahar Aslan vorwiegend von Akteurinnen und Akteuren der Institution selbst stammt, scheint nicht zu verwundern, wenn es nach Daniela Hunold geht, Professorin für Soziologie mit Schwerpunkt Empirische Polizeiforschung an der Berliner Hochschule für Wirtschaft und Recht.
Bei der 19. Streitbar der Bildungsstätte Anne Frank am Donnerstagabend, die unter dem Motto „Polizei: Von Einzelfall zu Einzelfall – ist die Polizei noch zu retten?“, nahm Hunold Bezug auf Aslan. Die Dozentin Aslan habe über ihre eigene Betroffenheit gesprochen und wurde dadurch ausgeschlossen. Dies sei ein starkes Signal dafür, dass man das Problem des Rassismus innerhalb der Institution nicht anerkennen wolle. Der Ausschluss Aslans gelte somit als repräsentativ für Fehler innerhalb der Institution.
Anpassen oder Außenseiter sein?
Auch Daniela Hunolds Diskussionspartner Thilo Cablitz, Polizeibeamter und ehemaliger Pressesprecher der Berliner Polizei, erklärt, dass die Polizei Anpassungen fordert. In Bahar Aslans Fall, die durch ihren Bildungsauftrag als Teil der Institution verstanden werden kann, haben ihre kritischen Äußerungen sie zur Außenseiterin gemacht. Die „Homogenitätskultur“, die innerhalb der Institution Polizei herrsche, stelle Anforderungen, an die man sich zu anpassen habe, wenn man nicht zum Außenseiter erklärt werden wolle.
Mehr Diversität und Vielfalt bekämpft den Rassismus nicht
Der Versuch, den Rassismus innerhalb der Polizei durch mehr Diversität und Vielfalt zu lösen, scheint zu scheitern. Bahar Aslans Entlassung könnte den Beweis dafür liefern. Wenn eine Behörde nicht wahrhaftige Diversität anstreben wolle und sich diese nur auf die Fahne schreibe, dann könne das Rassismusproblem nicht gelöst werden, so auch Thilo Cablitz.
Aslans Fall scheint auch zu zeigen, wie schwer es sein kann, eine öffentliche Kritik an der Polizei zu äußern. Die Kündigung und das dazugehörige Statement der Hochschule Gelsenkirchen wirken wie eine Vermeidungsstrategie, um nicht offen über Fehler zu sprechen und das vermeintliche Vertrauen der Menschen an die Institution aufrechtzuerhalten. Doch „es ist eher das Leugnen von Fehlern, dass das Vertrauen zerstört“, um es in den Worten des Polizeibeamten Thilo Cablitz zu sagen.
In einem Statement der Hochschule heißt es, aus Sicht der Hochschulleitung sei Bahar Aslan als Dozentin nach den aktuellen Äußerungen ungeeignet, um Polizistinnen und Polizisten sowie den zukünftigen Verwaltungsbeamtinnen und -beamten eine „vorurteilsfreie, respektive fundierte Sichtweise im Hinblick auf Demokratie, Toleranz und Neutralität zu vermitteln“. Auch der Landesvorsitzende der Polizeigewerkschaft, Michael Mertens, zeigt sich kritisch gegenüber Aslan. Dem Focus gegenüber äußerte er, man müsse bei genauem Betrachten Aslans Aussagen „sowohl straf- als auch arbeitsrechtlich“ überprüfen.
Dass die Kritik an Bahar Aslan vorwiegend von Akteurinnen und Akteuren der Institution selbst stammt, scheint nicht zu verwundern, wenn es nach Daniela Hunold geht, Professorin für Soziologie mit Schwerpunkt Empirische Polizeiforschung an der Berliner Hochschule für Wirtschaft und Recht.
Bei der 19. Streitbar der Bildungsstätte Anne Frank am Donnerstagabend, die unter dem Motto „Polizei: Von Einzelfall zu Einzelfall – ist die Polizei noch zu retten?“, nahm Hunold Bezug auf Aslan. Die Dozentin Aslan habe über ihre eigene Betroffenheit gesprochen und wurde dadurch ausgeschlossen. Dies sei ein starkes Signal dafür, dass man das Problem des Rassismus innerhalb der Institution nicht anerkennen wolle. Der Ausschluss Aslans gelte somit als repräsentativ für Fehler innerhalb der Institution.
Auch Daniela Hunolds Diskussionspartner Thilo Cablitz, Polizeibeamter und ehemaliger Pressesprecher der Berliner Polizei, erklärt, dass die Polizei Anpassungen fordert. In Bahar Aslans Fall, die durch ihren Bildungsauftrag als Teil der Institution verstanden werden kann, haben ihre kritischen Äußerungen sie zur Außenseiterin gemacht. Die „Homogenitätskultur“, die innerhalb der Institution Polizei herrsche, stelle Anforderungen, an die man sich zu anpassen habe, wenn man nicht zum Außenseiter erklärt werden wolle.
Der Versuch, den Rassismus innerhalb der Polizei durch mehr Diversität und Vielfalt zu lösen, scheint zu scheitern. Bahar Aslans Entlassung könnte den Beweis dafür liefern. Wenn eine Behörde nicht wahrhaftige Diversität anstreben wolle und sich diese nur auf die Fahne schreibe, dann könne das Rassismusproblem nicht gelöst werden, so auch Thilo Cablitz.
Aslans Fall scheint auch zu zeigen, wie schwer es sein kann, eine öffentliche Kritik an der Polizei zu äußern. Die Kündigung und das dazugehörige Statement der Hochschule Gelsenkirchen wirken wie eine Vermeidungsstrategie, um nicht offen über Fehler zu sprechen und das vermeintliche Vertrauen der Menschen an die Institution aufrechtzuerhalten. Doch „es ist eher das Leugnen von Fehlern, dass das Vertrauen zerstört“, um es in den Worten des Polizeibeamten Thilo Cablitz zu sagen.
26. Mai 2023, 12.51 Uhr
Sinem Koyuncu
Sinem Koyuncu
Jahrgang 1996, Studium der Politikwissenschaft an der Goethe-Universität, seit Oktober 2021 beim Journal Frankfurt. Mehr von Sinem
Koyuncu >>
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