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AWO-Affäre
Feldmann: „Die Wählerinnen und Wähler interessieren sich dafür nicht“
Am gestrigen Mittwoch äußerte sich Oberbürgermeister Peter Feldmann erstmals zu der AWO-Affäre um seine Ehefrau. Beunruhigt scheint das Stadtoberhaupt nicht zu sein. Am Ende eines Gesprächs mit ihm bleibt man kopfschüttelnd zurück.
Lange musste die Öffentlichkeit auf eine Stellungnahme des Oberbürgermeisters warten; erst eine Woche nachdem Fragen zu dem Gehalt seiner Ehefrau Zübeyde Feldmann, das diese als Leiterin einer Kindertagesstätte der AWO bezogen hat, aufgekommen waren, äußerte sich das Stadtoberhaupt. Während in den vergangenen Tagen bereits Rücktrittsforderungen laut wurden, vertröstete Peter Feldmann gelassen die Medien und bat um Geduld. Ein paar Tage könne man ja noch warten. Genau genommen bis Mittwoch; da erhielten einige wenige ausgewählte Medien, darunter auch das JOURNAL FRANKFURT, die Gelegenheit zu einem Gespräch mit dem Oberbürgermeister.
Kurz bevor diese Hintergrundgespräche stattfanden, aus denen nur nach Absprache mit den Sprechern Feldmanns zitiert werden darf, erschien überraschend ein Exklusiv-Interview in der Bild-Zeitung. „OB Feldmann bricht sein Schweigen“ heißt es in der Bild, kurz nach Veröffentlichung wurde eine fast wortgleiche offizielle Stellungnahme herausgegeben. Doch die scheint die Wogen nicht zu glätten, sondern im Gegenteil nur noch mehr Empörung zu provozieren. Er habe keinen Einfluss genommen und überhaupt kontrolliere er auch nicht den Arbeitsvertrag oder Gehaltszettel seiner Frau, lautet die wesentliche Aussage Feldmanns. Wie ein Mantra wiederholt er dies auch während des Hintergrundgesprächs hinter verschlossener Tür. Auf seine eigene Anstellung bei der AWO, zu der ebenfalls Fragen aufkamen, gehen weder das Interview in der Bild noch die Pressemitteilung ein. Er bedauere, dass die Stelle nach seiner Kandidatur als Oberbürgermeister nicht neu besetzt wurde, aber auch das sei nicht seine Entscheidung, sondern die seines ehemaligen Arbeitgebers gewesen. Davon, dass die Stelle extra für ihn geschaffen worden sei, könne keine Rede sein.
Dass in den vergangenen Tagen wiederholt Aufklärung gefordert wurde, scheint ihn auch am Mittwochabend nicht weiter zu beeindrucken. Sein langes Schweigen erklärt der sonst so mitteilungsfreudige Oberbürgermeister damit, dass er erst in Ruhe habe reflektieren wollen, ob er sich wirklich nichts habe zuschulden kommen lassen. Er sei ein Mensch, der immer zuerst bei sich selbst nach Fehlern suche und so habe er es auch in diesem Fall gehalten. Überstürztes Handeln sei nie ratsam. Aber er wisse doch sicher, ob er Einfluss auf den Arbeitsvertrag seiner Ehefrau genommen hat? Braucht man da wirklich eine Woche für eine Antwort? Natürlich wisse er das – er habe selbstverständlich keinen Einfluss genommen –, dennoch sei es wichtig gewesen, gründlich darüber nachzudenken; auch, um zu vermeiden, dass noch andere Dinge bei der AWO hochkommen. Die Antwort auf die Frage, was denn da noch hochkommen könnte, bleibt Oberbürgermeister Feldmann schuldig.
„Ich bin nicht der Pressesprecher der AWO und auch nicht der meiner Frau“, sagt er stattdessen. Auch deshalb sei ihm seine Frau keine Rechenschaft über ihr Gehalt schuldig, er habe erst im Zuge der aktuellen Berichterstattung erfahren, dass seine Frau während ihrer Tätigkeit als Kita-Leiterin bei der AWO wesentlich mehr als üblich verdiente. „Meine Ehefrau war mehr als zehn Jahre in diesem Bereich tätig, eine Berufsausbildung gemacht, ein Doppelstudium anschließend draufgesetzt. Das alles hat sie sich auf einen Hauptschulabschluss aufgebaut. Darauf ist sie stolz, und ich auf sie.“ Es verwundert ein wenig, dass der Oberbürgermeister bei all diesem Stolz bisher offenbar nicht genug Interesse an den beruflichen Erfolgen seiner Frau aufbringen konnte, um über ihr überdurchschnittlich hohes Gehalt im Bilde zu sein.
In den vergangenen Tagen wurde immer wieder der Vorwurf laut, Peter Feldmann nehme die Kritik nicht ernst, ihm sei nicht bewusst, dass ihn diese Affäre das Amt kosten könne, hieß es beispielweise in der Frankfurter Rundschau. Ein Verdacht, der sich im persönlichen Gespräch mit dem Oberbürgermeister bestätigt. Er gibt sich betont locker, den Medienrummel scheint er nicht nachvollziehen zu können, eine offizielle Pressekonferenz wolle er nicht, er stelle sich ungern selbst in den Mittelpunkt. Auf den Hinweis, dass er seinen Wählerinnen und Wählern Antworten schulde, die umfangreicher sind als die bisher erfolgte knappe Stellungnahme, schauen Feldmann und seine Berater drein, als gehe ihnen gerade zum ersten Mal auf, dass es bei der ganzen Sache ja nicht nur darum geht, die Medien zu bespaßen. Dass die Vorwürfe irgendeinen Einfluss auf seine Reputation als Oberbürgermeister haben könnten, kann sich Feldmann nicht vorstellen. „Die Wählerinnen und Wähler interessieren sich dafür nicht“, sagt er selbstbewusst. Denen seien das Seniorenticket und der freie Eintritt ins Schwimmbad für Kinder und Jugendliche wichtig. Angesichts dieses Selbstverständnisses kann man wirklich nur sprachlos den Kopf schütteln. Am Ende verabschiedet sich ein wie immer freundlich lächelnder Oberbürgermeister, der mit sich selbst und der Welt im Reinen zu sein scheint und positiv der Kommunalwahl 2021 entgegenschaut. Der SPD wird sein Auftritt schon nicht schaden. Glaubt er.
Kurz bevor diese Hintergrundgespräche stattfanden, aus denen nur nach Absprache mit den Sprechern Feldmanns zitiert werden darf, erschien überraschend ein Exklusiv-Interview in der Bild-Zeitung. „OB Feldmann bricht sein Schweigen“ heißt es in der Bild, kurz nach Veröffentlichung wurde eine fast wortgleiche offizielle Stellungnahme herausgegeben. Doch die scheint die Wogen nicht zu glätten, sondern im Gegenteil nur noch mehr Empörung zu provozieren. Er habe keinen Einfluss genommen und überhaupt kontrolliere er auch nicht den Arbeitsvertrag oder Gehaltszettel seiner Frau, lautet die wesentliche Aussage Feldmanns. Wie ein Mantra wiederholt er dies auch während des Hintergrundgesprächs hinter verschlossener Tür. Auf seine eigene Anstellung bei der AWO, zu der ebenfalls Fragen aufkamen, gehen weder das Interview in der Bild noch die Pressemitteilung ein. Er bedauere, dass die Stelle nach seiner Kandidatur als Oberbürgermeister nicht neu besetzt wurde, aber auch das sei nicht seine Entscheidung, sondern die seines ehemaligen Arbeitgebers gewesen. Davon, dass die Stelle extra für ihn geschaffen worden sei, könne keine Rede sein.
Dass in den vergangenen Tagen wiederholt Aufklärung gefordert wurde, scheint ihn auch am Mittwochabend nicht weiter zu beeindrucken. Sein langes Schweigen erklärt der sonst so mitteilungsfreudige Oberbürgermeister damit, dass er erst in Ruhe habe reflektieren wollen, ob er sich wirklich nichts habe zuschulden kommen lassen. Er sei ein Mensch, der immer zuerst bei sich selbst nach Fehlern suche und so habe er es auch in diesem Fall gehalten. Überstürztes Handeln sei nie ratsam. Aber er wisse doch sicher, ob er Einfluss auf den Arbeitsvertrag seiner Ehefrau genommen hat? Braucht man da wirklich eine Woche für eine Antwort? Natürlich wisse er das – er habe selbstverständlich keinen Einfluss genommen –, dennoch sei es wichtig gewesen, gründlich darüber nachzudenken; auch, um zu vermeiden, dass noch andere Dinge bei der AWO hochkommen. Die Antwort auf die Frage, was denn da noch hochkommen könnte, bleibt Oberbürgermeister Feldmann schuldig.
„Ich bin nicht der Pressesprecher der AWO und auch nicht der meiner Frau“, sagt er stattdessen. Auch deshalb sei ihm seine Frau keine Rechenschaft über ihr Gehalt schuldig, er habe erst im Zuge der aktuellen Berichterstattung erfahren, dass seine Frau während ihrer Tätigkeit als Kita-Leiterin bei der AWO wesentlich mehr als üblich verdiente. „Meine Ehefrau war mehr als zehn Jahre in diesem Bereich tätig, eine Berufsausbildung gemacht, ein Doppelstudium anschließend draufgesetzt. Das alles hat sie sich auf einen Hauptschulabschluss aufgebaut. Darauf ist sie stolz, und ich auf sie.“ Es verwundert ein wenig, dass der Oberbürgermeister bei all diesem Stolz bisher offenbar nicht genug Interesse an den beruflichen Erfolgen seiner Frau aufbringen konnte, um über ihr überdurchschnittlich hohes Gehalt im Bilde zu sein.
In den vergangenen Tagen wurde immer wieder der Vorwurf laut, Peter Feldmann nehme die Kritik nicht ernst, ihm sei nicht bewusst, dass ihn diese Affäre das Amt kosten könne, hieß es beispielweise in der Frankfurter Rundschau. Ein Verdacht, der sich im persönlichen Gespräch mit dem Oberbürgermeister bestätigt. Er gibt sich betont locker, den Medienrummel scheint er nicht nachvollziehen zu können, eine offizielle Pressekonferenz wolle er nicht, er stelle sich ungern selbst in den Mittelpunkt. Auf den Hinweis, dass er seinen Wählerinnen und Wählern Antworten schulde, die umfangreicher sind als die bisher erfolgte knappe Stellungnahme, schauen Feldmann und seine Berater drein, als gehe ihnen gerade zum ersten Mal auf, dass es bei der ganzen Sache ja nicht nur darum geht, die Medien zu bespaßen. Dass die Vorwürfe irgendeinen Einfluss auf seine Reputation als Oberbürgermeister haben könnten, kann sich Feldmann nicht vorstellen. „Die Wählerinnen und Wähler interessieren sich dafür nicht“, sagt er selbstbewusst. Denen seien das Seniorenticket und der freie Eintritt ins Schwimmbad für Kinder und Jugendliche wichtig. Angesichts dieses Selbstverständnisses kann man wirklich nur sprachlos den Kopf schütteln. Am Ende verabschiedet sich ein wie immer freundlich lächelnder Oberbürgermeister, der mit sich selbst und der Welt im Reinen zu sein scheint und positiv der Kommunalwahl 2021 entgegenschaut. Der SPD wird sein Auftritt schon nicht schaden. Glaubt er.
28. November 2019, 12.59 Uhr
Ronja Merkel
Ronja Merkel
Jahrgang 1989, Kunsthistorikerin, von Mai 2014 bis Oktober 2015 leitende Kunstredakteurin des JOURNAL FRANKFURT, von September 2018 bis Juni 2021 Chefredakteurin. Mehr von Ronja
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