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Zwischenruf von Johannes zu Eltz

Das Bistum braucht den Bischof als Häuptling

Die katholische Kirche verzeichnet nach der Affäre um Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst eine drastisch gestiegene Zahl an Austritten. Anlass für den Frankfurter Stadtdekan Johannes zu Eltz für einen Zwischenruf.
Die Jahre mit Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst haben ein Schlachtfeld hinterlassen. Der Machtmissbrauch in der Ausübung des Amtes, die Kaltschnäuzigkeit im Umgang mit den Leuten, die vielen Lügen und daraus die Erfahrung der Menschen, dass sie nicht ernst genommen werden. Das hat Zorn, Verbitterung und Verunsicherung ausgelöst. So etwas hat es seit Menschengedenken in der deutschen Kirche nicht gegeben. 
 
Auch die Stadtkirche in Frankfurt ist nicht unbeschadet durch die Krise gekommen. In Deutschland ist die Zahl der Austritte im vergangenen Jahr um 50 Prozent gestiegen, im Bistum Limburg um 80 und in Frankfurt um 40 Prozent. Wir liegen also unter dem Bundesdurchschnitt. Aber dessen kann man sich nicht rühmen, denn der Sockelwert der Austritte liegt in Frankfurt fürchterlich hoch. Natürlich haben die Austritte auch mit Tebartz-van Elst zu tun. Er hat vielen den letzten Anstoß gegeben, wobei Entfremdungsprozesse von der Kirche gemeinhin ziemlich lange dauern.
 
Es gibt immer Gutes im Schlechten. Das widerspricht zwar Adorno, es stimmt trotzdem. Es gibt gute Lehren, die gezogen werden. So wie jetzt der Limburger Finanzdezernent Gordon Sobbeck die Bistumsfinanzen offengelegt hat. Da ist das Bistum Limburg jetzt auf einmal führend in Deutschland, was die Offenheit betrifft. Andere werden nachziehen. Ein Vermögen von 900 Millionen Euro ist gewaltig. Vieles davon ist sinnvoll festgelegt, für die Altersversorgung etwa oder den Bauerhalt. Dennoch werden die Leute Fragen stellen. Für mich waren die Reaktionen auf die Offenlegung interessant. „Donnerwetter, so viel Geld“, sagen die Leute da schon mal, aber sie quittieren die schonungslose Offenlegung doch mit Anerkennung. Da weiß man wenigstens, was man zu kritisieren hat. Ohne Transparenz werden wir kein Vertrauen wiedergewinnen.
 
Der Papst hat Manfred Grothe als Apostolischen Administrator eingesetzt. Ich schätze ihn sehr, er macht gute Arbeit. Dennoch wünschte ich, dass wir im Domkapitel von unserem Wahlrecht hätten Gebrauch machen dürfen. Vielleicht wäre unsere Wahl ja auch auf Manfred Grothe gefallen. An unserem Recht, den Bischof zu wählen, müssen wir mit Entschiedenheit festhalten. Das steht verbindlich im Konkordat ist keine Gnade, die wir von Rom erbitten. Wir brauchen bald einen regulären Bischof. Sonderverwaltung darf immer nur eine gewisse Zeit lang dauern. Ohne Diözesanbischof als Häuptling geht nach katholischem Verständnis Kirche nicht. Unser neuer Bischof sollte seelsorgerliche Erfahrung als Pfarrer mitbringen, ein Menschenfreund sein und die Unfehlbarkeit der Kirche nicht narzisstisch missverstehen und Christus auch unter den kleinen Leuten finden. Über das Limburger Schlachtfeld wird nicht einfach Gras wachsen. Ich hoffe, dass in Rom niemand denkt, dass man die Unruhe bei uns durch Aussitzen beseitigen kann. Die Unruhe ist ja höchst produktiv. Kadavergehorsam und Friedhofsruhe bringen uns nichts. Wir müssen unbedingt danach trachten, dass uns nicht der letzte Rest an kritischen, begabten und tüchtigen Leuten davonläuft. Der Verlust an Charakterköpfen ist unerträglich für unser Bistum. Wir können Bischöfe laufen lassen, aber unsere Gläubigen nicht. 


Dieser Artikel ist in der aktuellen Ausgabe des JOURNAL FRANKFURT erschienen. Diskutieren Sie mit! Wir sind auf Ihre Meinung gespannt.
 
31. Juli 2014, 12.03 Uhr
Johannes zu Eltz
 
 
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