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Seit vier Wochen geöffnet
Das Café von Project Shelter
Die Initiative Project Shelter war bei ihrer letzten Hausbesetzung erfolgreich: In Bornheim kann sie nun ein leerstehendes Bistro nutzen. Seit vier Wochen ist es seitdem geöffnet. Doch nicht alle Nachbarn freuen sich.
Es ist ein sonniger Tag in Bornheim. Marlena, Katha und White Bread schließen das Café von Project Shelter in der Berger Straße 307, Ecke Große Spillingsgasse auf. Die Initiative "Project Shelter" setzt sich für obdachlose Migranten ein. Eigentlich ist die Initiative auf der Suche nach einem Gebäude, das sie für ein selbstverwaltetes Zentrum nutzen kann. Um dieser Forderung Druck zu verleihen besetzten sie vergangenes Jahr zahlreiche leerstehende Häuser. Im Februar war es der Paradieshof in Sachsenhausen, im Dezember besetzten sie ein Haus der städtischen Baugesellschaft ABG Holding in Bornheim. Nun besetzten sie im Juli ein leerstehendes Haus in Bornheim und hatten auch noch Erfolg damit: Der Hauseigentümer lässt die Initiative das leer stehende Bistro nutzen.
Die drei Mitglieder stellen einen Tisch und ein paar Stühle zur Hälfte auf die Straße. Bei spätsommerlichem Sonnenschein kann man sich ein Café nicht anders vorstellen. "Wenn es geht, sind die Türen möglichst weit geöffnet", so Marlene. Schließlich sollen die Leute merken, dass sich hier was tue. Lange Zeit stand das Gebäude leer. "Viele der Nachbarn freuen sich darüber, dass es hier endlich wieder belebt ist", sagt Marlene. "Viele fragen, ob wir Hilfe brauchen und bringen Sachen vorbei, die sie nicht mehr brauchen", so Katha. Letztens habe jemand einen Kinderwagen vorbeigebracht, erzählt sie. Das Café solle eine Anlaufstelle für die Geflüchteten sein, sagt White Bread. Vor allem im Winter werde das wichtig werden. "Jeder Mensch ist hier willkommen und kann erst einmal einen Kaffee trinken."
Ein Mann läuft mit seiner kleinen Tochter vorbei und fragt: "Was ist denn hier los?! Ich laufe seit über sechs Jahren an dem Laden vorbei und hier war immer zu." Das sei die übliche Reaktion, sagt White Bread. Die Gruppe habe sehr viele Ideen für Veranstaltungen und Gestaltungsmöglichkeiten. Doch man wolle den Eigentümer nicht überrumpeln. "Es ist dem Eigentümer zu verdanken, dass die Besetzung so friedlich verlief. Deswegen wollen wir ihn miteinbeziehen", so White Bread. Es sei ein "Gentlemen's Agreement" im besten Sinne.
Auch Kourosh kommt zu Besuch ins Café. Er ist seit sechs Monaten in Deutschland und kommt aus dem Iran. Sofort wechselt der Tisch vom Deutschen ins Englische. "Das machen wir so", erzählt White Bread. Er habe dadurch sein eingerostetes Englisch wieder fit machen können. Kourosh erzählt, er habe den Iran aus politischen und religiösen Gründen verlassen. Zuerst sei er für zwei Jahre nach Ungarn gegangen. Es sei zwar ein schönes Land mit netten Leuten, doch es sei schwierig gewesen einen Job zu finden. Nach Frankfurt zu kommen sei die richtige Entscheidung gewesen. Er schätzt die Stadt sehr. Es sei eine sehr lebendige Stadt, sagt er. Und die Menschen von Project Shelter seien jetzt seine besten Freunde. "Eigentlich sind sie Familie", ergänzt er.
Doch die Suche nach den Schlafplätzen für die obdachlosen Flüchtlinge geht weiter. Im Sommer sei das nicht so ein schwieriges Thema, aber bald käme wieder die Jahreszeit, in der das Problem drängender wird, so Marlene. Deswegen hängt auch immer ein Schild im Café: "Schlafplatz zu vergeben? E-Mail: project.shelter-ffm@riseup.de Telefon: 01578-5371520". Ansonsten bietet das Café viel Platz für neugierige Gäste. Getränke gibt es auf Spendenbasis: Tee, Kaffee, kalte Getränke, manchmal Kuchen oder Waffeln.
Ein älterer Mann kommt vorbei. "Habt ihr 'ne Vase da?", fragt er und schenkt dem Café ein Röschen. "Du bedienst Dich einfach, gell?", sagt Katha. Für die nette Geste gibt es einen Kaffee. Doch nicht alle scheinen sich so offen auf das Café einzulassen. Auch das Ordnungsamt schaut vorbei. Es habe eine Beschwerde gegeben, weil man den Tisch auf die Straße gestellt hat.
>> Das Café hat drei Mal die Woche offen. Die Öffnungszeiten werden an die Tür gehängt. Berger Straße 307. Mehr Informationen zu Project Shelter unter projectshelterffm.tumblr.com.
Die drei Mitglieder stellen einen Tisch und ein paar Stühle zur Hälfte auf die Straße. Bei spätsommerlichem Sonnenschein kann man sich ein Café nicht anders vorstellen. "Wenn es geht, sind die Türen möglichst weit geöffnet", so Marlene. Schließlich sollen die Leute merken, dass sich hier was tue. Lange Zeit stand das Gebäude leer. "Viele der Nachbarn freuen sich darüber, dass es hier endlich wieder belebt ist", sagt Marlene. "Viele fragen, ob wir Hilfe brauchen und bringen Sachen vorbei, die sie nicht mehr brauchen", so Katha. Letztens habe jemand einen Kinderwagen vorbeigebracht, erzählt sie. Das Café solle eine Anlaufstelle für die Geflüchteten sein, sagt White Bread. Vor allem im Winter werde das wichtig werden. "Jeder Mensch ist hier willkommen und kann erst einmal einen Kaffee trinken."
Ein Mann läuft mit seiner kleinen Tochter vorbei und fragt: "Was ist denn hier los?! Ich laufe seit über sechs Jahren an dem Laden vorbei und hier war immer zu." Das sei die übliche Reaktion, sagt White Bread. Die Gruppe habe sehr viele Ideen für Veranstaltungen und Gestaltungsmöglichkeiten. Doch man wolle den Eigentümer nicht überrumpeln. "Es ist dem Eigentümer zu verdanken, dass die Besetzung so friedlich verlief. Deswegen wollen wir ihn miteinbeziehen", so White Bread. Es sei ein "Gentlemen's Agreement" im besten Sinne.
Auch Kourosh kommt zu Besuch ins Café. Er ist seit sechs Monaten in Deutschland und kommt aus dem Iran. Sofort wechselt der Tisch vom Deutschen ins Englische. "Das machen wir so", erzählt White Bread. Er habe dadurch sein eingerostetes Englisch wieder fit machen können. Kourosh erzählt, er habe den Iran aus politischen und religiösen Gründen verlassen. Zuerst sei er für zwei Jahre nach Ungarn gegangen. Es sei zwar ein schönes Land mit netten Leuten, doch es sei schwierig gewesen einen Job zu finden. Nach Frankfurt zu kommen sei die richtige Entscheidung gewesen. Er schätzt die Stadt sehr. Es sei eine sehr lebendige Stadt, sagt er. Und die Menschen von Project Shelter seien jetzt seine besten Freunde. "Eigentlich sind sie Familie", ergänzt er.
Doch die Suche nach den Schlafplätzen für die obdachlosen Flüchtlinge geht weiter. Im Sommer sei das nicht so ein schwieriges Thema, aber bald käme wieder die Jahreszeit, in der das Problem drängender wird, so Marlene. Deswegen hängt auch immer ein Schild im Café: "Schlafplatz zu vergeben? E-Mail: project.shelter-ffm@riseup.de Telefon: 01578-5371520". Ansonsten bietet das Café viel Platz für neugierige Gäste. Getränke gibt es auf Spendenbasis: Tee, Kaffee, kalte Getränke, manchmal Kuchen oder Waffeln.
Ein älterer Mann kommt vorbei. "Habt ihr 'ne Vase da?", fragt er und schenkt dem Café ein Röschen. "Du bedienst Dich einfach, gell?", sagt Katha. Für die nette Geste gibt es einen Kaffee. Doch nicht alle scheinen sich so offen auf das Café einzulassen. Auch das Ordnungsamt schaut vorbei. Es habe eine Beschwerde gegeben, weil man den Tisch auf die Straße gestellt hat.
>> Das Café hat drei Mal die Woche offen. Die Öffnungszeiten werden an die Tür gehängt. Berger Straße 307. Mehr Informationen zu Project Shelter unter projectshelterffm.tumblr.com.
7. September 2016, 11.20 Uhr
Tamara Marszalkowski
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