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S&K-Prozesssplitter
"S. war die treibende Kraft"
Im Betrugsprozess rund um das Frankfurter Unternehmen S&K wurde der Mitangeklagte Hauke B. nach seiner 230 Seiten starken Einlassung vom Richter befragt, unter anderem zu seinem Eindruck von Stephan S.
Sie sollen mehrere hundert Anleger um 240 Millionen Euro geprellt haben, in der Absicht sich durch dubiose Geschäfte selbst zu bereichern und ihr ausschweifendes Leben zu finanzieren: Seit September vergangenen Jahres müssen sich die Gründer des Frankfurter Unternehmens S&K, Stephan S. und Jonas K., sowie vier Mitangeklagte, vor dem Landgericht Frankfurt wegen bandenmäßigen Betrugs verantworten. Nach vielen Streitereien zwischen den Verteidigern und der Staatsanwaltschaft, nach der wochenlangen Verlesung des epischen, 1400-Seiten starken Anklagesatzes und einer 230 Seiten starken Einlassung des Mitangeklagten Hauke B., gespickt mit mündlichen Ausführungen, ähnelte der Prozess am Dienstag endlich einem Gerichtsverfahren, wie man es sich gemeinhin vorstellt. Der Richter stellte Fragen und der hanseatische Geschäftsmann Hauke B., immer noch bemüht die Kaufmannsehre wieder herzustellen, sagte aus.
Mit einem großen ausgedruckten Organigramm veranschaulichte der 49-jährige Hamburger, wie das Geflecht rund um sein Emissionshaus United Investors ausgesehen habe. Der besseren Sicht wegen rückten Schöffen und Ersatzrichter, insgesamt acht Personen, ganz dicht von hinten an den vorsitzenden Richter heran, bis ein kleiner Menschenpulk an der Richterbank entstand, ein putziges Bild. Seit Wochen hat nun Hauke B. das Wort. Der Mann ist eloquent, seine schriftliche Einlassung hatte er akribisch vorbereitet und klang damit recht überzeugend, konnte sogar berichten, was er wann gedacht und deshalb warum gemacht habe. Aus dem Stehgreif, als Reaktion auf die Nachfragen des Richters, kam er jedoch manchmal ins Stocken. „Aus der Hüfte geschossen fällt mir da nichts ein. Ich kann das, wenn es Ihnen am Herzen liegt, mit in meine Zelle nehmen, vielleicht fällt mir dazu noch etwas ein“, lautete etwa eine typische Antwort von B.
Hauke B. will in der Villa Kennedy das erste Mal auf Stephan S. getroffen sein, wann er das erste Mal tatsächlich auch Jonas K. getroffen habe, ist ihm entfallen. Stephan S. sei ohnehin „die treibende Kraft“ gewesen, er habe bei den Geschäften das letzte Wort gehabt, so der Eindruck von Hauke B. „S. war dominanter als der Andere.“ Jonas K. habe Versprechungen gemacht, sie aber nicht gehalten. Der vorsitzende Richter will wissen, was der Unternehmer über Stephan S. gewusst habe, bevor er mit ihm ins Geschäft gekommen sei. Bei einer Reise nach Düsseldorf 2010 habe S. gesagt, dass er seine Wochenenden gerne in Klausur verbringe, dann Bücher lese und von einem abgelegenen Häuschen im Wald träume. „Er schien mir ein asketischer Sportsmann zu sein, der nicht dem Alkohol zusprach und nach unseren Treffen immer gleich zurück ins Büro fuhr. Wir hatten immer den Eindruck, dass in Frankfurt viel gearbeitet wird.“ Stephan S. habe sich dann verliebt und sei sehr mit seinem Privatleben involviert gewesen. Auch Jonas K. habe eine Partnerin gehabt, soweit Hauke B.s Einblick. „Es standen immer Sportwagen vor der Tür, das heißt, es lief. Die beiden waren nicht school-smart, wie man in Amerika sagt, sondern street-smart. Ungewöhnlich, unkonventionell, findig, schnell und sehr ehrgeizig, sie hatten hohe Unternehmensziele.“ Der Richter ist skeptisch. Immerhin hat Hauke B. in den USA studiert, hat den Master of Business Administration in der Tasche und ist doch auch älter und erfahrener als die Gründer von S&K gewesen, das schwingt in den Fragen des Richters mit. „Ich bin kein Schnösel und rümpfe nicht die Nase, wenn Leute keinen Studienabschluss haben. Ich fand die Erfolge der beiden für ihr Alter beachtlich. Ich fand ihr Geschäft pfiffig.“ Hauke B. habe eine Liste bekommen von An- und Verkäufen der Schrottimmobilien der vergangenen drei Jahre. Er habe nie daran gezweifelt, dass das Zahlenwerk real sei, immerhin habe es ja auch notarielle Urkunden gegeben.
„Anfangs war S. sehr zutraulich, suchte Nähe.“ Man sei privat verreist, er sei beschenkt worden, in einer vorher nicht gekannten Großzügigkeit. „Ich habe das als eine eigene Art angesehen.“ Doch ab 2010 sei es zu ersten Störungen im Verhältnis zu S&K gekommen, das Unternehmen habe eigene Geschäfte mit einem Vertrieb gemacht und sei damit auch dem Unternehmen von Hauke B. in die Quere gekommen. 2012 sei die Situation „untragbar“ geworden, weil Stephan S. wochenlang nicht für ihn telefonisch erreichbar gewesen sei. Stephan S. habe Hauke B. gesteckt, dass Jonas K. hinter seinem Rücken eigene Geschäfte mache. Mit den beiden Mitangeklagten Daniel F. und Marc-Christian S. will Hauke B. keinen Kontakt gehabt haben.
In der kommenden Woche wird eine Einlassung des Hauptangeklagten Jonas K. erwartet, der angeblich auch auf Vorwürfe von Hauke B. reagieren will.
Mit einem großen ausgedruckten Organigramm veranschaulichte der 49-jährige Hamburger, wie das Geflecht rund um sein Emissionshaus United Investors ausgesehen habe. Der besseren Sicht wegen rückten Schöffen und Ersatzrichter, insgesamt acht Personen, ganz dicht von hinten an den vorsitzenden Richter heran, bis ein kleiner Menschenpulk an der Richterbank entstand, ein putziges Bild. Seit Wochen hat nun Hauke B. das Wort. Der Mann ist eloquent, seine schriftliche Einlassung hatte er akribisch vorbereitet und klang damit recht überzeugend, konnte sogar berichten, was er wann gedacht und deshalb warum gemacht habe. Aus dem Stehgreif, als Reaktion auf die Nachfragen des Richters, kam er jedoch manchmal ins Stocken. „Aus der Hüfte geschossen fällt mir da nichts ein. Ich kann das, wenn es Ihnen am Herzen liegt, mit in meine Zelle nehmen, vielleicht fällt mir dazu noch etwas ein“, lautete etwa eine typische Antwort von B.
Hauke B. will in der Villa Kennedy das erste Mal auf Stephan S. getroffen sein, wann er das erste Mal tatsächlich auch Jonas K. getroffen habe, ist ihm entfallen. Stephan S. sei ohnehin „die treibende Kraft“ gewesen, er habe bei den Geschäften das letzte Wort gehabt, so der Eindruck von Hauke B. „S. war dominanter als der Andere.“ Jonas K. habe Versprechungen gemacht, sie aber nicht gehalten. Der vorsitzende Richter will wissen, was der Unternehmer über Stephan S. gewusst habe, bevor er mit ihm ins Geschäft gekommen sei. Bei einer Reise nach Düsseldorf 2010 habe S. gesagt, dass er seine Wochenenden gerne in Klausur verbringe, dann Bücher lese und von einem abgelegenen Häuschen im Wald träume. „Er schien mir ein asketischer Sportsmann zu sein, der nicht dem Alkohol zusprach und nach unseren Treffen immer gleich zurück ins Büro fuhr. Wir hatten immer den Eindruck, dass in Frankfurt viel gearbeitet wird.“ Stephan S. habe sich dann verliebt und sei sehr mit seinem Privatleben involviert gewesen. Auch Jonas K. habe eine Partnerin gehabt, soweit Hauke B.s Einblick. „Es standen immer Sportwagen vor der Tür, das heißt, es lief. Die beiden waren nicht school-smart, wie man in Amerika sagt, sondern street-smart. Ungewöhnlich, unkonventionell, findig, schnell und sehr ehrgeizig, sie hatten hohe Unternehmensziele.“ Der Richter ist skeptisch. Immerhin hat Hauke B. in den USA studiert, hat den Master of Business Administration in der Tasche und ist doch auch älter und erfahrener als die Gründer von S&K gewesen, das schwingt in den Fragen des Richters mit. „Ich bin kein Schnösel und rümpfe nicht die Nase, wenn Leute keinen Studienabschluss haben. Ich fand die Erfolge der beiden für ihr Alter beachtlich. Ich fand ihr Geschäft pfiffig.“ Hauke B. habe eine Liste bekommen von An- und Verkäufen der Schrottimmobilien der vergangenen drei Jahre. Er habe nie daran gezweifelt, dass das Zahlenwerk real sei, immerhin habe es ja auch notarielle Urkunden gegeben.
„Anfangs war S. sehr zutraulich, suchte Nähe.“ Man sei privat verreist, er sei beschenkt worden, in einer vorher nicht gekannten Großzügigkeit. „Ich habe das als eine eigene Art angesehen.“ Doch ab 2010 sei es zu ersten Störungen im Verhältnis zu S&K gekommen, das Unternehmen habe eigene Geschäfte mit einem Vertrieb gemacht und sei damit auch dem Unternehmen von Hauke B. in die Quere gekommen. 2012 sei die Situation „untragbar“ geworden, weil Stephan S. wochenlang nicht für ihn telefonisch erreichbar gewesen sei. Stephan S. habe Hauke B. gesteckt, dass Jonas K. hinter seinem Rücken eigene Geschäfte mache. Mit den beiden Mitangeklagten Daniel F. und Marc-Christian S. will Hauke B. keinen Kontakt gehabt haben.
In der kommenden Woche wird eine Einlassung des Hauptangeklagten Jonas K. erwartet, der angeblich auch auf Vorwürfe von Hauke B. reagieren will.
8. März 2016, 16.07 Uhr
Nicole Brevoord
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