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Zeitgenössische Kunst

Der Fortbestand der documenta ist bedroht

Zwei Mitglieder der Findungskommission für die nächste documenta sind zurückgetreten. Welches Licht wirft das auf die Schau, die als weltgrößte Ausstellung zeitgenössischer Kunst gilt? Ein Kommentar von Jasmin Schülke.
Während einer documenta und vor allem in der Zeit danach wurde schon immer gestritten und über den Sinn der weltgrößten Ausstellung für zeitgenössische Kunst debattiert. Nicht selten wurde behauptet, dass die jeweils vergangene documenta die schlechteste überhaupt gewesen sei. Dabei ging es stets um die Qualität der Kunstwerke, um die Künstler und die Kuratoren. Seit dem vergangenem Jahr ist alles anders. Antisemitische Kunstwerke, BDS-nahe Kuratoren und Künstler und Verantwortliche, die die Augen verschlossen haben, prägen das Bild der documenta 15. Die documenta ist nachhaltig beschädigt worden, weil die Verantwortlichen nicht den Mut hatten, von Anfang an für umfassende Aufklärung zu sorgen.

Nun sind zwei Mitglieder der Findungskommission zurückgetreten – darunter der Kunstkritiker und Kurator Ranjit Hoskoté, der ein Statement unterzeichnete, das die israelfeindliche BDS-Bewegung unterstützt. Vor wenigen Wochen hatten zwei Mitglieder des Kollektivs ruangrupa Videos von pro-palästinensischen Demos geliked. Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Die Grünen) droht jetzt mit dem Ende der Zuschüsse des Bundes.

Findungskommission der documenta: Unterstützung von Kassel und dem Land Hessen


Da die größten Unterstützungen aber von der Stadt Kassel und dem Land Hessen kommen, dürfte das nicht allzu sehr ins Gewicht fallen, ganz abgesehen von der Tatsache, dass diese Ankündigung mit über einem Jahr Verspätung kommt. Man hätte es besser wissen und machen können. Bereits Monate vor Eröffnung der documenta, Anfang 2022, war der Verdacht geäußert worden, dass einige Kuratoren von ruangrupa und documenta-Künstler dem BDS nahestehen. Hier hätten die Verantwortlichen genau prüfen müssen. In Wiesbaden und Kassel allerdings hielt man sich zurück.

Documenta: Jede Schau erhob sich wie Phönix aus der Asche neu


Die documenta war 1955 von Arnold Bode auch in der Absicht gegründet worden, den Menschen die von den Nationalsozialisten verfemten Kunstwerke zu zeigen, aus dem stark zerstörten Kassel sollte ein Signal gesendet werden: eine Anknüpfung an die Avantgarde-Ausstellungen vor dem Zweiten Weltkrieg. Arnold Bode ging es um eine kulturelle Wiedergutmachung. Joseph Beuys pflanzte 7000 Eichen – Stadtverwaldung statt Stattverwaltung. Die documenta wurde zur weltgrößten Ausstellung für zeitgenössische Kunst, jede Schau erhob sich wie Phönix aus der Asche stets neu – immer geprägt von den Ideen und der Persönlichkeit ihrer Kuratorinnen und Kuratoren. Zum ersten Mal in ihrer fast 70-jährigen Geschichte ist der Fortbestand der documenta ernsthaft bedroht. Die meisten der 7000 Beuys-Eichen stehen noch, die Verwaltung dagegen hat versagt.
 
Fotogalerie:
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14. November 2023, 10.37 Uhr
Jasmin Schülke
 
Jasmin Schülke
Studium der Publizistik und Kunstgeschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit Oktober 2021 Chefredakteurin beim Journal Frankfurt. – Mehr von Jasmin Schülke >>
 
 
 
 
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