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Foto: Eine Szene der Darstellung „Empfänger unbekannt“ © Michael Raphael Klein
Foto: Eine Szene der Darstellung „Empfänger unbekannt“ © Michael Raphael Klein

„Woche gegen das Vergessen“

Erinnern im Frankfurter Holzhausenschlösschen

Mit der „Woche gegen das Vergessen“ im Frankfurter Holzhausenschlösschen soll der Verfolgung jüdischer Menschen gedacht werden. Ein buntes Programm lädt zu Klassik, Kabarett und Literatur ein.
Das Holzhausenschlösschen im Nordend, umgeben vom Holzhausenpark, wird seit über 25 Jahren genutzt, um der Verfolgung jüdischer Menschen im Nationalsozialismus zu gedenken. In diesem Jahr hat die Frankfurter Bürgerstiftung eine „Woche gegen das Vergessen“ geplant und wird dabei acht Veranstaltungen eine Bühne bieten. 79 Jahre nach der NS-Zeit ist es umso wichtiger, die Erinnerungen wachzuhalten.

Für dieses Anliegen setzt sich die Frankfurter Bürgerstiftung seit über 25 Jahren ein. In zeitlicher Nähe zum 9. November, an dem im Jahr 1938 die Reichspogromnacht stattgefunden hat, wird sie eine Reihe von Programmen anbieten. Dabei soll eine Verbindung zwischen Klassik, Musical, Kabarett, Literatur und Schauspiel geschaffen werden. Die geplanten Aufführungen werden von der Adolf-Christ-Stiftung gefördert.

Mandelring Quartett, Georg Kreisler und Jo van Nelsen

Den Auftakt macht das Mandelring Quartett in einer Streichquartett-Matinee am 3. November, bei der an die drei jüdischen Komponisten Erwin Schulhoff, Berthold Goldschmidt und Erich Wolfgang Korngold erinnert wird. Ersterer starb nach einer Deportation auf die Wülzburg, den beiden Letzteren gelang die Flucht ins Exil. Das Quartett zählt zu den weltweit profiliertesten Ensembles und tritt auf internationalen Tourneen sowie bei namhaften Festivals auf.

Am 4. November wird im Holzhausenschlösschen das Musical „Heute Abend: Lola Blau“ aufgeführt, ein Stück des österreichischen Kabarettisten und Pianisten Georg Kreisler. Schauspielerin Sabine Fischmann steht auf der Bühne und den anspruchsvollen Klavierpart, für den Kreisler auch in seiner Musikkarriere bekannt war, übernimmt Markus Neumeyer. Zusätzlich wird die Inszenierung durch Tonaufnahmen der Zeitzeuginnen Aviva Goldschmidt und Eva Szepesi bereichert. Nach der ersten Aufführung folgen zwei weitere am 5. und 7. November.

Am 6. November wird der Frankfurter Musikkabarettist und Kabaretthistoriker Jo van Nelsen die deutsche Kabarett- und Zeitgeschichte aufgreifen und in seiner Grammophon-Lesung „Kabarett im KZ“ vom Schicksal jüdischer Unterhaltungsstars der Weimarer Republik berichten. Van Nelsen liest ihre Texte, singt ihre Lieder oder spielt die Musik der Künstler auf Schellackplatten. Dazu wird seltenes Bild- und Filmmaterial gezeigt, das ein multimediales Erlebnis schafft.

Schauspiel nach Mascha Kaléko und der Briefroman von Kathrine Kressmann Taylor

In „Die Nachtigall in meinem Garten schweigt“, einer Hommage an die jüdische Dichterin Mascha Kaléko, wurden ihre Verse und Tagebuchaufzeichnungen zusammengestellt. Nach ihrem erfolgreichen Auftritt im vergangenen Jahr kehren die Schauspielerin Judith Jakob und der Pianist Joachim Jezewski am 8. November in das Holzhausenschlösschen zurück.

Den Abschluss der ereignisreichen Woche bildet der 1938 publizierte Briefroman „Empfänger unbekannt“ von Kathrine Kressmann Taylor in einer szenischen Darstellung von Hannelore Bähr. Die Geschichte erzählt von einer auseinandergehenden Freundschaft zwischen einem Deutschen und einem amerikanischen Juden, die in den USA eine gemeinsame Kunstgalerie führten, bis der Deutsche kurz vor der Machtergreifung der Nazis nach Deutschland zurückkehrt und schließlich den Verlockungen des Nationalsozialismus erliegt. Das Kammerspiel mit Manuel und Michael Klein hinterlässt Eindrücke, die das Vergessen unwahrscheinlicher machen.

Info
Die Veranstaltungen im Überblick
Mehr Infos zu den Veranstaltungen gibt es hier.

Sonntag, 3.11., 11.00 Uhr
Holzhausenkonzerte – Mandelring Quartett
Erwin Schulhoff: Fünf Stücke für Streichquartett
Berthold Goldschmidt: Streichquartett Nr. 2
Erich Wolfgang Korngold: Streichquartett Nr. 2, op. 26
Eintritt: 39/24/14 Euro (je nach Sitzplatz)

Montag, Dienstag sowie Donnerstag, 4.11., 5.11., 7.11., 19.30 Uhr
Heute Abend: Lola Blau
Musical von Georg Kreisler mit Sabine Fischmann (Gesang und Schauspiel)
und Markus Neumeyer (Klavier)
Eintritt: 25/19/14 Euro (je nach Sitzplatz)

Mittwoch, 6.11., 19.30 Uhr
Jo im Schloss: „Kabarett im KZ“
Grammophon-Lesung mit Jo van Nelsen
Eintritt: 25/19/14 Euro

Freitag, 8.11., 19.30 Uhr
Mascha Kaléko – „Die Nachtigall in meinem Garten schweigt“
Musikalische Lesung mit Texten von Mascha Kaléko, gelesen von Judith Jakob
Am Klavier: Joachim Jezewski
Eintritt: 14/10/5 Euro

Samstag, 9.11., 19.30 Uhr
Zur Reichspogromnacht: „Empfänger unbekannt“
Szenische Umsetzung des Briefromans von Kathrine Kressmann Taylor, mit Manuel Klein und Michael Klein
Eintritt frei, Anmeldung unter www.frankfurter-buergerstiftung.de erforderlich
 
Fotogalerie:
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1. November 2024, 11.50 Uhr
Till Taubmann
 
Till Christian Taubmann
Jahrgang 1997, Studium in Kommunikationsdesign an der Hochschule Mainz, Arbeit als freier Illustrator, seit Januar 2023 beim JOURNAL FRANKFURT. – Mehr von Till Christian Taubmann >>
 
 
 
 
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