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"Mechanismen der Gewalt" - Frankfurter Kunstverein
Druck, bis es knallt
Zerstörerisch: Die Werke von Regina José Galindo und Arcangelo Sassolino beschäftigen sich mit "Mechanismen der Gewalt". Wie nah jeder die Arbeiten an sich heranlässt, ist ihm selbst überlassen. Betreten auf eigene Gefahr
Der Druck im Inneren des Stahlbehältnises ist so hoch, er würde ausreichen, um die ganze Innenstadt in Nichts aufzulösen. In der Skulptur "Afasia 2" befinden sich 250 Bar. Der massive Stahlbehälter wird üblicherweise genutzt, um Gas in Pipelines zu transportieren. Doch jetzt steht er im Erdgeschoss des Frankfurter Kunstvereins. Die Arbeit von Arcangelo Sassolino ist Teil der Ausstellung "Mechanismen der Gewalt". Sie ist jedoch zertifiziert und für Ausstellungszwecke zugelassen.
Während Sassolino sich mit einer abstrakten und maschinellen Form der Gewalt auseinandersetzt, zeigt die Künstlerin Regina José Galindo hingegen körperliche Gewalt. In Performances setzt sie ihren eigenen Körper gefährlichen Situationen aus und lotet gleichzeitig die Grenzen der eignen, auch psychischen Belastung aus. Beide Künstler zeichnet eine völlig unterschiedliche Herangehensweise aus. Schaut man genauer hin, sieht man jedoch mehr und mehr Parallelen und Gemeinsamkeiten.
Im Foyer des ersten Stocks liegt eine Baggerkralle auf dem Boden. Des restlichen Körpers beraubt, ist sie funktionslos. Ihre sechs Glieder bewegen sich nur noch asynchron. Ihr massives Gewicht und ihre vergeblichen Greifbewegungen hinterlassen tiefe Kratzer auf dem Steinboden des Hauses. Sie wird zu einer ziellosen, zerstörerischen Kraft.
Die guatemaltekische Künstlerin Regina José Galindo zeigt ein Video, in dem sie sich selbst Wunden zufügt. Mit einem Messer ritzt sie das Wort "Perra" (Hure) in ihren rechten Oberschenkel. In ihrem Heimatland wurden gefolterten und vergewaltigten Frauen Wörter in den Körper geritzt. Setzte sie sich zu Beginn ihres Schaffens noch mit sozialpolitischen Themen aus Guatemala auseinander, so ging ihr Blick später auf eine universellere Ebene von ungleichen Machtverhältnissen. Doch der weibliche Körper stellt weiterhin einen Schwerpunkt in ihrem Werk dar.
Ein Raum im ersten Stock ist mit einem Stahlgitter abgegrenzt. Dahinter sieht man eine Maschinerie, die an ein Gewehr erinnert. Gesteuert von einem Computerprogramm, schießt die Maschinerie eine Glasflasche mit 900 Kilometern pro Stunde gegen eine Stahlwand. Man sieht nichts, nur ein markerschütternder Knall geht durch den Raum. Niemand weiß, wann es passiert. Doch jedem geht es durch und durch. Es ist kalt kalkulierte Gewalt. Sie ist spürbar.
Strapaziert der eine Künstler die Grenzen der Ausstellungsräume, so erforscht die andere die Grenzen des eigenen Körpers. Doch immer ist es die Ausübung von gewaltigem Druck - kurz vor dem Punkt, an dem es knallt.
>>> Am heutigen Donnerstag wird die Ausstellung um 19 Uhr eröffnet. Um 20.30 Uhr zeigt die Künstlerin Regina José Galindo eine Performance: "Secreto de Estado" (Staatsgeheimnis) hat sie speziell für den Frankfurter Kunstverein entwickelt.
>> "Mechanismen der Gewalt", 19. Februar bis 17. April 2016, Frankfurter Kunstverein, Steinernes Haus am Römerberg, Markt 44. Mehr Informationen: www.fkv.de
Während Sassolino sich mit einer abstrakten und maschinellen Form der Gewalt auseinandersetzt, zeigt die Künstlerin Regina José Galindo hingegen körperliche Gewalt. In Performances setzt sie ihren eigenen Körper gefährlichen Situationen aus und lotet gleichzeitig die Grenzen der eignen, auch psychischen Belastung aus. Beide Künstler zeichnet eine völlig unterschiedliche Herangehensweise aus. Schaut man genauer hin, sieht man jedoch mehr und mehr Parallelen und Gemeinsamkeiten.
Im Foyer des ersten Stocks liegt eine Baggerkralle auf dem Boden. Des restlichen Körpers beraubt, ist sie funktionslos. Ihre sechs Glieder bewegen sich nur noch asynchron. Ihr massives Gewicht und ihre vergeblichen Greifbewegungen hinterlassen tiefe Kratzer auf dem Steinboden des Hauses. Sie wird zu einer ziellosen, zerstörerischen Kraft.
Die guatemaltekische Künstlerin Regina José Galindo zeigt ein Video, in dem sie sich selbst Wunden zufügt. Mit einem Messer ritzt sie das Wort "Perra" (Hure) in ihren rechten Oberschenkel. In ihrem Heimatland wurden gefolterten und vergewaltigten Frauen Wörter in den Körper geritzt. Setzte sie sich zu Beginn ihres Schaffens noch mit sozialpolitischen Themen aus Guatemala auseinander, so ging ihr Blick später auf eine universellere Ebene von ungleichen Machtverhältnissen. Doch der weibliche Körper stellt weiterhin einen Schwerpunkt in ihrem Werk dar.
Ein Raum im ersten Stock ist mit einem Stahlgitter abgegrenzt. Dahinter sieht man eine Maschinerie, die an ein Gewehr erinnert. Gesteuert von einem Computerprogramm, schießt die Maschinerie eine Glasflasche mit 900 Kilometern pro Stunde gegen eine Stahlwand. Man sieht nichts, nur ein markerschütternder Knall geht durch den Raum. Niemand weiß, wann es passiert. Doch jedem geht es durch und durch. Es ist kalt kalkulierte Gewalt. Sie ist spürbar.
Strapaziert der eine Künstler die Grenzen der Ausstellungsräume, so erforscht die andere die Grenzen des eigenen Körpers. Doch immer ist es die Ausübung von gewaltigem Druck - kurz vor dem Punkt, an dem es knallt.
>>> Am heutigen Donnerstag wird die Ausstellung um 19 Uhr eröffnet. Um 20.30 Uhr zeigt die Künstlerin Regina José Galindo eine Performance: "Secreto de Estado" (Staatsgeheimnis) hat sie speziell für den Frankfurter Kunstverein entwickelt.
>> "Mechanismen der Gewalt", 19. Februar bis 17. April 2016, Frankfurter Kunstverein, Steinernes Haus am Römerberg, Markt 44. Mehr Informationen: www.fkv.de
Fotogalerie: FKV Gewalt
18. Februar 2016, 09.39 Uhr
Tamara Marszalkowski
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