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Ferdinand Kramer im Museum Angewandte Kunst

Ein Designer für Frankfurt

Mit der Ausstellung „Das Prinzip Kramer. Design für variablen Gebrauch“ präsentiert das Museum Angewandte Kunst einen der bedeutendsten Architekten und Designer der deutschen Gestaltungsmoderne.
Ferdinand Kramer ist den meisten wohl eher als Architekt und weniger als Designer ein Begriff. Dabei spiegeln besonders seine Möbelentwürfe die sich verändernden gesellschaftlichen Prozesse des frühen 20. Jahrhunderts wieder. Einfachheit, Sachlichkeit, Benutzbarkeit und Langlebigkeit sind die Kriterien, die Kramer in seine Gestaltungen einfließen lässt. Lange vor Möbelhäusern wie Ikea schafft er flexible Möbel, die sich schnell auf- und abbauen lassen. Vom 6. Februar bis 7. September zeigt das Museum Angewandte Kunst in Zusammenarbeit mit der Gastkuratorin und Kramer-Expertin Gerda Breuer Ferdinand Kramer in einer umfassenden Retroperspektive. Gegliedert nach den verschiedenen Lebens- und Schaffensphasen des gebürtigen Frankfurters und mit über 100 Exponaten verschafft die Ausstellung einen Überblick über sein breites Oeuvre, das Lampen, Öfen, Kannen, Fenster- und Türbeschläge sowie Klein- und Typenmöbel umfasst. Erstmals zu sehen sind auch zahlreiche Zeichnungen und Werke aus der Jugend Kramers.

Bekannt ist Ferdinand Kramer heute vor allem durch seine Mitarbeit an den Siedlungsbauten des Neuen Frankfurt. In den 20er-Jahren, die aufgrund der wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Nachkriegszeit nach Nützlichkeit und Rationalität verlangen, arbeitet der studierte Architekt unter der Leitung seines „Entdeckers“ Ernst May am Frankfurter Hochbauamt. In seine Zuständigkeit fallen Fragen der Normung – Kramer entwickelt sachliche Dinge, die auch im kleinsten Raum verwendet werden können. Schon seine frühen Entwürfe zeigen seine moderne Haltung, die sich an Einfachheit und Sachlichkeit orientiert. Seine Designs sind nicht individuell, sondern typisiert, er legt keinen Wert auf Statusdifferenz, sondern auf Anonymität. Früh entdeckt er seine Begeisterung für die Massenindustrie und beginn,t neben seiner eigentlichen Arbeit, Stühle und Schränke für die Firma Thonet zu gestalten. Dazu greift er bereits bestehende Möbelentwürfe auf, die er verändert und weiterentwickelt. Solange ein Objekt zweckdienlich ist, muss es nicht seine Handschrift tragen. Vorbilder sind für ihn Architekten und Designer wie Adolf Loos und Le Corbusier, enttäuscht ist er dagegen vom Bauhaus, das ihm zu formalistisch und zu wenig flexibel ist.

Bereits 1930 erhält Kramer zeitweilig Berufsverbot. Seine Ideen sind zu modern, die Flachbauten gelten als „Verunstaltung der Gegend“. Nach seiner Weigerung, sich von seiner jüdischen Ehefrau scheiden zu lassen und seinem Ausschluss aus der Reichskammer der bildenden Künste, emigriert er 1938 in die USA. Die neue Umgebung beflügelt ihn – Kramer begeistert sich für den pragmatischen und mobilen Lebensstil der Amerikaner und lässt die neuen Eindrücke in seine Entwürfe einfließen. Er entwickelt die „Knock-Down-Furniture“ – zerlegbare Möbel, die sich schnell auf- und abbauen, zusammenklappen und stapeln lassen. Für Kramer sind Möbel Waren, die man erwerben kann und die nach Bedarf verwendbar und veränderbar sein sollen.

Erst 1952 kehrt er nach Frankfurt zurück und widmet sich als Baudirektor unter dem neuen Rektor Max Horkheimer dem Umbau und der Erweiterung der Goethe-Universität. 23 neue Gebäude entstehen auf dem zerstörten Gelände, darüber hinaus befasst sich Kramer mit der Inneneinrichtung der Universitätsräume. Um dem Massenbedarf der Studierenden gerecht zu werden, übernimmt er wieder Bewährtes aus den 20er Jahren und erweitert es. Auch seine „Knock-Down-Möbel“ finden Verwendung.

Die Retrospektive „Das Prinzip Kramer. Design für variablen Gebrauch“ würdigt einen Architekten und Designer, dessen Entwürfe zu den besten und konsequentesten Lösungen der Gestaltungsmoderne zählen. Die von Ferdinand Kramer geschätzten Werte wie Langlebigkeit und Nachhaltigkeit sind heute wichtiger denn je und verdeutlichen so die Zeitlosigkeit und Aktualität seiner Designs.
 
Fotogalerie:
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5. Februar 2014, 11.13 Uhr
Ronja Merkel
 
 
 
 
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