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Deutsches Jazzfestival

Gelungener Start im Sendesaal

Das „Deutsche Jazzfestival Frankfurt“ wird in 2023 70 Jahre alt. Aber es ist quicklebendig und auf der Höhe der Zeit und präsentiert noch bis Sonntag Jazz und Jazzverwandtes in allen Facetten und an unterschiedlichen Orten.
Furioser hätte der erste Tag des „Deutschen Jazzfestivals“ im hr-Sendesaal nicht enden können. Der Lokalmatador und Weltbürger Torsten de Winkel präsentierte sein Projekt The Art of Uncertainty.

Dafür hatte der Frankfurter Gitarrist eine hochkarätige Band eigens fürs Festival zusammengestellt, dabei alte und neue Freunde aus aller Welt und – nach einer Phase des Eingroovens auch bald hörbar – Geistes- und Seelenverwandte, allesamt musikalische Hochkaräter wie Pianist Gwilym Simcock (Pat Metheny), Saxofonist Kike Perdomo, Schlagzeuger Karim Ziad, Percussionist Rhani Krija (Sting), Keyboarder T.L. Mazumdar und im Wechsel die Bassisten Jonathan Cuñado und Kai Eckhardt Karpeh de Camargo (Ralph Towner, Wayne Shorter).

Thorsten de Winkel präsentiert: The Art of Uncertainty

Die Musik, einige wenige überarbeitete alte de Winkel-Kompositionen, meist aber neu Entstandenes, atmete den Geist von El Hierro wo de Winkel das bimbache openART-Festival veranstaltet und dem Gnawa Festival in Essaouira, das Ziad organisiert. Gerade die südmarokkanische Trance- und Heilmusik (Ziad und Krija spielten als Zugabe mit Originalinstrumenten wie der dreisaitige Laute Gimbri und den metallenen Qraqeb-Kastagnetten ein Gnawa-Stück, de Winkel und der Spanier Perdomo stiegen ein) hat den stilsicheren Gitarristen tief beeindruckt, infiziert und inspiriert.

So entstand gemeinsam eine hochenergetische, sehr percussive wie auch melodische Musik, die Freiheit atmete und Raum gab für schlussendlich traumwandlerisch sicheres Zusammenspiel und Virtuosität in den Soli. Da konnten alle Bandmitglieder glänzen und das Publikum begeistern. „Let’s do something risky“ hatte de Winkel das Set eröffnet. Raus aus dem Komfortzone, sich aufeinander einlassen, Neues wagen. Wenn es Künstler nicht tun, wer sonst? Kleine gelebte Utopien.

Neues wagen – wenn es Künstler nicht tun, wer sonst?

Den Abend eröffnete der eine der hauseigenen Klangkörper, die hr-Bigband unter der Leitung von Hendrika Entzian. Deren Fähig- und Möglichkeiten konnte Saxofonist und Keyboarder Wanja Slavin als Arrangeur für sein gemeinsames Projekt mit Sängerin Lucia Cadotsch, LIUN + The Science Fiction Band und neue Arrangements der Duostücke nutzen, die – deshalb die leichte Folknote der Originale – in einer Waldhütte entstanden waren.

Hier konnte man erleben, wie – subtil instrumentiert mit vielen Flöten statt Saxophonen – Singer/Songwriter-Musik zu Bigband-Jazz transformiert wird. Fast sanft präsentierte sich danach Klarinettistin Rebecca Trescher mit ihrem Quartett. „Vom Wandern in der schönen Bergluft inspiriert“ moderierte sie ihr „High Altitude Air“ an. Überhaupt hatte man das Gefühl, sie komponiere ihre oft klassisch-romantisch anmutenden Tonschöpfungen wie Programmmusik. Gesehenes, Erlebtes und Gefühltes wird in Töne gekleidet. Die Titel klingen danach: „Song For The Night“, „The Seeking Spider“, „Verborgen im Wald“ (elegant wie elegisch) und die Ton gewordene, reflektierende Eiskristalle in „Kristall“.

Deutsches Jazzfestival 2023: so geht es weiter

Im Sendesaal des Hessischen Rundfunks geht es heute und am Samstag weiter, unterbrochen von der Clubnacht in verschiedenen Locations der Stadt am Freitag. Das Finale findet traditionsgemäß am Sonntag im Mousonturm statt. Das gesamt Programm finden Sie hier.
 
Fotogalerie:
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26. Oktober 2023, 14.15 Uhr
Detlef Kinsler
 
Detlef Kinsler
Weil sein Hobby schon früh zum Beruf wurde, ist Fotografieren eine weitere Leidenschaft des Journal-Frankfurt-Musikredakteurs, der außerdem regelmäßig über Frauenfußball schreibt. – Mehr von Detlef Kinsler >>
 
 
 
 
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