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Bibliothek der Alten
Geschichtsschreibung vom Rande der Gesellschaft
Der Wohnwagenstandplatz Bonameser Straße hat eine lange und bewegte Geschichte - nur hat sie noch niemand aufgeschrieben. Nun soll sie dokumentiert werden für die "Bibliothek der Alten" im Historischen Museum.
Karl-Heinz Klein ist viel unterwegs: Er betreibt ein Karussel, einen Verkaufswagen und hat auch einen kleinen Containerdienst. "Alles, was legal ist und Geld bringt, wird gearbeitet", sagt der 52-Jährige. "Ich komme relativ gut durchs Leben." Zu seinem ungewöhnlichen Leben als Schausteller gehört auch ein ungewöhnlicher Wohnort: der Wohnwagenstandplatz Bonameser Straße. Wobei Klein in keinem Wohnwagen lebt, sondern in einer Art Bungalow mit 120 Quadratmetern Wohnfläche.
Der Mann ist einer von noch etwa 70 Menschen, die auf dem Standplatz leben. Zu Beginn, im Jahr 1953, sollen es noch 220 gewesen sein. Damals veranlasste die Stadt Frankfurt, dass alle Wohnwagenbewohner sich auf einem Platz niederlassen sollten. Dort fanden nicht nur Schausteller und Artisten ein Zuhause, sondern auch Flüchtlinge, Landfahrer, Obdachlose sowie Sinti und Roma. Bis 1959 waren 850 Menschen auf dem Platz gemeldet.
Die Geschichte des Ortes ist bisher noch unerzählt, die Erinnerungen wurden von den Bewohnern bloß mündlich tradiert. Das soll sich nun ändern: Das Forschungsprojekt zum Wohnwagenstandplatz Bonameser Straße wurde nun in die Bibliothek der Alten des Historischen Museums aufgenommen. Dabei handelt es sich um ein Erinnerungsprojekt, bei dem ein offenes Archiv geschaffen wird. Menschen und Institutionen können dabei ihre Geschichte aufschreiben; etwa 80 Beiträge sind bereits eingegangen.
Das Projekt zum Wohnwagenstandplatz geht auf die Initiative von Sonja Keil, Mitarbeiterin der Diakonie, zurück. Im Rahmen ihrer Arbeit hat sie ein Vertrauensverhältnis zu den Bewohnern der Siedlung aufgebaut, nun will sie sich die Geschichte des Platzes von ihnen erzählen lassen. Forscher der TU Darmstadt betreuen das Projekt wissenschaftlich. Neben privaten Dokumenten, Fotografien und Erinnerungsstücken sollen auch Fotoreportagen in die Bibliothek der Alten eingehen. Der Fotograf Rolf Oeser erstellt eine weitere Reportage über den heutigen Stand.
Die Perspektive der Bewohner ist eine vom Rande der Gesellschaft aus: Die Menschen mussten sich in den 60ern ihre Wasseranschlüsse selbst legen, erst in den 80er Jahren versorgte die Stadt die Siedlung mit Kanalisation. Während die Bewohner eine eingeschworene Gemeinschaft mit eigenen Regeln bildete, versuchte die Stadt, den Platz allmählich aufzulösen. Neue Parzellen dürfen nicht belegt werden, sobald ein Bewohner stirbt, wird seine Behausung abgerissen - ohne Ersatz. "Einst hat man uns dorthin verfrachtet, jetzt will man uns dort weg haben", sagt Karl-Heinz Klein, der seit zwölf Jahren auf der Parzelle seiner Eltern wohnt. Er selbst musste vor Gericht sein Recht erstreiten, dort wohnen zu dürfen.
"Das Hauptargument der Stadt ist, der Platz sei verseucht", sagt Klein, der diesen Grund für fragwürdig hält. Er berichtet von "herrlichen Bäumen und Wiesen". Der Platz sei der Stadt "ein Dorn im Auge". Dennoch unterstützt das Sozialdezernat das Forschungsprojekt mit 18.900 Euro - Mittel, die aus Spenden generiert wurden. "Die Biografiearbeit und deren Dokumentation stärken nicht nur das Selbstwertgefühl der beteiligten Bewohner", sagt Sozialdezernentin Daniela Birkenfeld (CDU), "sie fördern auch das Verständnis und die Akzeptanz einer breiteren Öffentlichkeit für andere Wohn- und Lebensformen."
Der Mann ist einer von noch etwa 70 Menschen, die auf dem Standplatz leben. Zu Beginn, im Jahr 1953, sollen es noch 220 gewesen sein. Damals veranlasste die Stadt Frankfurt, dass alle Wohnwagenbewohner sich auf einem Platz niederlassen sollten. Dort fanden nicht nur Schausteller und Artisten ein Zuhause, sondern auch Flüchtlinge, Landfahrer, Obdachlose sowie Sinti und Roma. Bis 1959 waren 850 Menschen auf dem Platz gemeldet.
Die Geschichte des Ortes ist bisher noch unerzählt, die Erinnerungen wurden von den Bewohnern bloß mündlich tradiert. Das soll sich nun ändern: Das Forschungsprojekt zum Wohnwagenstandplatz Bonameser Straße wurde nun in die Bibliothek der Alten des Historischen Museums aufgenommen. Dabei handelt es sich um ein Erinnerungsprojekt, bei dem ein offenes Archiv geschaffen wird. Menschen und Institutionen können dabei ihre Geschichte aufschreiben; etwa 80 Beiträge sind bereits eingegangen.
Das Projekt zum Wohnwagenstandplatz geht auf die Initiative von Sonja Keil, Mitarbeiterin der Diakonie, zurück. Im Rahmen ihrer Arbeit hat sie ein Vertrauensverhältnis zu den Bewohnern der Siedlung aufgebaut, nun will sie sich die Geschichte des Platzes von ihnen erzählen lassen. Forscher der TU Darmstadt betreuen das Projekt wissenschaftlich. Neben privaten Dokumenten, Fotografien und Erinnerungsstücken sollen auch Fotoreportagen in die Bibliothek der Alten eingehen. Der Fotograf Rolf Oeser erstellt eine weitere Reportage über den heutigen Stand.
Die Perspektive der Bewohner ist eine vom Rande der Gesellschaft aus: Die Menschen mussten sich in den 60ern ihre Wasseranschlüsse selbst legen, erst in den 80er Jahren versorgte die Stadt die Siedlung mit Kanalisation. Während die Bewohner eine eingeschworene Gemeinschaft mit eigenen Regeln bildete, versuchte die Stadt, den Platz allmählich aufzulösen. Neue Parzellen dürfen nicht belegt werden, sobald ein Bewohner stirbt, wird seine Behausung abgerissen - ohne Ersatz. "Einst hat man uns dorthin verfrachtet, jetzt will man uns dort weg haben", sagt Karl-Heinz Klein, der seit zwölf Jahren auf der Parzelle seiner Eltern wohnt. Er selbst musste vor Gericht sein Recht erstreiten, dort wohnen zu dürfen.
"Das Hauptargument der Stadt ist, der Platz sei verseucht", sagt Klein, der diesen Grund für fragwürdig hält. Er berichtet von "herrlichen Bäumen und Wiesen". Der Platz sei der Stadt "ein Dorn im Auge". Dennoch unterstützt das Sozialdezernat das Forschungsprojekt mit 18.900 Euro - Mittel, die aus Spenden generiert wurden. "Die Biografiearbeit und deren Dokumentation stärken nicht nur das Selbstwertgefühl der beteiligten Bewohner", sagt Sozialdezernentin Daniela Birkenfeld (CDU), "sie fördern auch das Verständnis und die Akzeptanz einer breiteren Öffentlichkeit für andere Wohn- und Lebensformen."
12. Juni 2014, 10.00 Uhr
Lukas Gedziorowski
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