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Gedenken an NS-Verfolgte
65 neue Stolpersteine in Frankfurt verlegt
In den vergangenen Wochen wurden 65 neue Stolpersteine in Frankfurt verlegt. Von Freitag bis Sonntag sollen sie nun feierlich enthüllt werden. In neun Stadtteilen erinnern sie an verfolgte und getötete Menschen aus der Zeit des Nationalsozialismus.
Bertha Bodenheimer, Alfred Grosser, Familie Gingold, Familie Levy – ihnen allen und vielen weiteren wurde in den vergangenen drei Wochen in Frankfurt ein Denkmal gesetzt. Insgesamt 65 neue Stolpersteine wurden im Rahmen des Kunst- und Gedenkprojekts von Künstler Gunter Demnig in neun Frankfurter Stadtteilen verlegt. Sie erinnern zum Großteil an jüdische Opfer des Nationalsozialismus, aber auch an politisch verfolgte Widerstandskämpfer:innen und Opfer der NS-Krankenmorde. Von Freitag bis Sonntag sollen die Steine nach und nach jeweils mit einer kleinen Zeremonie feierlich enthüllt werden.
Verlegt werden die Steine jeweils im Bürgersteig vor dem letzten „frei gewählten“ Wohnort der Betroffenen. So zum Beispiel am Freitag um 10.30 Uhr in der Bockenheimer Anlage 37. Auf Initiative von Eintracht Frankfurt werden hier die Stolpersteine für Bertha, Gabriele und Heinrich Bodenheimer enthüllt. Bertha Bodenheimer war seit 1928 Mitglied von Eintracht Frankfurt und als Tennisspielerin aktiv. Den Großhandel für kosmetische Artikel musste die Familie nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten aufgeben, bevor sie schließlich in die USA flüchtete. Bei der Zeremonie am Freitag wird Eintracht-Präsident Peter Fischer sprechen; Interessierte sind – wie bei allen Enthüllungen – eingeladen, ebenfalls daran teilzunehmen.
Im Westend wurden in den vergangenen Wochen gleich mehrere Stolpersteine verlegt. So auch die der Familie Levy in der Friedrichstraße 39 (Freitag, 12.45 Uhr) – Mutter Elisabeth, Vater Robert und Tochter Grete, die 1942 nach Lodz und Chelmno deportiert und dort ermordet wurden, sowie Sohn Rudolf. In der zur Tötungsanstalt umgebauten „Heilanstalt“ Hadamar wurde er Opfer der Ermordung kranker und behinderter Menschen durch die Nationalsozialisten. In der Mendelssohnstraße 92 (15.05 Uhr) wird, initiiert vom Frankfurter Bürgerhospital, mit Alfred Grosser einem der politisch Verfolgten gedacht, die es schafften, ins Ausland zu flüchten. Der Publizist und Politikwissenschaftler setzte sich nach dem Krieg für die deutsch-französische Freundschaft ein und erhielt den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.
Am Samstag soll unter anderen an die Familie Gingold (Breite Gasse 23, 10 Uhr) erinnert werden. Bis zu ihrer Flucht lebte die Familie immer wieder in Frankfurt. Nachdem der Schneiderladen des Vaters mit Parolen beschmiert wurde, floh die Familie im Frühjahr 1933 nach Paris. Sohn Peter Gingold blieb zunächst in Frankfurt und schloss sich unter anderem dem Kommunistischen Jugendverband Deutschlands an. Bei einer Razzia im Spätsommer 1933 wurde er jedoch von der SA verhaftet und nach mehreren Wochen im Gefängnis mit der Auflage entlassen, Deutschland sofort zu verlassen. Er folgte seiner Familie nach Paris, wo er gemeinsam mit seinen Geschwistern im Widerstand aktiv war. In Gedenken an den Widerstandskämpfer Karl Kullmann wird am Samstag (13.30 Uhr, Korffstraße 9) außerdem der erste Stolperstein in Harheim enthüllt.
Am Sonntag folgen mit den Steinen für Walter Kirchherr (Berger Straße 84, 11.05 Uhr), Alfred Oswalt sowie Fritz und Lore Simon (Niederrad, Holzhecke 27, 13.40 Uhr) oder Walter Allfeld und seine Familie (Sossenheim, Renneroder Straße 23, 12.55) weitere Gedenkorte für als Sozialdemokrat:innen oder Kommunist:innen Verfolgte der Nationalsozialisten. In der Messingplatte auf der Oberfläche der Steine sind – wie bei allen Stolpersteinen – ihre Namen und Daten eingraviert. Mit mehr als 85 000 Steinen in 25 europäischen Ländern gelten die Stolpersteine als größtes dezentrales Mahnmal der Welt. Allein in Frankfurt wurden seit 2003 1560 Stolpersteine verlegt, unter anderem für die Kaufmanns-Familie Rothschild, den Gründungsdirektor des Instituts für Sozialforschung an der Universität Frankfurt, Carl Grünberg, und seine Frau Hilde sowie den Mediziner Karl Herxheimer.
>> Enthüllung der Stolpersteine, Freitag, 3. September bis Sonntag, 5. September, einen Zeitplan zu den Enthüllungs-Zeremonien gibt es hier.
Verlegt werden die Steine jeweils im Bürgersteig vor dem letzten „frei gewählten“ Wohnort der Betroffenen. So zum Beispiel am Freitag um 10.30 Uhr in der Bockenheimer Anlage 37. Auf Initiative von Eintracht Frankfurt werden hier die Stolpersteine für Bertha, Gabriele und Heinrich Bodenheimer enthüllt. Bertha Bodenheimer war seit 1928 Mitglied von Eintracht Frankfurt und als Tennisspielerin aktiv. Den Großhandel für kosmetische Artikel musste die Familie nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten aufgeben, bevor sie schließlich in die USA flüchtete. Bei der Zeremonie am Freitag wird Eintracht-Präsident Peter Fischer sprechen; Interessierte sind – wie bei allen Enthüllungen – eingeladen, ebenfalls daran teilzunehmen.
Im Westend wurden in den vergangenen Wochen gleich mehrere Stolpersteine verlegt. So auch die der Familie Levy in der Friedrichstraße 39 (Freitag, 12.45 Uhr) – Mutter Elisabeth, Vater Robert und Tochter Grete, die 1942 nach Lodz und Chelmno deportiert und dort ermordet wurden, sowie Sohn Rudolf. In der zur Tötungsanstalt umgebauten „Heilanstalt“ Hadamar wurde er Opfer der Ermordung kranker und behinderter Menschen durch die Nationalsozialisten. In der Mendelssohnstraße 92 (15.05 Uhr) wird, initiiert vom Frankfurter Bürgerhospital, mit Alfred Grosser einem der politisch Verfolgten gedacht, die es schafften, ins Ausland zu flüchten. Der Publizist und Politikwissenschaftler setzte sich nach dem Krieg für die deutsch-französische Freundschaft ein und erhielt den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.
Am Samstag soll unter anderen an die Familie Gingold (Breite Gasse 23, 10 Uhr) erinnert werden. Bis zu ihrer Flucht lebte die Familie immer wieder in Frankfurt. Nachdem der Schneiderladen des Vaters mit Parolen beschmiert wurde, floh die Familie im Frühjahr 1933 nach Paris. Sohn Peter Gingold blieb zunächst in Frankfurt und schloss sich unter anderem dem Kommunistischen Jugendverband Deutschlands an. Bei einer Razzia im Spätsommer 1933 wurde er jedoch von der SA verhaftet und nach mehreren Wochen im Gefängnis mit der Auflage entlassen, Deutschland sofort zu verlassen. Er folgte seiner Familie nach Paris, wo er gemeinsam mit seinen Geschwistern im Widerstand aktiv war. In Gedenken an den Widerstandskämpfer Karl Kullmann wird am Samstag (13.30 Uhr, Korffstraße 9) außerdem der erste Stolperstein in Harheim enthüllt.
Am Sonntag folgen mit den Steinen für Walter Kirchherr (Berger Straße 84, 11.05 Uhr), Alfred Oswalt sowie Fritz und Lore Simon (Niederrad, Holzhecke 27, 13.40 Uhr) oder Walter Allfeld und seine Familie (Sossenheim, Renneroder Straße 23, 12.55) weitere Gedenkorte für als Sozialdemokrat:innen oder Kommunist:innen Verfolgte der Nationalsozialisten. In der Messingplatte auf der Oberfläche der Steine sind – wie bei allen Stolpersteinen – ihre Namen und Daten eingraviert. Mit mehr als 85 000 Steinen in 25 europäischen Ländern gelten die Stolpersteine als größtes dezentrales Mahnmal der Welt. Allein in Frankfurt wurden seit 2003 1560 Stolpersteine verlegt, unter anderem für die Kaufmanns-Familie Rothschild, den Gründungsdirektor des Instituts für Sozialforschung an der Universität Frankfurt, Carl Grünberg, und seine Frau Hilde sowie den Mediziner Karl Herxheimer.
>> Enthüllung der Stolpersteine, Freitag, 3. September bis Sonntag, 5. September, einen Zeitplan zu den Enthüllungs-Zeremonien gibt es hier.
2. September 2021, 12.24 Uhr
loe
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